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Sex

Alle Typen von Booty Calls, die ich im letzten Jahr bekommen habe

"Was zuerst aussieht, als hätte er eine Konversation mit sich selbst, entpuppt sich später als verzweifelter Versuch, mich zu bootycallen."
​Booty Call Screenshot
Alle Screenshots von der Autorin


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Booty Calls sind toll. Unverbindlicher Sex kann Uni, Arbeit und alle weiteren Dinge, die ich eher tue, weil ich es muss und nicht, weil ich es will, ausgleichen. Zumindest für kurze Zeit. Wir schreiben einander, treffen uns, haben simplen Sex und sehen uns frühestens dann wieder, wenn es Zeit ist, uns für die nächste Runde anzurufen.

Dabei tut der Alltag meines Spaßpartners wenig zur Sache, weil ich keine Beziehung mit diesem Menschen führen will, sondern mich primär darauf konzentriere, nur Körperflüssigkeiten auszutauschen. Das Einzige, das mich mit meinem Gegenüber verbindet, sind die Kosten für die Pille danach (und wenn nicht, dann steht er nicht länger in meinem Telefonbuch).

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Booty Calls sind also so ziemlich das Beste, was es gibt. Kompliziert wird es nur dann, wenn man die Sache falsch angeht. Und mit falsch meine ich, wenn ich am nächsten Morgen aufwache und einen Haufen an Nachrichten von der selben Person lese, in denen mir aufgelistet wird, welcher meiner Körperöffnung er sich zuerst vornimmt.


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Es mag Frauen geben, bei denen diese Art von biologischer Auflistung zu Geschlechtsverkehr führt, aber ich gehöre nicht dazu. Und das ist nur einer von mehreren Griffen ins Klo der schriftlichen Kommunikation, die ich im letzten Jahr von Typen miterlebt habe, die in den meisten Fällen keine psychopathischen Prolos waren, sondern es wahrscheinlich nicht besser gewusst haben. Unter anderem wegen mir, die den besonders schlimmen Fällen einfach gar nicht antwortet und es für selbstverständlich hält, dass Männer verstehen, weshalb. Was es nicht ist. Wo genau dieser Artikel ins Spiel kommt.

Also, hier sind die wichtigsten und schlimmsten Nachrichten letzten Jahres, die den Verfasser weder in mein Herz, noch in mein Bett geführt haben – damit ihr in Zukunft keine Ausrede mehr habt, wenn ihr mir oder einer anderen Frau eurer momentanen Begierde aus nächtlicher Geilheit irgendeinen Scheiß schreibt. Gern geschehen.

Booty-Caller 1: Der Typ, der den geringsten Widerstand sucht

Ich war weder betrunken, noch hatte ich ernsthaft darüber nachgedacht zu ihm zu gehen. Aber ich wollte wissen, wie lang er es noch probieren würde.
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Ich kenne Felix* länger als ich es zugeben möchte. Er ist einer von diesen Typen, die Frauen eher als Trophäe sehen und weniger als menschliche Wesen mit Gefühlen und Gedanken und so etwas wie selbstständigen Persönlichkeiten. Viel hatten wir also nicht gemeinsam, und trotzdem war er ein paar Monate lang sowas wie mein Gspusi.

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Zum Zeitpunkt dieser Nachricht war er das jedoch schon länger nicht mehr. Das hielt ihn sichtlich nicht davon ab, mir Nachrichten zu schreiben, obwohl wir uns ein halbes Jahr nicht gesehen hatten. Mir zu schreiben, obwohl wir uns nicht mehr treffen, finde ich an sich nicht verwerflich. Eher ist es der Inhalt, der ein paar Fragen aufwirft. Wie nötig hat er es, heute noch Sex zu haben? Findet er niemand anderen, mit dem er ohne viele Umstände schlafen kann? Und am Wichtigsten: glaubt er ernsthaft, dass so etwas bei irgendwem funktioniert?

Booty-Caller 2: Der Verzweiflungstäter

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lol

Ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die betrunken Liebeserklärungen an ihr gesamtes Telefonbuch schicken, aber völlig ausschließen kann auch ich es natürlich nicht. Leider gab es die ein oder andere Nacht, die mir in Erinnerung ruft, was passiert, wenn man ein Handy und zu viel Jägermeister mischt.

Deshalb hat es mich wenig gestört, dass ich am Abend dieser Nachricht mein Handy zu Hause vergessen hatte und es erst am Tag danach, völlig verkatert, wieder in Händen hielt. Während ich versuchte, zurück ins Leben zu finden, las ich diese Nachrichten – und war mir lange Zeit nicht sicher, ob ich nicht vielleicht gerade doch eher einem inneren Monolog beiwohnte, der nur zufällig an mich geschickt wurde. Was zuerst aussieht als hätte er eine Konversation mit sich selbst, entpuppt sich dann als verzweifelter Versuch, mich zu bootycallen.

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Booty-Caller 3: Der unbekannte Hey-Schreiber

Diesen Typen hatte ich zuvor noch nie gesehen. Zumindest bin ich mir da relativ sicher. Laut ihm arbeitet er aber in dem Club, den ich damals als zweites Wohnzimmer bezeichnet habe. Ganz unrecht hat er vielleicht nicht – oder er hat genau den richtigen Ort als Ausrede gewählt, um mich effizient zu gaslighten.

