Inmitten eines lodernden Pyromeers prangerte gestern der Slogan „Guess who`s back” in der Warschauer Nordkurve. Nach 21 Jahre Abstinenz in der Champions League hatten die Fans von Legia Warschau vor dem Spiel gegen den BVB eine beeindruckende Choreographie vorbereitet. Doch bei der klaren 0:6-Niederlage wurden die Legia-Anhänger nicht nur ihrem stimmungsvollen und guten—sondern auch ihrem schlechten Ruf gerecht.
In der 32. Spielminute versuchten einige maskierte Legia-Hooligans den Gästebereich der BVB-Anhänger über einen Nebenblock zu stürmen. Der TV-Zuschauer konnte zwischenzeitlich live dabei zusehen, wie einige überforderte Stadionordner versuchten, die Angreifer mit Pfefferspray von ihrem Vorhaben abzuhalten. Vor allem das groteske Bild eines Legia-Anhängers, der mit einem geklauten Pfefferspray auf die Ordner sprühte, machte anschließend im Internet die Runde. Nach wenigen Minuten drängten dann dutzende Polizisten in den BVB- und Nebenblock und verhinderten so einen Zusammenstoß beider Fangruppen. Leider blieb dies nicht der einzige hässliche Vorfall im Stadion.
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Viele der deutschen Zuschauer und Journalisten im Stadion, aber auch vor den TV-Geräten trauten mitten im Spiel ihren Ohren nicht. Aus der Legia-Kurve schallte die Parole „Jude, Jude BVB”. Polnische Journalisten bestätigten den Ausruf der antisemitischen Parole. Teile der Legia-Fans sind nicht nur für ihre Gewaltbereitschaft, sondern auch für ihre rassistischen und antisemitischen Rufe bekannt. Auf Bannern bei Ligaspielen stehen auch mal Sätze wie „Tod allen Kommunisten” oder “Polen den Polen. Raus mit den Schweinen.”
„Alle Zuschauer, die an dem Verstoß gegen die öffentliche Ordnung auf der Westtribüne und im Gästeblock beteiligt waren, werden die gesetzlichen Konsequenzen tragen”, erklärte der Verein Legia Warschau in einer Stellungnahme in Bezug auf den Angriffsversuch auf den Dortmunder Fanblock und das Abbrennen von Pyrotechnik der BVB-Fans. Antisemitische Parolen will beim Verein jedoch niemand gehört haben.
„Die Medienberichte, laut denen die Fans von Legia auf den Rängen ‘Jude Jude BVB’ skandiert hätten, entsprechen nicht der Wahrheit. Stattdessen sangen die Zuschauer ‘Nutte Nutte BVB’”, so der Klub. Immer getreu nach dem Motto: Lieber Sexismus, als Antisemitismus. „Ein für den BVB und für seine Fans ebenfalls beleidigender Gesang, den auch die Fans anderer Deutscher Mannschaften singen; dieser Gesang hat jedoch keinen rassistischen oder antisemitischen Hintergrund.” Vor drei Jahren bestrafte die UEFA den Klub schon mal wegen rassistischer Gesänge in einem Europa-League-Qualispiel mit einer Geldstrafe—mal gucken, ob die ihnen diese Ausrede abkaufen.