Abgesehen davon, dass er einen der coolsten Namen hat den ich je gehört habe, hat Melvin Van Peebles es geschafft sich in so ziemlich jeder künstlerischen Tätigkeit die mir einfällt zu versuchen und das dann auch noch sehr erfolgreich. Er ist Romancier, Journalist, Maler, Regisseur, Dramaturg, Schauspieler, Musiker … er war sogar ein verdammter Börsenmakler an der Wall Street. Es ist so einschüchternd über diesen Typen zu schreiben, und erst recht ihn zu treffen. Was auch immer dein Lebensziel ist, Van Peebles hat das vermutlich schon längst gemacht, und dass dann auch noch viel besser als du es je könntest. Eigentlich ist das ganz schön nervig.Er ist der Urvater der Blaxploitation Filme, und eigentlich überhaupt von Independant Filmen. Sweet Sweetback´s Badasssss Song, sein Film von 1971 hat nicht nur die Tür für schwarzes Kino geöffnet, sondern auch alle bisherige Einnahmerekorde der Independent-Filme zur damaligen Zeit gesprengt. Sweetback hat den Leuten ordentlich Angst gemacht und bekam daher ein „X” Rating. Auf Grund der „fuck whitey” Haltung des Filmes, war das Ansehen dieses Films Pflicht für alle Mitglieder der Black Panthers.
Wir trafen Van Peebles letzten Samstag in seinem Apartment. Nachdem wir am schicken Doorman vorbeikamen und mit dem Fahrstuhl in den neunten Stock kamen, klopften wir an seine Tür, und bekamen die „ No English” Antwort im perfekten spanischen Akzent. Van Peebles öffnete, lachend wie ein Verrückter, die Tür und ließ uns herein.
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Seine Wohnung sieht aus wie ein Kuriositätenkabinett. Er bewahrt alle seine Papiere in einen gigantischen Hot Dog auf, mit Senf und Mayo und allem drum und dran komplett aus Fiberglass und natürlich von ihm selbst gemacht. Wenn man die Oberseite des Hot Dog-Brötchens aufklappt, blickt man auf reihenweise semi-wichtig aussehenden Aktenhefter. Wahrscheinlich hätten sie richtig wichtig ausgesehen, wären sie nicht in einem riesen Würstchen untergebracht. In der Mitte des Raumes war ein Dachfenster, mit falscher Vogelkacke und Sprüngen, dass in einen Tisch umfunktioniert werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite des Würstchens war das Rückteil eines VW-Busses in die Wand eingebettet, und das scheinbar nur mit blauer Abdeckpaste. Er betätigte einen Schalter unter der Stoßstange, und eine beunruhigende Menge Rauch kam aus dem Auspuff. Bilder, Illustrationen, und Skulpturen, alles von Van Peebles eigenhändig hergestellt, waren an den Wänden und wahllos im Raum verteilt. Einige der Kunstwerke waren von schicken, samtigen lila farbenden Seilen bewacht, und alle hatten verspielte clevere Namen. Der Hot Dog wurde beispielsweise, “Jesus (21st century version) working his ‘Fish & Loaves Magic’ on ‘The Multitude.’ betitelt.
Wie dem auch sei, nachdem wir damit fertig waren, all diesen erstaunlichen Scheiß, mit dem sein Apartment vollgemüllt zu sein scheint, zu bestaunen, setzten wir uns hin um ein bisschen über sein Leben und seine frühen Werke zu reden.
Vice: Hi Mr. Van Peebles, können wir einfach beim Anfang beginnen? Wo kommen sie her?
MVP: Ich habe damit angefangen für meinen Das zu arbeiten. Ich komme von der Ultra Hood, also ich komme von der South Side von Chicago- versteht das nicht falsch. Mein Vater hatte eine kleine Schneiderei. Ich habe als ich zehn war, damit angefangen diesen Laden zu schmeißen. Ich habe mich ums Geld und all das andere Zeug gekümmert. Ich stand da auf einer hölzernen Cola Kiste, damit ich auch an die Kasse heran kam. Ich war so eine Art Chef für die anderen Typen die dort für meinen Vater arbeiteten. Das war das was ich jeden Tag nach der Schule gemacht habe, und wo ich anfing mit der Arbeit. Damals war mir das noch nicht bewusst, aber ich hatte nicht wirklich eine Kindheit, da ich ja immer den Laden geschmissen habe.
Aber die Schule hast du abgeschlossen, oder?
