“Ich hoffe, wir kriegen krasse Reaktionen und die Polizei denkt sich so: Fuck?!”, sagt YouTube-Star Leon Machère in seinem Video “POLIZEI PRANK !!! (Wände Ansprühen) aus dem Jahr 2017. Machère hat 2,1 Millionen Abonnenten auf seinem Kanal. Im Video spaziert er mit einer Spraydose durch die Stadt. Bewusst stellt er sich in die Nähe von Polizistinnen und tut so, als wollte er damit die Wände beschmieren – und lässt sich dabei von einer versteckten Kamera filmen.
Die vom Influencer erhofften “krassen Reaktionen” gab es durchaus. Allerdings später und wohl anders als erhofft. Heute, am 1. August, sollte sich der YouTuber, mit bürgerlichem Namen Rustem Ramaj, wegen dieses Videos vor dem Hamburger Amtsgericht verantworten. Der Vorwurf: Vortäuschen einer Straftat. “Ich hab’ keinen Bock ins Gefängnis zu kommen!”, sagte Machère noch scherzhaft am Ende des YouTube-Videos Auch wegen eines zweiten Delikts stand der YouTuber heute vor Gericht: Amtsanmaßung. In einem anderen Video hatte er sich offenbar als Polizist ausgegeben und diese Autorität wohl genutzt, um Passanten zu schikanieren.
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Zu seiner heutigen Gerichtsverhandlung ist Machère aber unerwartet nicht erschienen – er hat sich kurzfristig wegen Krankheit entschuldigen lassen. Deshalb erließ der Amtsrichter einen Strafbefehl von 37.500 Euro gegen den YouTuber. Das bestätigt ein Sprecher des Gerichts auf Anfrage von Motherboard. Ein Strafbefehl ersetzt sozusagen ein Gerichtsurteil: Wenn Machère keinen Einspruch einlegt, muss er die hohe Summe zahlen.
Die Strafe ist so hoch, weil sie sich am geschätzten Gehalt des YouTubers orientiert: Hinter der Summe stehen 150 Tagessätze zu je 250 Euro. Der Vorfall erinnert stark an Machères Gerichtstermin von Mai 2018: Auch damals hat sich der YouTuber kurzfristig krank gemeldet und erhielt einen Strafbefehl, damals waren es 32.500 Euro.
Machère zwang offenbar Passanten, sich auszuziehen
Das Video, in dem Machère Passanten belästigt, ist derzeit nicht mehr auf dem Kanal von Machère zu finden. Ausschnitte des Videos finden sich aber auf den Kanälen anderer YouTuber. Wie aus den Re-Uploads hervorgeht, war Machère mit Blaulicht und Megaphon unterwegs und hat anscheinend nichtsahnende Menschen auf der Straße angehalten. Offenbar gingen die Opfer davon aus, Machère sei ein Polizeibeamter in Zivil.
“Sie sollen beim Netto Bierchen geklaut haben!”, wift Machère zum Beispiel einem Mann vor. “Was hab ich?”, will der verdutzte Mann wissen. Machère wiederholt den Vorwurf. Der Mann wirkt ratlos. “Machen sie mal ein Bisschen ihre Bluse auf!”, fordert Machère daraufhin. Zögerlich knöpft der Mann sein Hemd auf. “Weiter auf!”, drängt Machère, und zwar so lange, bis der Mann mit blankem Bauch vor der versteckten Kamera steht. “Das sieht kräftig aus nach einem Bierbauch!”, ruft Machère daraufhin.
Deutsche Prank-YouTuber vor Gericht
Diese öffentliche Herabwürdigung würde Machère wohl als “Streich” bezeichnen. Solche Aktionen sind typisch für den YouTuber, der sich in einem YouTube-Lied schon selbst als “King of Prank” besungen hat: König der Streiche. Eine Zeile aus dem Lied lautet: “Ich war nie dem Gesetz treu/ schau mich an, ich bin ein bad boy”. Mit der Polizei hatte Machère tatsächlich schon Probleme. Im Mai verhängte ein Gericht eine Strafe von 32.500 Euro, weil Machère Polizisten geduzt sowie als “Azubi” und “lieber Rudi” bezeichnet habe.
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Zuletzt wurde ein YouTube-Kollege von Leon Machère vor einem Hamburger Gericht verurteilt: Der YouTuber ApoRed, mit dem Machère häufig gemeinsame Videos dreht, erhielt im Oktober 2017 eine siebenmonatige Bewährungsstrafe sowie 200 Arbeitsstunden. ApoRed, mit bürgerlichem Namen Ahmad Ahadi, hatte für ein Video vor versteckte Kamera so getan, als befinde sich eine Bombe in seiner Sporttasche. Die Vorwürfe lauteten deshalb Körperverletzung, Nötigung und Störung des öffentlichen Friedens.
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