Ihr habt euch gefragt, wogegen Menschen sich 2018 in Österreich auflehnen? Ihr denkt, Schwarz-Blau würde die Menschen genug aufwühlen, um aktiv zu werden? Der Gender Pay Gap? Oder vielleicht der Opernball? Weit gefehlt.
Die Frau, von der wir nun erzählen, weiß, wofür es sich wirklich zu kämpfen lohnt: Sie kämpft gegen den Kapitalismus (also McDonald’s) und für Gerechtigkeit (in diesem Fall für in perfektem Ausmaß gesalzene Pommes). Sie ist die Pommes-Rächerin, Cola-Trinkerin und vermeintliche Kacke-Schmiererin, die 2018 verdient.
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Die Frau, von der wir sprechen, kämpft mit allen Mitteln für eine bessere Welt und wird, so Gott will, neben Zielpunkt-Ritter Hans, der Lebkuchen-Aufsteller abfackelnden Oma oder dem Hohe-Warten-Hasser in die Geschichte Österreichs wahrer HeldInnen eingehen. Die Geschichte, die nun folgt, hat alles, was ihr jetzt braucht: Beschimpfungen, Kot und Wörter wie Gaudium.
Im Jahr 2013 begab sich eine Juristin namens Silvia in eine McDonald’s-Filiale in Graz, in der ihr Pommes serviert wurden, die für ihren Geschmack ein wenig zu salzig waren. So begann sie laut einer APA-Aussendung lautstark mit Angestellten zu diskutieren – so weit, so ehrenhaft. Die Frau drehte offenbar so auf, dass ihr “sehr konventioneller und konservativer” Freund die Verlobung mit ihr löste, womit wir beim ersten verstörenden Fakt dieser Geschichte angekommen wären. Die Tatsache, dass ein einfacher Maci-Ausraster reicht, damit Menschen ihre Verlobung lösen, lässt uns ein wenig an der Liebe im Allgemeinen zweifeln. Dass man sich überhaupt mit jemandem verlobt, der mit “seinen Eltern per Sie” ist, wie es in der APA-Meldung heißt, auch.
Denn sie wollte nur eines: Gutscheine von McDonald’s.
Der Kohlenhydrat-Kreuzzug ging im Gegensatz zur Liebesbeziehung der wütenden Juristin jedoch weiter: Sie setzte sich stundenlang zu McDonald’s, brachte ihr eigenes Cola mit, und machte es sich gemütlich. Hinzu kamen weitere Auseinandersetzungen über die “Temperatur der Pommes oder die Menge des beigefügten Natriumchlorids”. Die hörbehinderte Frau versuchte daraufhin vergeblich, die Gleichbehandlungskommission einzuschalten, weil sie den Eindruck hatte, aufgrund ihrer Einschränkung diskriminiert worden zu sein.
Weil ihr niemand helfen wollte, terrorisierte die Kundin folgerichtig den McDonald’s-Kundendienst mit Mails und Anrufen, 20 bis 30 am Tag sollen es gewesen sein. Dort stellte man ihr eine Kundenkarte mit dem Vornamen “Leck mich am” und dem Nachnamen “Schwanz” aus. Aber auch davon ließ sich die Juristin nicht entmutigen. Denn sie wollte nur eines: Gutscheine von McDonald’s.
Wieder ging die Frau zu McDonald’s und musste einige Minuten auf ihre Bestellung warten. Zufall? Auch sie vermutete dahinter böse Absicht. Daraufhin wurde ihr von einem Mitarbeiter, der behauptete, Aktivitäten der Frau dokumentiert zu haben, “zum Gaudium anderer Gäste” vorgeworfen, “ihren Kot auf dem WC zu verteilen”.
Dort stellte man ihr eine Kundenkarte mit dem Vornamen “Leck mich am” und dem Nachnamen “Schwanz” aus.
Nachdem sie dem Kundendienst mit “den Medien” und der Gleichbehandlungskommission drohte, soll man ihr zwei Gutscheine zu je 25 Euro zugestanden haben. Nur war man sich bei McDonald’s nicht ganz sicher, ob diese Gutscheine tatsächlich echt seien. Deswegen steht die Frau nun wegen schweren Betrugs vor Gericht.
Wir wissen nicht, was uns mehr beunruhigt: Dass diese Geschichte tatsächlich mittels Presseaussendung in die Welt getragen wurde, dass jemand seine Eltern siezt, dass Salz solch starke Emotionen in Menschen auslöst, oder dass jemand das Wort Gaudium in Zusammenhang mit verschmiertem Kot verwendet. Wir wissen nur eines: Silvias McMoment dauert nun bereits fünf Jahre.