Ja, ich bin zu einer weißen Schule in der Stadt gegangen, und zur Oberstufe in einen Vorort, also habe ich tatsächlich zwei Leben geführt. Jeden Tag nach der Schule bin ich einen Zug gestiegen und zur Arbeit gefahren. Samstags und sonntags arbeitete ich auch den ganzen Tag, und ich sprach zwei Sprachen. Ich beherrschte die Höflichkeit Arschkriech Zeug, und „Yo Motha Fucka, du hast nicht bezahlt”. Ich war nie auf einen Abschlussball, Ich habe mir nie ein Baseball oder Basketball Spiel angesehen, Ich habe jeden Tag gearbeitet. Aber ich machte mir nichts draus weil ich dadurch lernte zurecht zu kommen. Ich war mit zehn fertig mit der Grade School, aber sie hielten mich noch zwei Jahre zurück, also war ich dann mit 16 mit der High School fertig, und mit 20 hatte ich meinen College Abschluss. Ich hatte ein Kunst Stipendium, brauchte aber dennoch zusätzliches Geld. Irgendjemand erzählte mir dann von diesen Kursen bei denen du bezahlt wirst, wenn du mitmachst- die hießen ROTC. Ich wusste nicht was zum Teufel das sein sollte…aber das fand ich verdammt schnell raus, haha!
So bist du also zum Militär gekommen?
Ja, zwei Wochen nachdem ich mit dem College fertig war – ich dachte ja, ich spare Geld und geh nach Europa- so ein Scheiß, war ich in der Air Force. Drei Jahre lang bin ich Jets geflogen, als Navigator für semi-geheime Bomber die wir hatten. Ich bin mit einer verdammten Atom Bombe herrumgeflogen! Das war die Zeit der ersten Welle von afroamerikanischen Soldaten, und ich kann mich noch daran erinnern, wie wir das eine mal über Hawaii geflogen sind und der Pilot uns mitteilte, dass nur drei Leute im Flugzeug waren, weil sie noch nicht so genau wussten wie sie den Druck in der Cabine regulieren könnten. Also waren dort drei Typen, die die Arbeit von eigentlich acht Typen machen. Ich war der Navigator, der Radiooperator, und zuständig für die Bomben, der Copilot war mein Assistent und der des Piloten. Wie dem auch sei, der Pilot sagt, „Wir haben Probleme mit dem ersten Getriebe”, also schalten wir das erste Getriebe aus, und dabei auch gleich das Zweite. Dann sagt er: „Ich glaube wir haben Problem emit dem dritten Getriebe, vielleicht schaffen wir es.”Und ich hörte diese schwarze Stimme sagen, „ Oh Gott, lass es mich bis 23 schaffen, bitte Gott.” Wer zum Teufel war das? Das war ich. Man sagt es gibt keine Atheisten im Fuchsbau, aber die gibt es auch nicht in Flugzeugen und bei Feuern. Nun gut, das Flugzeug hat es irgendwie geschafft, und ich kam schlussendlich raus aus dem Militärdienst.
Und dann bist du nach San Francisco gezogen?
Naja, sobald ich da raus war, wollte ich zur nahst möglichen Grenze in meiner Umgebung, und das war Mexiko. Mario, mein ältester Sohn wurde geboren während ich in Mexiko lebte. Als ich beschloss zurück in die Staaten zu kehren, hatten sich die Situation etwas beruhigt, und die tollste Stadt die ich bis dahin kannte war San Francisco. Ich bekam einen Job als Gripman bei den Cable Cars. Die meisten Gripman waren viel größer, aber ich hatte diese dünnen Hände, ich musste immer zwei Paar Handschuhe tragen um meine Hände zu schützen.
Wie kam es zu The Big Heart?
Eines Tages wurde mir klar, dass ich einen Artikel über meinen Job bei den Cable Cars schreiben könnte. Und als nächstes wurde mir klar, dass der Artikel zu einem Buch heranwachsen könnte. Ich sagte meiner Frau, „ Ich mache dieses Buch, „ und sie sagte „Ja, klar.” Sehr ermutigend. Aber ich brachte das Buch heraus und verkaufte es mit Fotos.
Und das Buch war dann irgendwie der Grundstein für deine Filmkarriere?
Ja, eines Tages kam ein Typ zu meinem Cable Car, und suchte nach Melvin Van Peebles. Irgendjemand im Wagen zeigte auf mich, und der Typ sagte: „ Nein, nein, den Typ der das Buch geschrieben hat.”Also kam der Kerl rüber zu mir und schwärmte von meinem Buch und sagte mir, es sei wie ein Film. „Scheiße Mann, ich gehe zum Film.” dachte ich mir. Das ist wie ich zum Film kam.
So einfach?
