Ludacris schreibt seine Texte auch beim Autofahren

Ludacris war, keine Frage, mal einer der besten Rapper der Welt. Weil er Flowen konnte wie nichts, dabei auch noch komödiantisches Potential an den Tag legte und überhaupt eine ziemlich coole Sau war. „Get Back“, „Number One Spot“, „Stand Up“, „Rollout“, „Area Codes“ und unzählige andere Songs oder Feature-Parts stellen das sehr eindeutig unter Beweis. In den vergangen Jahren hat der Ludameister seinen Fokus allerdings eher auf den Film—genaugenommen einen Film, noch genauer Too Fast Too Furious—verschoben.

Aber es juckt einen natürlich im Kehlkopf, wenn man eifrig Drehbücher liest und nur aus Spaß Songs mit Justin Bieber und David Guetta aufnimmt und dabei zugucken muss, wie eine ganze Garde an jungen MCs aus der eigenen Heimatstadt, nämlich Atlanta, einfach mir nichts dir nichts an dir vorbeizieht und deine damalige Flowshow alt aussehen lässt. Deshalb hat Ludacris jetzt, nach Battle of the Sexes aus dem Jahr 2010, ein neues Album aufgenommen. Es heißt Ludaversal und ist leider auch wieder nicht die Comeback-Platte, die man sich von Luda gewünscht hätte. Aber ein bisschen mit ihm plaudern, das sollte ja möglich sein. Ein Gesprächsversuch.

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Noisey: Auf dem Cover deines neuen Albums Ludaversal sieht man neben deinem Privatjet auch dein erstes eigenes Auto, einen Acura Legend aus dem Jahr 1993, stehen. Vor ein paar Jahren hast du in der Talkshow von Ellen DeGeneres erzählt, dass du den Wagen immer noch fährst. Wirklich wahr?
Ludacris: Ja, das ist korrekt. Deshalb habe ich ihn auch mit auf das Cover genommen. Das ist meine Methode, mich als Künstler auszudrücken und zu zeigen, wo ich angefangen habe und wo ich mittlerweile angekommen bin. Der Jet symbolisiert dabei quasi die Früchte meiner harten Arbeit.

Erinnerst du dich noch daran, wann und wo du den Wagen gekauft hast?
Puh, lass mich überlegen… Gekauft habe ich ihn wohl 1998. Es war ein Gebrauchtwagen. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, von wem genau ich den Wagen gekauft habe.

Stimmt es, dass du immer noch Texte in dem Wagen schreibst?
Ganz genau. Das ist auch einer der Gründe, weshalb der Wagen auf dem Cover ist. Ich habe immer viel in dem Auto geschrieben (Ludacris muss zweimal hintereinander sehr laut und lustig niesen).

Welcher war der erste Text, den du in deinem Acura Legend geschrieben hast?
Oh, das weiß ich nicht mehr. Aber „Phat Rabbit“ von meinem ersten Album Back For The First Time habe ich definitiv in dem Auto geschrieben.

Und der letzte Text, der in dem Auto entstanden ist?
Das weiß ich leider nicht mehr.

Wie kann ich mir das vorstellen, wenn Ludacris in seinem Auto Texte schreibt? Du musst ja schließlich lenken.
Ich bin einfach durch die Gegend gefahren und wenn es mir irgendwo gefallen hat und ich an einem Ort war, der mir besonders gut gefiel, dann habe ich Stift und Zettel rausgeholt. Später habe ich die Reime dann in mein Handy getippt—auch während der Fahrt.

Und jetzt tippst du die Texte meist hoch über den Wolken in deinem Privatjet.
Manchmal, ja (lacht). Es ist eben genau so, wie man es auf dem Cover sehen kann. Auf der einen Seite bin ich immer noch die Privatperson Chris Bridges mit dem Acura, auf der anderen aber eben auch Chris Bridges, der Rapper und Schauspieler mit einem eigenen Flugzeug.

Woher kommt der Wunsch, mit Ludaversal ein so persönliches Album aufzunehmen?
Ich habe in den letzten Jahren so gut wie keine Musik gemacht und mich nur auf die Schauspielerei konzentriert. Irgendwann war ich soweit weg von der ganzen Szene, dass ich auf einmal endlich wieder etwas zu erzählen hatte.

Gibt es einen Song auf dem Album, der dir besonders am Herzen liegt?
„Burning Bridges“ gefällt mir sehr. In dem Song geht es um Freundschaften, die in die Brüche gehen. Oh, und „Money“ ist ein guter Song, in dem ich meine ganz persönlichen Erfahrungen mit Geld thematisiere.

Hand aufs Herz: Was ist das Schwachsinnigste, dass du dir je für Geld gekauft hast?
(überlegt) Das ist eine gute Frage. Vermutlich ein Auto. Die Dinger verlieren einfach viel zu schnell an Wert. Deshalb würde ich sagen: Ein Ferrari. Und zwar der 458 Italia.

Und bei was würdest du sagen: Das war das Geld absolut wert?
Mein Haus.

Deine Musik hat auf mich bis dato immer sehr laut und comichaft gewirkt. War es schwierig, das für Ludaversal auszuklammern?
Ich weiß genau, was du meinst. Aber es war eine gute Idee. Ich wollte den Fans schon immer etwas geben, das sie vorher noch nicht bekommen haben. Deshalb habe ich den alten Luda auch nicht ganz außen vorgelassen, sondern ihn vielmehr mit dem neuen Luda vermischt.

Kann es passieren, dass ein Album zu persönlich wird und man die Zuhörer zu nahe an sich heranlässt?
Nein, das glaube ich nicht. Am Ende des Tages ist jedes Album wie ein Kapitel deiner Autobiografie zu betrachten. Und letzten Endes kannst du selbst immer noch entscheiden, wie nah du die Leute heranlässt.

Gibt es Alben, die dich ob ihrer sehr offenen Art und der persönlichen Note beeindruckt haben?
Ready to Die von Notorious B.I.G. und Me Against the World von 2Pac waren sehr ehrliche und offene Platten. Besonders bei 2Pac hat mir gefallen, wie aggressiv er über seinen Struggle mit Polizisten, die Situation in den Gefängnissen der USA aber auch das Aufwachsen bei seiner Mutter gerappt hat. Blueprint von Jay Z oder das letzte Nas-Album haben auch sehr persönliche Momente.

These: Ludacris hat jetzt noch ein letztes Album gemacht, lässt den Musikquatsch danach hinter sich und konzentriert sich nur noch auf die Schauspielerei, weil man da sowieso mehr Geld verdient.
(lacht) Nein, auf keinen Fall. Ich werde immer weiter Musik machen.

Okay, die Frage ist aber: Wie? Du gehörst zu einer Generation an Rappern, die alle um die 40 sind. Irgendwann seid ihr 50 oder 60 Jahre alt. Wollt ihr dann immer noch rappen? Ich frage mich, wie die Musik von all den Jay Zs, Eminems und Ludacrisses klingen wird.
(lacht) Das wird die Zeit zeigen!

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