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Leute erzählen von den schlimmsten Sex-Ratschlägen, die sie bekommen haben

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Von sexpositiven TikTok-Reels bis zum mehrstündigen Podcast: Tipps für ein besseres Sexleben gibt es an jeder Ecke. Nur leider ist nicht jeder Rat ein guter Rat.

Viele Sextipps, die herumschwirren, sind einfach nur peinlich – aber einige können tatsächlich Schaden anrichten. Ich habe ein paar Bekannte nach den schlimmsten Ratschlägen gefragt, die sie je bekommen haben. Und natürlich auch, wie die ihr Sexleben beeinflusst haben.

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Lucie*, 36: “Männer haben Bedürfnisse. Manchmal muss man sich eben ein bisschen zwingen”

VICE: Oh je, das ist ein Klassiker. Lucie: Jep, die berühmten “ehelichen Pflichten”. Wenn du einen Mann nicht befriedigst, wird er sich – zu Recht – woanders umschauen.

**Wer hat dir den Ratschlag gegeben?
**Meine Mutter. Sie dachte wirklich, dass sie mir damit hilft. Sie sagte, eine Frau müsse zwei Dinge tun, um ihren Partner bei Laune zu halten: gut kochen können und immer bereit sein, Sex zu haben. Ich glaube, dass viele Frauen mit diesen patriarchalen Vorstellungen aufgewachsen sind. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben. Meine Mutter ist in einem von Missbrauch geprägten Umfeld aufgewachsen. Ihr Kompass war in dieser Hinsicht nicht gut eingestellt.

Leider ist mir diese Vorstellung nach meiner ersten Beziehung in Fleisch und Blut übergangen. Sie war ziemlich toxisch, mein damaliger Freund hat mich richtig ausgenutzt. Wenn ich in den zehn Jahren danach mit einem Mann zusammen war und er Lust hatte, ich aber nicht, fing ich immer an zu weinen.

**Hast du dich schuldig gefühlt?
**Ja, und wie! Ich kam mir vor wie die schlechteste Freundin aller Zeiten. Offensichtlich habe ich das Wohlbefinden und die Bedürfnisse meiner Partner über meine eigenen gestellt. Daran arbeite ich immer noch, obwohl diese toxische Beziehung schon lange hinter mir liegt.

**Wie haben deine anderen Partner dann reagiert?
**Die meisten waren ein bisschen überrascht. Sie verstanden nicht wirklich, warum ich mich damit so gestresst habe. Das Problem ist, dass diese Gedanken den Mädchen immer noch eingetrichtert werden. Bei der Vorstellung, es sei die Rolle der Frau, die Bedürfnisse des Mannes zu befriedigen, haben wir zwar Fortschritte gemacht, aber viele Mädchen führen die Sache im Stillen weiter. Sie häufen Traumata von nicht einvernehmlichem Sex an und ihre Partner bemerken das manchmal gar nicht.

**Wann hast du gemerkt, dass du einen schlechten Ratschlag bekommen hast?
**Der Groschen ist vor ein paar Jahren gefallen, als Vergewaltigung in der Ehe Teil des Mainstream-Diskurses wurde. Das hat mich echt wachgerüttelt. Ich habe gemerkt, dass ich das in meiner ersten Beziehung erlebt habe, und dass dieser beschissene Ratschlag die Gewalt meines Ex-Freundes legitimierte.

**Wenn du heute einem jungen Mädchen einen Sex-Ratschlag geben müsstest, was würdest du ihr sagen?
**Frag dich immer, ob du mit allem, was geschieht, einverstanden bist. Willst du es wirklich, oder hoffst du nur, dass dich jemand lieben wird? Du hast immer das Recht, Nein zu sagen oder deine Meinung zu ändern, auch mittendrin.

Hendrik*, 29: “Üb Analsex zu Hause, dann tut es nicht mehr weh”

VICE: Reden wir von Sexspielzeug? Hendrik: Leider nicht. Die Person, die diesen Funken Weisheit mit mir geteilt hat – mein erster Partner – hatte etwas anderes im Sinn. Etwas aus der Gemüseabteilung.

**Oh nein.
**Oh doch. Ich glaube, es war eher als Witz gemeint. Aber Fakt ist: Selbst mit echtem Sexspielzeug, Plugs oder Dildos, wird Üben die Analpenetration nicht einfacher machen. Es hilft vielleicht dabei, sich an das Gefühl zu gewöhnen, aber es ist nicht so, dass man den Anus vor dem eigentlichen Akt weiten kann.