Ja, ich habe diesen Typen den ich kannte, der irgendetwas übern Film wusste angerufen, und ihm erzählt, dass ich eine Kamera habe und ich einen Film machen werde. Er fragte: „ Machst du´s in 16 oder 35?”Ich sagte: „Was ist das?”. Dann sagte er „16 oder 35 Millimeter”, Ich sagte „Oh, was ist das?” Ich habe einen Scheiß gewusst. Aber ich habe mich tapfer geschlagen und nachdem ich den ersten Teil des Films fertig hatte, habe ich es ihm gezeigt und er sagte „Immer noch kein Film, wir haben ihn noch nicht geschnitten und bearbeitet.” Und ich sagte wieder „ Was ist das?” Der Typ zeigte mir daraufhin wie man zwei Stücke Film zusammen setzt, und das war meine Film Schule. Den Rest habe ich mir selber beigebracht.
Du hast auch eine Menge der Musik in deinen Filmen selber gemacht.
Das war weil der Typ, der eigentlich die Musik machen sollte immer gesagt hat „ Hey Man, ich mach die Musik für dich.”, aber nie auftauchte. Also schrieb ich die Musik einfach selbst. Ich konnte nicht komponieren oder Noten lesen, aber ich konnte zählen, also nummerierte ich alle Tasten des Klaviers. So komponiere ich heute noch… Ich schreibe einfach Zahlen auf die mit den Tasten korrespondieren. So mache ich das. Es funktioniert, scheiße noch mal!
Hört sich ganz logisch an.
Wie dem auch sei, Ich hatte diese Kurzfilme gemacht. Ich dachte ich würde noch features machen, aber mein erstes „feature” war zehn Minuten lang. Zu dieser Zeit wurde ich bei den Cable Car Job gefeuert, weil der Typ fand das Negros nicht lesen, geschweige denn schreiben sollten. Ich habe immer beste Arbeit geleistet und war nicht einmal zu spät, aber sie haben mich gefeuert.
Also bin ich mit meinen Filmen nach Hollywood gegangen und bin da erst mal auch auf die Schnauze gefallen. Ich beschloss zu meiner zweiten großen Liebe, der Mathematik zurück zu kehren. Ich hatte ja einen Abschluss beim Militär gemacht, also schrieb ich den Holländern und sagte, dass ich kommen würde um meinen Doktor zu machen. Ich sagte ihnen, ich müsste nur schnell meine Sprachkenntnisse auffrischen. Eigentlich impliziert der Gebrauch von „auffrischen” ja, dass man die Sprache schon spricht. Ich konnte kein Wort.
Um nach Holland zu kommen musste ich ein Schiff von New York aus nehmen. Zu der Zeit gab es einen Typen in New York, der Avant-Garde Filme machte, und diese dann in Versammlungsräumen oder Turnhallen zeigte. Die meisten Filme bestanden aus kleinen Pünktchen und so einen Scheiß, aber ich wollte Geschichten erzählen. Jedenfalls hat dieser Kerl schlussendlich einen meiner Filme gekauft. Ich dachte an gar nichts zu der Zeit, aber eines Tages, als ich in Holland war, bekam ich einen Brief von der Cinematheque in Frankreich, der besagte, dass sie meine Filme gesehen haben und sie für genial befanden. Endlich hatte jemand mich verstanden. Sie luden mich ein vorbeizukommen, und ich reiste per Anhalter nach Frankreich.
Wie fanden die Franzosen deine frühen Werke?
Die Franzosen liebten mich. Sie waren sehr nett, zeigten meine Filme, und jeder sagte mir wie genial ich doch sei. Nach der Vorstellung gingen die Lichter der Champs Elysees an, die Zuschauer und der Direktor des Museums erzählten mir wie fabelhaft der Film sei, und ich unbedingt beim Film bleiben sollte. Und dann stiegen sie in ihre Autos und fuhren davon.
Sie haben dich einfach sitzen lassen?
Ich stand mitten auf der bekackten Champs Elysees und konnte kein Wort französisch und war komplett pleite. Ich hatte drei Rollen Film und feuchte Wangen von den Küsschen, was zum Teufel? Also ja, die haben mich sitzen lassen, aber sie haben das gefährlichste überhaupt getan – Sie gaben mir Hoffnung. Ich wurde also ein Bettler. Ich bettelte jahrelang auf der Straße. Ich habe gesungen und gebettelt. Ich kann mich noch daran erinnern, meine großen Songs waren La Bomba und Take This Hammer , die kamen bei den Leuten immer gut an.
Warte mal, das war nachdem du die Filme gezeigt hast, und jeder dir sagte wie großartig du bist, da warst du immer noch ein Bettler auf der Straße?