Eigentlich ist aber auch egal, ob wir uns vielleicht doch schon einmal aus dem Augenwinkel angesehen haben. Wenn mir ein Typ, den ich bestenfalls ein, zwei Mal sporadisch gesehen habe, nachts auf diese Art schreibt, gibt es meistens eine von zwei Reaktionen: lautes Gelächter oder leise Ignoranz. Nicht, weil ich keine neuen Leute kennenlernen will oder auf betrunkene Ausrutscher immer mit der kalten Schulter reagiere – sondern eher, weil das Kennenlernen nicht erst direkt beim Sex-Aufruf passieren und der Drunk-Text nicht unsere einzige Verbindung sein sollte.

Ich verstehe den Sinn dahinter einfach nicht. Ich weiß weder, was du studierst, noch welchen Alkohol du gerne trinkst. Was beides kein Problem wäre, aber die Liste geht damit weiter, dass ich keine Ahnung habe, ob du gut küssen kannst, oder wie es um deine Fähigkeiten zwischen den Bettlaken bestellt ist. Der einzige Grund, warum ich überhaupt deinen Namen kenne, ist, weil du mir auf Facebook geschrieben hast.

Booty-Caller 4: Die wahrgewordene Lügenpresse

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???

Booty-Caller 5: Das menschliche Kommunikationsversagen

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Mir ist bewusst, das ein Booty Call deswegen so schön ist, weil man sich weder bemühen muss, die andere Person zu treffen, noch viele Worte braucht, um zu signalisieren, was man will.

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Wenn ich aber Nachrichten wie diese bekomme, frage ich mich schon, was das soll. OK, du hättest heute gerne Sex und weil es schon spät ist, musst du dich kurz halten. Kein Problem. Aber mein Verständnis hört spätestens dann auf, wenn mein Gegenüber nicht mal mehr Buchstaben und Worte verwendet, um mich zu treffen.

Booty-Caller 6: Das zwischenmenschliche Desinteresse auf zwei Beinen

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Aaron* und mich verband zwischenmenschlich genau gar nichts. Wenn er etwas erzählte, hörte ich kaum zu und umgekehrt. Ich hatte ihm nichts zu sagen und war nicht sonderlich scharf darauf, erzählt zu bekommen, was bei ihm läuft.

Trotz allem hatten wir eine ziemlich starke Anziehung. Ich finde es immer noch erstaunlich, dass man jemanden nicht sprechen hören möchte, aber ihn liebend gern auszieht. Seit ich Aaron kenne, weiß ich, dass Sympathie und Sex nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben müssen.

Wir schrieben uns nur, um ein Treffen auszumachen. Smalltalk versuchten wir zu vermeiden. Aber jedes Mal, wenn er mir schrieb und ich nicht geantwortet habe, verlief die Konversation am nächsten Morgen gezwungen und ich hatte das Gefühl, dass wir einander aus irgendeinem Grund fragen mussten, wie es uns geht, damit es nicht noch unangenehmer wird.

Ich weiß nicht, wieso er dachte, er sei ein Arschloch, wenn er sich auf die Wann-treffen-wir-uns-wo-Unterhaltung beschränkte. Es war klar, dass ich genau das gleiche wollte wie er. Dass er trotzdem ein darüber hinausgehendes Interesse vorheuchelte und das Gleiche von mir verlangte, trieb uns irgendwann auseinander. Um ehrlich zu sein, weiß ich bis heute nichts, was unangenehmer ist, als mit jemanden zu schreiben, dessen Antwort mich nicht interessiert und der dasselbe über mich denkt.

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Fazit

Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was die eine große Lektion aus diesen Booty Calls oder die definitive Moral der Geschichte ist. Aber ich glaube, es geht auch gar nicht darum, einen Baukasten zu erstellen, der es den Männern noch einfacher macht, mich (oder Frauen im Allgemeinen) einfacher abzuschleppen.

Wie viel einfacher als mit einer Textnachricht kann Sexanbahnung bitte noch sein? Da darf man wohl erwarten, dass zumindest in die wenigen Wörter und die paar Nachrichten ein bisschen mehr Gedanken fließen als in die Antwort auf die WhatsApp-Nachricht eurer Mutter nach eurem Befinden.

Das bedeutet nicht immer, dass ihr philosophisch werden müsst. Es bedeutet aber eben auch nicht, dass ihr einfach "Ficken" sagen und sofort mit einer herbei eilenden Sexpartnerin rechnen könnt. Ich bin kein Pizza-Lieferservice und die meisten anderen Frauen wohl auch nicht (außer diejenigen, die, naja, bei einem Pizza-Lieferservice arbeiten).

Es bedeutet, dass ihr ehrlich sein und ein paar Gedanken in eure Anmachen stecken solltet. Wenn ihr nicht alleine sterben wollt, werdet ihr nämlich früher oder später eure soziopathischen Züge ablegen und euch mit diesem Konzept "Empathie" befassen müssen. Dafür gibt es keinen Guide und keinen Bausatz, aber jede Menge Möglichkeiten, sich vom einen zum anderen Mal zu verbessern, wenn ihr nicht komplett ignorant seid und euch bewusst macht, dass am anderen Ende eurer Nachrichten ein echter Mensch sitzt und mitliest.

* Namen wurden von der Redaktion geändert

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