**Wenn du diesen schlechten Tipp durch einen hilfreichen ersetzen könntest, welcher wäre das?
**Wenn es so weit ist, versucht, euch Zeit zu lassen und alles mit Bedacht zu machen. Das Wichtigste ist, dass ihr euch wohlfühlt – und gutes Gleitmittel zur Hand habt. Es gibt kein Wundermittel, um die Dinge zu beschleunigen oder zu erleichtern, also verletzt euch nicht auf der Suche nach irgendwelchen Hacks.

Tim, 28*: “Denk an deine Oma, damit du länger durchhältst”

VICE: Ich nehme mal an, dass du das schon ausprobiert hast. Tim: Aber klar doch! Ich war 16 und total unerfahren. Ich hätte jeden Ratschlag befolgt, der verspricht, mich in einen Sexgott zu verwandeln.

**Hat es funktioniert?
**Meine Partnerin würde wahrscheinlich sagen: ja. Aber für mich war es echt seltsam, meine arme Oma mit ins Spiel zu bringen.

**Erinnerst du dich, wer dir diesen Tipp gegeben hat?
**Ein Schulfreund. Er war der Erste, der seine Jungfräulichkeit verloren hat, also haben ihn natürlich alle um Rat gefragt. Aber es war nicht nur er. Denselben Ratschlag habe ich schon von einigen Leuten und sogar im Fernsehen gehört.

**Na ja, den Grundgedanken verstehe ich, glaube ich. Wenn man einen Penis hat, besteht ein ziemlicher Leistungsdruck.
**Absolut. Als ich jünger war, war ich echt besessen davon, meine Partnerinnen zu befriedigen. Ich habe sie die ganze Zeit gefragt, wie ich mich anstelle. Ich brauchte Bestätigung. Aber mit den Jahren habe ich verstanden, dass das letztendliche Ziel nicht ein Orgasmus ist. Es ist viel wichtiger, den Sex zusammen genießen zu können, von Anfang bis Ende. Wenn alle kommen, umso besser. Und wenn man gemeinsam kommt, ist das das Sahnehäubchen … Aber ich mag den ganzen Kuchen, ob mit oder ohne Sahne.

**Aber was kann man machen, um länger durchzuhalten?
**Ich denke an meinen Job, einen Waldspaziergang oder Geldprobleme. Aber es besteht immer die Gefahr, dass einen das zu sehr rausbringt und den Moment ruiniert.

Ich mache das, ehrlich gesagt, eh nicht mehr oft. Ich habe andere, effektivere Wege gefunden, länger durchzuhalten. Atemtechniken und so. Und falls das nicht funktioniert, ist das nicht das Ende der Welt!

**Wenn du in der Zeit reisen und deinem Teenager-Ich einen wirklich guten Sextipp geben könntest, was würdest du ihm sagen?
**Konzentriere dich auf das Hier und Jetzt. Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, was die andere Person von dir erwartet. Werd nicht besessen davon, irgendjemanden zu beeindrucken. Letzten Endes ist niemand allmächtig oder perfekt, wenn es um Sex geht. Das Wichtigste ist, dass ihr gemeinsam den Moment genießt.

Gregory*, 28: “Mach deine Analdusche mit richtig heißem Wasser”

VICE: Warum ist dieser Tipp schlecht? Gregory: Weil der Dickdarm sehr empfindlich ist. Wenn das Wasser zu heiß ist, kann das extrem schmerzhaft und sogar gefährlich sein. Ich habe mich beim ersten Mal total verbrüht.

**Autsch.
**Ja, es war ziemlich traumatisch. Aber es sagt auch viel über die Erfahrungen vieler queerer Menschen aus. Bei der sexuellen Aufklärung sind wir nicht auf derselben Stufe. Als queerer Mensch ist man mit seinen Fragen oft auf sich allein gestellt.

**Glaubst du, dass es in der Hinsicht besser wird?
**Ja und nein. Natürlich gibt es heutzutage mehr Informationen, und über Social Media, Fernsehshows und so weiter haben wir Zugang zu den Erfahrungen von mehr Menschen. Aber bei der “offiziellen” sexuellen Aufklärung, wie sie zum Beispiel in der Schule stattfindet, wird immer noch der biologische Aspekt von Sex betont, die Risiken und Prävention. Über Lust und praktische Fragen, wie ich sie hatte, wird nicht gesprochen. Sie bleiben weiterhin geheimnisvoll und tabu.

*Das sind nicht ihre echten Namen, weil es ihnen allen sehr peinlich war.

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