JA! Es war nicht so wie in Amerika. Hier ist es so, dass wenn sie dich einladen, sie dich auch versorgen. Scheiß drauf! Da sagten sie „ Du bist toll” und gingen weg!
Ganz schön abgefuckt!
Ja, aber ich kam zurecht. Und wie das Leben so spielt, ging ich eines Nachts die Straßen entlang, ich kann mich daran noch sehr gut erinnern, Ich war im Süden Paris, sah eine Zeitung und begann zu denken, dass die Geschichte sich total scheiße anhört. Ich hatte französisch gelernt ohne es zu merken! Ich war lange genug dort um die französische Zeitung lesen zu können. Es ging um einen Mord. Ich ging zur Zeitung und teilte ihnen mit, das ich die Geschichte des Mordes scheiße fand. Der Redakteur sagte mir ich solle doch noch einmal nachforschen und ich seie jetzt der Reporter für diesen Fall. Später verstand ich dann, dass er mich nur als Reporter beauftragt hat weil gerade August war, und im August in Frankreich sind alle im Urlaub. Wäre es zu irgendeiner anderen Zeit gewesen, hätte es das von seinen regulären Reportern machen lassen. Ich ging jedenfalls los um der Geschichte auf den Grund zu gehen und machte eine riesige Mörder Story daraus. Ich habe eine Entdeckung gemacht, die die ganzen Verkackten Ermittlungen veränderten. Und auf einmal bin ich der große, schlau Journalist, also wurde ich ein Verbrechens Reporter.
Was war deine große Entdeckung, was hast du raus gefunden?
Es ging um einen Mord, der in Everette stattgefunden hat. Ein paar Jungs hatten jemanden umgebracht, und es war seltsam, die haben dann gesagt jemand sei vor den Zug gesprungen oder irgendetwas in der Art- ja klar, genau! Also wurde ich ein französischer Journalist, und später Redakteur eines witzigen französischen Magazines. Die ganze Zeit über schrieb ich auch Romane, und es war so in etwa zu dieser Zeit, dass diese anfingen sich gut zu verkaufen. Dann stoß ich auf dieses Gesetz, welches besagt, dass jeder französische Schriftsteller eine Director´s Card kriegt!
Was ist eine Director´s Card?
Eine Director´s Card ermöglicht es dir Filme zu machen, es ist als ware man in der Gewerkschaft.
Aber die französische Regierung hat dennoch nicht den Film finanziell unterstützt, oder?
Sie könnten. Wenn du eine Director´s Card hast kannst du danach fragen. Also habe ich mir eine zugelegt und sie darum gebeten Geld auf den Tisch zu legen.
Was war das genaue Gesetz? Wie wurde ein Autor definiert, musst du eine bestimmte Anzahl veröffentlichter Romane haben?
Es gab keine Definitionen. Ich ging dort hin und wollte das Ding haben. Ich fand heraus, dass die dort nicht gut einstecken konnten. Es war würde ich eine Bank überfallen. Ich ging hin und beobachtete die Leute. Mir fiel auf, dass sie direkt nach ihrer Kaffepause die beste Laune hatten. Außerdem verstand ich, dass wenn es doch ein Gesetz ist, und sei es auch so ein seltsames wie das der Director´s Card, sie wenig dagegen tun können. Also ging ich rein als alle gerade bei guter Stimmung waren, und sagte „ Ich bin hier für meine Director´s Card,” und der Typ da sagte „Director´s Card?”
Er wusste nicht was das war?
Ich denke nicht, Ich musste ihm erklären das es ein Gesetz ist, das besagt, dass ein französischer Autor eine Director´s Card haben kann. Dann zeigte ich ihn meine Romane und berichtete ihm, dass ich auf Französisch schreibe. Zunächst sagte er gar nichts, und man, das waren die verficktesten, längsten zehn Sekunden meines Lebens. Dann sagte er endlich „Ja klar” und gab mir die Card.
Wow, und als du dann die Card hattest, hat dir die Regierung dabei geholfen deinen Film zu finanzieren?
Ich musste einen den Franzosen schmeichelnden Film schreiben, und bekam dann eine kleine Subvention vom Staat. Dann war ich in der Lage dazu einige andere Dinge mit den Geld anzustellen und machte meinen ersten Film.
