Kleider machen Leute, so war das ja schon immer. Und plötzlich gibt es ein neues Kleidungsstück, das wirklich jeder tragen muss: die Atemschutzmaske. Anfangs haben sich ja viele Leute beschwert. Man schwitze so, die Brille beschlägt und sowieso könne man nun die Mimik seines Gegenübers ja gar nicht mehr erkennen, wie soll man jetzt lesen, was der denkt?
Na ja, eine Möglichkeit wäre natürlich, einfach gut zuzuhören, denn sprechen kann man auch trotz Maske noch. Aber es geht auch einfacher. Denn am Masken-Typ erkennt man ziemlich gut, wer da vor einem steht. Wir haben die sieben häufigsten Typen für euch erklärt. Zeig uns deine Maske und wir sagen dir, was für ein Mensch du bist.
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Die OP-Maske aus der Apotheke
Wie du aussiehst, ist dir egal. Das Ding muss halt sein und irgendwann wird die ganze Scheiße hier auch vorbei sein, denkst du, denn du bist Pragmatiker. Ach, und wenn das Gummi reißt, wird deine Freundin sich schon kümmern. Sie kauft dir schon ‘ne neue. Oder pflegt dich, wenn das Virus dich doch umhaut. “Schatz”, wird sie sagen und dir über den Bart streicheln, den du seit Corona wachsen lässt (“Natürlicher Mundschutz, ey!”, hast du deinen Kumpels im Zoom-Call gesagt und am Veltins genippt, aber eigentlich hast du nur keinen Grund mehr, dich zu rasieren, weil du gerade keinen Job mehr hast), also “Schatz”, wird sie sagen, “so kannst du doch nicht rumlaufen, wenn das deine Mutter sieht!” – aber eigentlich wisst ihr beide, dass du die eh nie besuchst, nicht mal per Skype-Schalte – und dann netflixt ihr einfach weiter.
Die FFP-2-Maske
Du hast das Ganze kommen sehen. Du warst die erste Abonnentin vom Drosten-Podcast und hast deiner ganzen Familie schon im Februar erklärt, wie sie vorgehen müssen. 1. Masken horten. 2. Die Masken nur an den Bändchen anfassen, sonst sind sie nicht steril. 3. Die Maske immer nur einmal tragen und dann in einen dafür vorgesehenen, doppelt verschließbaren Müllbeutel werfen (Pro-Tipp: Windel-Müllbeutel!), den du jeden Morgen mit Gummihandschuhen verschließt, in den Innenhof zur Mülltonne bringst und dann die Mülltonne anzündest, nur um wirklich sicherzugehen. Entweder dein Mann ist Arzt oder du bist Ärztin oder wenigstens Medizinstudentin oder hast mal ein freiwilliges soziales Jahr gemacht, auf jeden Fall bist du Hypochonder, aber du weißt: Du wirst diese Pandemie überleben. Und auch wenn du dann der letzte Mensch auf der Welt bist: Wenigstens hattest du mal wieder Recht.
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Die Selbstgenähte
Eigentlich wohnst du schon seit zehn Jahren in der Großstadt und manchmal belächelst du die, die geblieben sind. Aber als Corona näher kam, und du Angst bekommen hast, bist du auch zurück nach Rheda-Wiedenbrück. Abends sitzt du jetzt mit deinem Vater auf dem Sofa, ihr guckt den Corona-Ticker im heute-journal und im Hintergrund rattert die Nähmaschine. Im kleinen Stoffladen um die Ecke ist endlich wieder was los. Deine Mutter hat dort einen großen Stapel Restware gekauft, und weil jetzt alle Nachbarn nach Nachschub fragen, vernäht sie auch ihre alten Blusen. Dir hat sie eine Maske mit kleinen Croissants drauf genäht, weil du die doch so gerne isst. Aber du willst, dass sie dir auch noch eine aus der Jeansbluse näht, die sie gestern aus dem Schrank gezogen hat. Das ist irgendwie 80er, das wird in Berlin gut angekommen – denn du spürst es schon lange, aber du hast dich noch nicht getraut, es ihr zu sagen: Du musst zurück.
