Wer eine russische Matroschka-Puppe zerlegt, stößt immer wieder auf eine neue Puppe. Dieses Schachtel-System scheint auch die Familie Trump zu beherrschen – besonders wenn es um die Aufklärung des US-Wahlkampfs geht. In der Nacht zum Dienstag bestätigte Donald Trump Junior, der älteste Sohn des US-Präsidenten, dass er während des Wahlkampfs Kontakt mit der Enthüllungsplattform WikiLeaks hatte. Er tweetete vier Screenshots eines privaten Chatverlaufs zwischen seinem Twitter-Konto und dem der Enthüllungsplattform, nachdem The Atlantic die geheime Korrespondenz öffentlich gemacht hatte.
Der von Trump veröffentlichte Schriftverkehr zeigt, dass WikiLeaks bis Juli dieses Jahres mehrfach über Privatnachrichten bei Trump Jr. anklopfte. Im September 2016 nannte ihm die Enthüllungsplattform den Namen des Initiators einer Anti-Trump-Seite und fragte, ob Trump den kenne. Trump Jr. entgegnete, dass er nicht wisse, wer das sei, sich aber umhören werde. In der nächsten Nachricht bat WikiLeaks ihn, einen Bericht über Clinton öffentlich zu kommentieren. Trump Jr. antwortete, dass er das schon getan habe, und fügte hinzu: “Es ist erstaunlich, womit sie durchkommt.” In der dritten Nachricht fragte Trump Jr., was hinter einer Enthüllung über Clinton stecke, von der er gelesen habe. WikiLeaks bat ihn anschließend darum, einen Link zu verbreiten – was er zwei Tage später tat, wie The Atlantic berichtet.
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WikiLeaks schlug dann im Oktober 2016 vor, Trump Jr. solle der Plattform die Steuererklärung seines Vaters bereitstellen, damit diese sie enthüllen könnte. Anschließend gab WikiLeaks Ratschläge, dass Trump Senior bei einer möglichen Wahlniederlage das Ergebnis anfechten solle. Trump Jr. schrieb auf diese Nachrichten nicht mehr zurück. Einen Monat nach der Wahl wurde es noch bizarrer: Die Enthüllungsplattform bat Trump Jr. darum, seinen Vater zu bitten, ob er nicht in Australien anfragen könne, dass WikiLeaks-Gründer Julian Assange Botschafter in Washington werden könne. Der Australier, der nach einem Haftbefehl aus Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor fünf Jahren in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet war, sei “‘ein wirklich schlauer, harter Typ und der wohl bekannteste Australier, den du hast’ oder so etwas ähnliches”, schrieb WikiLeaks laut The Atlantic. Dass die Politik da mitspielt, glaubten sie aber offenbar selbst nicht. “Sie werden es nicht tun. Das Ganze wird aber die richtigen Signale an Australien, Großbritannien und Schweden senden, damit diese Länder nicht weiter die Gesetze für sich vorteilhaft auslegen, um sich bei den Clintons einzuschmeicheln.”
Der 39-jährige Junior des US-Präsidenten spielte den gesamten Twitter-Plausch mit WikiLeaks gestern herunter: Es gehe um “drei kolossale Antworten” von ihm selbst, schrieb er auf Twitter. Doch die Gespräche mit WikiLeaks sollen ein weiteres Indiz dafür zu sein, dass es zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung Verbindungen vor der Wahl gab. WikiLeaks hatte während des Präsidentschaftswahlkampfs gehackte E-Mails aus dem demokratischen Lager um Hillary Clinton veröffentlicht und der Kandidatin damit extrem geschadet. US-Geheimdienste beschuldigen die russische Regierung, hinter den Hackerangriffen zu stehen. In der Russlandaffäre untersuchen ein Sonderermittler und mehreren Komitees des Kongresses seit Mai, ob Russland die Präsidentschaftswahl in den USA im vergangenen Jahr beeinflusst hat.
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Schon im Juli musste Trump Jr. zugeben, dass er sich während des Wahlkampfs mit einer russischen Anwältin getroffen habe. Aus E-Mails ging hervor, dass er der Begegnung zugestimmt hatte, weil ihm Material über Papas Gegenkandidatin Hillary Clinton versprochen worden war. Trump Junior widersprach jedoch der Darstellung, dass er mit der russischen Regierung zusammengearbeitet habe, um die Wahl zu beeinflussen.
WikiLeaks-Gründer Julian Assange schrieb auf Twitter in der Nacht zum Dienstag, dass er die Nachrichten nicht bestätigen könne. Nachdem Trump Jr. die Nachrichten postete, verbreitete Assange sie weiter und schrieb: “Kontaktierte Trump Jr. heute Morgen, warum er seine E-Mails (z.B. bei uns) veröffentlichen sollte. Zwei Stunden später tut er es selbst.” Fragt sich nur, wann wir auf die nächste Matroschka-Puppe des US-Wahlkampfs stoßen.
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