Und dann war da noch viel Glück dabei. Ich war auf einer Party, und ein gut angezogener, großer, sehr majestätisch aussehender schwarzer Junge war auch da. Jemand fragte mich, ob ich ihn kennenlernen wollte. Also unterhielten wir uns, der Typ war sehr höflich und eloquent, und fragte was ich denn so tue. Ich erzählte ihm das ich Autor bin und morgen einen Film machen würde. Es stellte sich heraus, dass er der Kurator des San Francisco Film Festivals ist. Er sagte er wäre hier um sich nach Filmen umzuschauen, ich war gleich so „YO!” .Er fragte mich ob mein Film zum Festival fertig wäre, und ich sagte Ja, ich hab den schon fertig. Ich glaube schlussendlich waren Ich, Agnes Varda und Jaques Demy zum Festival eingeladen.
Und das bevor er den Film gesehen hat?
Er hatte den Film nicht gesehen, nein. Aber er log, und erzählte jedem er habe dieses wunderbaren Film gefunden. Meine ganzen Underground Freunde, die Nutten und alle anderen, haben all ihr verficktes Geld zusammengeschmissen und mir ein Flugticket gekauft. So kam ich zurück in die Staaten. Egal, jedenfalls ging ich zum Festival und gewann. Dann schickte Hollywood ein Flugzeug um mich dort hin zu bringen, alle Studios wollten sich mit mir unterhalten.
Der Film war The Story of a Three Day Pass, richtig?
Ja, The Story of a Three Day Pass. Alle boten mir Jobs bei ihnen an, da Amerika es sich nicht erlauben konnte diesen schwarzen Regisseur französische Filme machen zu lassen. Aber ich weigerte mich, weil ich dachte wenn ich den Job kriege haben keine andere Minderheiten eine Chance. Ich wurde zum großen Genie. Mein Berechnungen zufolge, sollte es so sein, dass wenn ich es nicht tue, es zur weiteren Suche der Großen Schwarze Hoffnung animiert.
Geld hatte ich immer noch keins. Ich lebte auf einer Parkbank in der Nähe des Woodward Line Theaters. In der ersten Nacht die ich dort verbracht habe trug ich weite Kleidung in die ich Zeitungen stopfte um mich warm zu halten.
Es macht den Eindruck als sei Three Day Pass extrem kontrovers. Es ist eine Liebesgeschichte eines afroamerikanischen Mannes und einer weißen Frau. Wie wurde das aufgenommen?
Wo?
Nun ich denke in Frankreich, und auch hier.
Die Franzosen liebten es, weil sie dachten es zeigt wie liberal und aufgeschlossen sie sind, aber das ist Bullshit. Als ich zum ersten Mal nach Frankreich kam, hielten mich alle paar Meter Polizisten an, die Franzosen hielten mir Knarren an den Kopf, als wären wir in Mississippi oder so, und dann sahen sie meine Papiere und sagten „ Oh, du bist Amerikaner, willkommen Bruder, blahblahblah.”
Wann kehrst du zurück in die Staaten?
Ich konnte mir die Location für The Story of a Three Day Pass aussuchen. Hollywood bemühte sich weiterhin um mich, ich war Zacken in der Krone. Ich sagte denen, ich würde zurück kommen und einen Film machen, wenn ich in Hollywood drehen könnte. Ich dachte das wäre der nächste politische Schritt, einen Film Hollywood zu drehen, dort wo die Unions stark sind und dies und das. Sie stimmten zu, und so kam es zu Watermelon Man. Und wie ich es schon vorher gesagt hatte, veränderte sich mit Watermelon Man wieder einmal alles. Danach dachte ich, ok ich mache meinen nächsten Schachzug und mache den Film den ich machen möchte, und mache ihn wie ich ihn machen möchte. Das war dann Sweetback.
Sweetback war dann ja nicht nur ein riesen Meilenstein für afroamerikanische Filmmacher, sondern auch für den Independant Film generell.
Ja, Sweetback hat alle Geldrekorde gebrochen. Es war der größte Independant Film der bis dahin gemacht worden ist. Ich bin quasi der Großvater von The Blair Witch Project, und anderen Dingen.
Ja.
Aber das hat auch seinen Preis. Ich hatte keinen festen Partner seit dem. Ich hatte einen Drei- Filme Deal mit Columbia, und die sagten mir das mein Vertrag gekündigt wurde.
Wegen Sweetback?
Jepp.
Das ist scheiße.
Yep.
Bist du auch heute noch auf der schwarzen Liste?
