Obacht! | Bild: Eva-Maria Vogtel | Flickr | CC BY 2.0
Das Durchscrollen des Facebook-Feeds ist ein masochistischer Tick, der vielen von uns anhaftet. Im schlimmsten Fall erinnert uns dieser Tick immer wieder daran, dass wir irgendwann im Leben mal diverse Personen falsch eingeschätzt und daraufhin deren Freundschaftsanfragen angenommen haben. Ich muss allerdings auch zugeben, dass es mir manchmal wirklich Freude bereitet, mich durch das Profil meiner ehemaligen besten Freundin aus der fünften Klasse zu klicken. Ich lache nämlich gerne über Memes zur Schönheit von Pitbulls, über nostalgische Posts zu „Damals” und über tiefsinnige Zitate über das Leben (du weißt schon, „Wenn du loslässt, hast du beide Hände frei – Chinesische Weisheit” und so weiter).
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Einer neuen Studie der University of Waterloo zufolge sind meine ehemalige beste Freundin und Menschen, die in die gleiche Kerbe schlagen, in Wahrheit jedoch ziemlich dumm. In der wissenschaftlichen Abhandlung mit dem recht blumigen Titel On the reception and detection of pseudo-profound bullshit schreiben der Doktorand Gordon Pennycook und vier andere Forscher, dass es einen Zusammenhang zwischen niedriger Intelligenz und der Begeisterung für augenscheinlich tiefgründige Zitate gibt.
In der Studie nutzten die Wissenschaftler die Website sebpearce.com, auf der man sich zufällige Aussagen generieren lassen kann, die tiefsinnig klingen sollen. Die Ergebnisse sind dabei auf den ersten Blick erstaunlich überzeugend, beim näheren Hinsehen ergeben sie dann jedoch kaum mehr Sinn.
„Ich bin zufällig über diese Website gestolpert und habe mir dann Gedanken darüber gemacht, ob es zu sowas schon irgendwelche Forschungen gibt. Ich wollte wissen, ob die Leute solche Aussagen wirklich als tiefgründig ansehen”, meinte Pennycook gegenüber VICE. „In meinen Facebook-Neuigkeiten sehe ich oft Zitate, die vielleicht nicht ganz so ungeheuerlich sind und mehr in die motivierende Richtung gehen—ganz häufig auch im Zusammenhang mit Bildern von Personen, von denen das Zitat garantiert nicht stammt.”
Bei der Studie wurden fast 300 Probanden verschiedene Aussagen vorgelegt—darunter auch einige von der oben genannten Website. Die Testpersonen sollten dann auf einer Skala von eins bis fünf die Tiefgründigkeit der Zitate einschätzen und die Sätze in eine der drei vorgegebenen Kategorien (tiefgründig, Bullshit und banal) einordnen. Zusätzlich wurden die Teilnehmer auch noch Tests unterzogen, bei denen die kognitiven Fähigkeiten und die Persönlichkeit bestimmt wurden.
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So legte man den Probanden zum Beispiel folgende Aussage vor: „Hidden meaning transforms unparalleled abstract beauty.” [Ein versteckter Sinn verändert unvergleichliche, abstrakte Schönheit]
Bei denjenigen, die diesen Satz nicht in die Kategorie Bullshit einordneten, sondern als tiefsinnig ansahen, wurde dann auch eine niedrigere Intelligenz, weniger Bereitschaft zum reflektierenden Denken sowie ein Hang zu verschwörerischem und übersinnlichem Gedankengut festgestellt.
In anderen Worten: Diese Menschen sind, wie Nietzsche es einst gesagt hat, „gefangen im Glaskabinett der Selbstreflexion des Verstands.”