Die Sturmhaube
In deinem Leben hat sich praktisch nichts geändert. Corona ist dir scheißegal, es geht nur um dein Image, “um Respekt”. Du bist schon vor Corona mit Sturmhaube in den Supermarkt gegangen, ach, was heißt gegangen – du hast dich und deinen eingelederten Körper breitbeinig durch die Gänge geschoben, den Motorradhelm unterm Arm. Dabei hast du wahrscheinlich gar kein Motorrad. Du hattest vielleicht mal ein Moped, mit 15, und bei dem hast du den Auspuff aufgebohrt, damit es lauter röhrt. Heute fährst du Emmy, Mietroller, elektrisch, aber egal, Hauptsache, die Leute haben Angst vor dir. Auf dem Weg von der Gemüseabteilung bis zur Kasse hast du mindestens drei Großmütter verjagt und eine Milchpackung zerdrückt, und wenn die Kassiererin fragt: “Sammeln Sie Punkte?”, sagst du: “Nee, Mädchen, nur Herzen”, und dann öffnet sich die Schiebetür, nur für dich, und du spürst sie endlich wieder im ganzen Körper: deine Männlichkeit.
Die Patrioten-Maske
Du bist entweder Markus Söder oder wählst die AfD. Na gut, das ist zu hart, vielleicht bist du auch einfach “nur” Patriot. Oder du trägst eine Maske mit FC-Bayern-Logo, denn du willst deine Jungs vom Club unterstützen, weil es denen ja gerade so schlecht geht, und dir das so leid tut, dass die sich auf dem Fußballfeld jetzt noch nicht mal mehr umarmen dürfen – und überhaupt: Wie sollen die spielen, wenn deine Ultras und du sie nicht mit Zwei-Promille-Gebrüll unterstützen? Es ist eine harte Zeit, eine harte Zeit. Sie wird vorübergehen. Nutz doch die Zeit, um mal ein Buch zu lesen.
Die Schicke vom Schneider
Für dich ist die Coronakrise eine ernstzunehmende Sache, aber es gibt für dich auch keinen Grund, nicht das Beste draus zu machen. Wenn schon Pandemie, dann wenigstens mit Stil. Es schmerzt dich, dass du nicht mehr täglich ins Büro kannst, denn das sind nicht nur Kolleginnen, das sind Freundinnen, mit denen du dort ein Großraumbüro teilst. Also wenigstens im Zoom-Call schick aussehen. Deshalb hast du schon früh bei deinem Schneider angerufen, bei dem du seit deiner Hochzeit Stammkundin bist. Er näht dir deine Blusen, ab und zu kaufst du eine Krawatte, mehr aus Höflichkeit als weil du sie bräuchtest, denn man könnte sagen, ihr zwei seid über die Zeit Freunde geworden. “Und Freunden hilft man”, sagst du, als du den Laden verlässt, deinen Mini Cooper aufschließt und in die untergehende Sonne in eine goldenere Zukunft fährst.
Die schwarze Hipstermaske
Das ist eigentlich gar keine Atemschutzmaske, das ist eine Staubschutzmaske. Aber was soll’s. Sie war schwarz und billig, und zur Not kannst du sie auch noch im Berghain tragen oder im KitKatClub, dann halt als Slip und nicht als Maske, und das ist eh eigentlich alles, was du willst: endlich wieder tanzen, endlich wieder frei sein, endlich nicht mehr nur bei Telegram Drogen bestellen und sie zu Hause mit deiner großen Liebe nehmen, die sich letzten Sommer auf dem Festival irgendwie auch noch deutlich größer angefühlt hat. Aber komm, einfach cool bleiben, denkst du dir, greifst zum iPhone 11 und sprichst deiner Therapeutin auf die Mailbox: Ob sie vielleicht doch die Woche nochmal Zeit hat? Und dann schmeißt du einfach noch ein Teil und vergisst die Pandemie, den Termin und alles, was dich sonst noch bedrückt.
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