Ja, weißt du, ich versprach den Leuten Zwei zum Preis von Einem. Ich versprach ihnen sich liberal fühlen zu können indem sie mir halfen, und dann noch, dass ihre weißen Theorien von meinem Versagen gerechtfertigt werden. Alle waren dann angepisst als ich nicht versagt habe. Also beschloss ich etwas anderes zu machen. Weil es schwer ist jeden Aspekt eines Filmes zu kontrollieren ging ich zum Broadway. So kam es, dass ich mich dazu entschloss Ain´t Supposed to Die zu machen. Das kriegte ich hin. Es gab nur ein Theater, nur ein Ort mit dem ich zurecht kommen musste. Es passierten tausende lustige Dinge dort. Ich war auch der fiese, und habe dann so geguckt (macht ein gemeines Gesicht) und gesagt „Don´t fuck with me.” Das war lustig! Don´t fuck with me, das ist nicht gut für dich.
Das kann ich bestätigen, ich habe gerade ein bisschen Schiss.
Ich kann mich daran erinnern, dass ich gerade einen Film in Kanada gemacht habe, mit Mario und seinen Bruder, und sie sagten „Dad, nicht kämpfen.” Ich sagte ihnen sie sollen ein Gesetztes Änderung daraus machen.” Wenn er mich verarschen will” sagte ich, „schicke ich ihn zu euch. Und wenn ihr die Sache geregelt bekommt ist er danach mein.” So musste es sein.
Du hast Sweetback ohne Unterstüzung eines Studios gemacht. Wie hast du es geschaft trotzdem genug Kohle zusammen zu bekommen.
Naja, ich musste einen weißen Typen anstellen, der sagte er sei der Boss.
Ich könnte mir vorstellen, dass Kinobesitzer, insbesondere die weißen, etwas damit zögerten einen Film wie Sweetback zu der Zeit zu zeigen. Wo wurde er gespielt?
Oh ja, nur zwei Kinos in ganz Amerika haben es gezeigt- zwei! Aber es lief so gut dort, das Leute damit begonnen danach zu fragen. Es war dann so, dass der Film absolut überall gezeigt worden ist.
Jared (Melvin Van Peebles Assistent) : Ich sah ihn in Dayton, Ohio im Autokino. Damals war das Autokino der beste Ort um am Wochenende mal raus zu kommen. Ich weiß noch, als wir Sweetback sahen, wurden die Mädels alle sauer und meinten „Hey, wir warten hier auf dem Rücksitz auf euch”, und wir meinten nur „Nein, nein schau dir diesen Film an!”
MVP: Premierenacht, fucking Leute überall. Es war einfach nur riesig, riesig, riesig. Er lief an einem Mittwoch in Detroit und an einen Freitag in Atlanta. Als ich zum Kino in Atlanta kam, sagte ich dem Typen er soll nicht erwarten, dass Leute auftauchen würden. Er sagte mir dann, dass das Kino schon voll ist.
Ich ging hinein und man hätte eine Ratte auf Baumwolle pissen gehört. Atlanta wurde gerade erst desegradiert, demnach war das Kino voll von schwarzen Leuten, aber ohne jegliches Geräusch. Ich fand noch einen Platz, und das war wirklich einer meiner interessantesten Momente im Leben, da war eine alte schwarze Frau neben mir, und als Sweetback draußen in der Wüste war sagte sie, „Oh Herr, lass ihn sterben. Lass nicht diese Männer ihn töten.” Zu der Zeit war es so, dass wenn eine Minderheit sich erhob, diese noch vor dem Ende des Films sterben würde. Fuck that. Keiner glaubte daran, dass er tatsächlich überleben und davon kommen würde.
Ja, aber abgesehen von der Message des Films, und der Tatsache das der Protagonist ein Afroamerikaner war, der weiße Cops tötete, würde man doch annehmen das alleine ja schon das Geld Grund genug gewesen wäre für Produzenten dich und dein Zeug aufzunehmen, nachdem es doch finanziell so erfolgreich war.
Das würde man denken. Don´t Play Us Cheap meine zweite Broadway Show war nicht dazu gedacht eine Show zu sein. Aber nachdem ich mit dem Film fertig war und niemand ihn veröffentlichen wollte.
The Story of a Three Day Pass beschäftigt sich offensichtlich auch mit Rassismus, aber auf eine viel subtilere Art und Weise. Sweetback brachte Polizisten um und war einfach ein krasser Motherfucker, gab es einen bestimmten Grund, warum du so viel unverhohlener an die Aussage von Sweetback rangegangen bist? War da mehr Wut in dir aufgrund was zu der Zeit so passierte?
Nun, bei The Story of a Thee Day Pass brauchte ich Leute die mir Geld gaben, damit ich den Film machen kann.
Also hast du dich bei den Franzosen angebiedert?
Ja, für die Franzosen war es schmeichelhaft, aber nicht so schmeichelhaft für die Amerikaner. Ich musste zeigen wie wundervoll Frankreich war.
