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10 Fragen an einen Geparden-Besitzer, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Wen würden Sie gerne an Ihre Geparden verfüttern? Muss man egoistisch sein, um sich eine Großkatze zu halten? Sehen Sie viele Gemeinsamkeiten zwischen sich und Joe Exotic?
Ein Gepard steigt von einer Couch, daneben sitzt Hans-Peter Gaupp
Foto: DPA | Bernd Weißbrod

In einer zum Privathotel umgebauten Villa mit Parkanlage inmitten von Heilbronns gutbürgerlicher Idylle lebt Hans-Peter Gaupp. Mit seinen zwei Geparden.

Was egozentrisch klingt und ein bisschen nach der gutbürgerlichen Version von Joe Exotic aus der Netflix-Serie Tiger King, ist in Deutschland rechtlich erlaubt. Die Auflagen für die Haltung exotischer Tiere sind schwammig und werden unterschiedlich ausgelegt, je nachdem, in welchem Bundesland man ist. Gaupp hält seine Raubkatzen in einem 700 Quadratmeter großen Gehege, außerdem verfüge jeder Gepard über sein eigenes, beheiztes Zimmer, sagt er. Nachts seien sie sicher weggesperrt – Ausbruch unmöglich.

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Seit 35 Jahren hält Gaupp, der sagt, sein genaues Alter sei unwichtig, immer mindestens einen Geparden in seinem Garten – völlig unbedenklich, sagt er. Die zwei Kilo Rindfleisch, Hähnchen oder Pute pro Tag und Tier könne er auch aus der Hand verfüttern.

Wir haben Fragen.


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VICE: Wie sind Sie an Ihre Geparden gekommen?
Hans-Peter Gaupp: Man übernimmt das Tier von einer Privatperson. Das funktioniert wie bei einem Hund. Ich habe einen Geparden von einem Schweizer Ehepaar übernommen. Der Ehemann musste ins Krankenhaus, die Frau wollte die Verantwortung nicht übernehmen. Mein zweiter Gepard stammt von einem Mann aus Norddeutschland. Der hatte Probleme mit dem Tier und wurde von dem Geparden angefaucht. Ich habe ihn übernommen, seitdem ist alles gut. Ich habe keine Geparden aus freier Wildbahn, das ist verboten.

Einen Handelspreis für Geparden gibt es nicht, weil sie nicht gehandelt werden. Wenn man einen Geparden kaufen möchte, wird man keinen finden. Die wenigen, die im Zoo geboren werden, werden mit anderen Zoos getauscht.

Sollten Geparden nicht lieber in freier Wildbahn leben?
In freier Wildbahn werden Geparden im Durchschnitt acht Jahre alt. Meine sind elf und sechzehn Jahre alt. Sie haben keinerlei Stress zu jagen und sind keiner Gefahr ausgesetzt, von einem Gnu aufgespießt zu werden. Keine Löwen, Hyänen oder Schakale nehmen ihnen die Beute weg. Der Gepard ist kein Kämpfer, der verteidigt nicht. Bei der geringsten Verletzung ist er dem Tod nahe, weil er nicht mehr so schnell ist und nicht jagen kann.

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Sehen Sie viele Gemeinsamkeiten zwischen sich und Joe Exotic?
Nein. Dafür habe ich nichts übrig. Was ich da erfahren habe, was der in Amerika treibt …

Wie oft machen Ihnen Tierschützer Probleme?
Gar nicht. Da soll mal ein Tierschützer vorbeikommen und sich das hier anschauen. Ich kann denen jederzeit den Wind aus den Segeln nehmen. Die Tierschützer kennen die Tiere gar nicht – das Verhalten von Geparden und wie menschenbezogen die werden.

Wären Sie bereit, Ihre Geparden zu töten, wenn sie jemanden angreifen?
Nein! Natürlich nicht! Ich würde den Fehler bei mir suchen. Wenn ich einen Kampfhund hätte und ihn von der Leine lassen würde, wäre ich auch verantwortlich.

Meine Geparden sind ausbruchsicher untergebracht. Das ist die Grundvoraussetzung. Außerdem sind meine Geparden an Menschen gewöhnt. In 40 Jahren ist noch nie etwas passiert. Es ist kein Fall bekannt, in dem ein Gepard jemanden in freier Wildbahn umgebracht hat. Wenn mein Gepard ausbrechen würde, dann wäre das so, als würde ein Hund frei auf der Straße rumlaufen. Unter den Wildkatzen ist der Gepard der Golden-Retriever.

Wurden Sie schon mal gebissen?
Ach, ein bisschen. Aber ich habe noch nie einen Arzt in Anspruch nehmen müssen.

In einem belgischen Zoo verletzte ein Gepard eine Frau tödlich. Nehmen Sie das in Kauf?
Diese Frau hatte eine geistige Behinderung und ist nachts heimlich in das Gehege gestiegen. Wenn Geparden nicht von kleinauf an Menschen gewöhnt sind und man ihnen zu nahe kommt, bekommen sie Angst und wollen sich verteidigen. Die wehren nur ab und töten nicht direkt wie ein Leopard oder Jaguar. Ich bin überzeugt, dass ich einen Geparden in einem Zoo-Gehege mit einem Besen abwehren könnte. Wenn ein Gepard auf Gegenwehr stößt, gibt er gleich nach – im Gegensatz zu anderen Wildkatzen, die mehr Kraft und andere Pfoten haben.

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Schmusen Sie mit dem Tier wie mit einem Haustier?
Für mich sind das Haustiere, ja. Wenn ich auf die Terrasse gehe und nach meinem Geparden rufe, dann reagieren die. Sie dürfen bei mir ins Haus rein und liegen auf dem Sofa, wenn ich am Wochenende Fußball schaue.

Muss man egoistisch sein, um eine Wildkatze als Haustier zu halten?
Ach, nein. Das ist doch nicht egoistisch. Wenn man einmal einen Geparden hatte, ist jeder verliebt in das Tier.

Wen würden Sie gerne an Ihre Geparden verfüttern?
Tiere! Als Futter. Aber Menschen? Nein. Das ist unvorstellbar.

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