Richtig.
Wenn dich jemand fickt, musst du einfach hoffen, dass er Vaseline benutzt. Verstehst du was ich meine? Scheiße, du musst realistisch sein. Für Sweetback machte ich meine erste Szene so wollüstig, dass die Unions dachten ich drehe einen Porno. Den nächsten Teil drehte ich in einer Gegend die bewirken würde, das keiner von ihnen dorthin kommen würde um Ärger zu machen. Den dritten Teil drehte ich in der Wüste, und keiner wusste wo er mich finden würde.
Haha. Auf die Eröffnungsszene wollte ich dich auch noch mal ansprechen. Wollüstig ist fast ein Understatement für ein kleines Kind das eine erwachsene Frau fickt. Wie alt war das Kind?
Das war Mario, mein Sohn, ich glaube er war da so 12.
Hat er sich darauf gefreut oder war er verwirrt?
Er wollte nicht das die anderen Kinder seiner Schule sahen wie er das macht. Du weißt ja wie Kinder sind. Ich sagte ihm, dass er sich darüber keine Sorgen machen sollte, und die Schnauze halten soll und das tun was ich ihm sage. Jetzt ist es so, dass wenn immer er sich langweilt sagt er „ Hey Süße, komm und schau mich in diesem Film an.”
Ja, ich würde das allen zeigen, er hatte quasi ein Sextape noch bevor er in die Pubertät kam.
Hallo- klar! Aber du weißt doch wie Kinder sind, so ein Scheiß. Jetzt macht er Filme, das ist doch wunderbar.
Und das kam daher, dass er ’71 nackt auf einer erwachsenen Frau lag.
Klar. Was ich sehr interessant finde ist, dass die Leute nicht glauben konnten, dass ich meinen eigenen Sohn einsetzte. Jeder ist das Kind eines anderen. Wenn es so falsch war, warum würde ich es mit dem Kind eines anderen machen?
Was für Feedback hast du für Sweetback bekommen? Ich habe irgendwo gelesen, dass du sogar Morddrohungen erhalten hast.
Ja, davon gab es viele.
Kannst du ein paar erzählen?
Da gibt es nicht viel zu erzählen. Die Leute drohen dir nicht und sagen „Oh, das hier ist die Nummer unter der du mich erreichen kannst.” Die gefährlichsten bekam ich von schwarzen Organisationen, weil sie entschieden wie die Revolution oder die Veränderung statt finden sollte, und ich habe da einfach ohne sie angefangen. Sie sagten Dinge wie „Wir müssen diese Welt in unsere Gewalt bekommen, und das genau auf diesen Weg.” Nein, übernehm doch einfach nur die Welt. Das war lustige Scheiße dabei.
Mitglieder der Black Panthers mussten deinen Film sehen. Das ist schon ziemlich abgefahren.
Verdammt ja! Das war großartig, außerdem haben auf diese Weise viele Leute meinen Film gesehen.
Haben sie das jemals vorher mit Sachen von jemand anderen gemacht?
Nein, wen hätten sie denn nehmen sollen? Das gab es zuvor nie, und danach auch nicht.
Aber davor hast du noch „Free Huey” auf die Rückseite von der Br’er Soul DVD geschrieben.
Haha, ja, die dachten es heißt „Free? Huh, no way”, aber es ging eher um die Freilassung von Huey Newton. Niemand weit und breit hat sich für den Scheißkerl engagiert.
Also hatten sie keine Ahnung was das bedeutet?
Nö, sie hatten keine Ahnung.
Idioten.
Und The Panthers fragten mich, ob ich Backup bräuchte und boten mir auch ihre Dienste als Bodyguard an. Ich habe sie allerdings nie danach gefragt.
Hast du dich unbesiegbar gefühlt, so „keiner kann’s mit mir aufnehmen”?
Nein, es gibt schon noch ein paar Typen, die es mit mir aufnehmen können. Aber ich werde sie mit mir runterziehen. Weißt du, wann ist ein Tier am gefährlichsten? Wenn es in die Enge getrieben wird. Was hatte ich schon zu verlieren? Ich habe den Zug nicht abfahren lassen und der Typ hat mich entlassen als das Buch am erfolgreichsten war, so wie ich es gesehen habe hatte ich einfach nichts zu verlieren wenn es jemand mit mir aufnehmen wollte. Du hast einen gottverdammten Kanarienvogel in die Enge getrieben, er wird kämpfen.
Natürlich.
Aber du wirst nicht jeden Scheiß auf dir sitzen lassen. Ich erinnere mich an diese Zeit, Sweetback lief gerade in Boston und er lief nicht gerade so gut. Dieser Typ rief mich auf dem Telefon an und sagte, der Film habe ihm gefallen, als er ihn das erste mal in Detroit gesehen hatte und er fragte, warum ich ihn für Boston noch mal neu geschnitten hatte. Ich hatte keinen Schimmer, was der Typ für einen Scheiß laberte, also nahm ich meine Knarre und ging runter zum Theater. Ich bin mit geladener Knarre zu dem Typen hin und sagte ihm „Hey Scheißkerl, ich baller dir deinen verfickten Schädel weg. Lass den verdammten Film wie er ist.” Er versuchte mir zu erklären, dass ihm die Szene nicht gefallen hatte, wer zur Hölle hat ihn nach seiner Meinung gefragt?
Welche Szene meinte er denn?
Keine Ahnung.
Weißt du nicht?
Es waren sogar mehrere, er hat nur versucht den Film abzuschwächen.
Weil er sonst zu lang wäre, oder weil es vielleicht zu riskant sei?
Er fand ihn zu krass bla bla bla, was auch immer. Ich glaube es war ihm zu militant oder so ein Scheiß. Aber wie gesagt, ich habe nicht wirklich was zu verlieren.
Seit einer Weile Reden mit dir, kommt es mir so vor, als ob ich mit dem Charakter aus Sweetback sprechen würde. Nur bist du viel gesprächiger-gibt es da einen Grund warum Sweetback nur so wenige Zeilen hatte?
Das ist eine ziemlich interessante Frage. Einmal bin ich durch Cornwall gelaufen und da war diese Gruppe von Jungs. Sie schauten mich an und sagten “OOOOHRRHHGGFF”. Ich sagt „oh fuck”, ich hatte keine Ahnung was mit denen los war, es stellte sich dann heraus, dass es Taubstumme waren, die meinen Film mochten, weil sie ihn verstehen konnten. Die Leute reden zu viel, sie sagen „Oh, du weißt schon, dass du meine Rechte als Bürger Amerikas verletzt hast?”, nein du Wixer, wenn du dich mit mir anlegen willst, dann komm her und ich erzähl dir mal was. Ich hau dir deinen verdammten Schädel weg, Punkt. Reden bringt nicht viel. Ihm wird auch keine Bibel helfen, eher ein Ziegelstein. Wenn sich jemand mit dir anlegt musst du genau so reagieren. Ein anderer Grund warum er nicht so viel spricht, ist, dass das Publikum so vielleicht auf die Idee kommt zu versuchen seine Gedanken zu lesen.
Ja, das ist wahr, es ist ziemlich verrückt wie man nur anhand seiner Mimik ablesen kann, was er gerade denkt. Zum Beispiel an der Stelle, wo er den beiden Cops zusieht, wie sie den Typen zusammenschlagen und er dann komplett durchdreht.
Er muss nicht noch extra sagen „Wow, siehst du wie man uns Farbige behandelt!”
Genau.
Ich war neulich in einer Bar und ein Mädchen hat mich angesehen. Komm schon, du brauchst keine Worte, haha, du weißt was ich denke und du denkst genau dasselbe, lass es uns tun.
Bei mir funktioniert das nie so richtig.
Du musst es wirklich wollen. Es ist großartig, wenn du irgendwo in einem verschissenen fremden Land rumhängst und nicht diese ganze Scheiße durchmachen musst. Es ist einfach nur, ich kann deine Sprache nicht, du kannst meine nicht, also was verstehst du? In Ordnung Hübsche, lass uns loslegen.
Haha, yeah.
Einmal war ich in Dänemark auf dieser Party. Als ich dann ging war da diese Frau. Sie sprach kein Englisch und ich kein Dänisch, also was zur Hölle sollten wir schon groß sagen, verstehst du? Andererseits könntest du 20 Minuten lang quatschen „Ah und welche Fächer belegst du? Was studierst du?” und keinen von euch beiden würde es auch nur interessieren. Also ging ich mir ihr nach Hause und sah ein Bild ihres Ehemanns und sie sagt „er wird nicht vor um fünf nach Hause kommen”. OK, es ist so halb vier und sie gibt mir einen Schlafanzug, den ich anziehen kann. Also ziehe ich den Pyjama an und ACH DU SCHEIßE, VERDAMMT! Der war riesig! Ich sagte „Du bist mit fucking King-Kong verheiratet, fick dich!”
Aus der Größe des Pyjama eines Mannes kann man verdammt viel über sein Leben erfahren…
Ja, ganz genau.
INTERVIEW VON JONATHAN SMITH
FOTOS VON BRAYDEN OLSON