Ich könnte irgendein hochtrabendes Zitat eines bekannten Poeten zitieren, um zu erklären, was ich letzte Woche im Keller eines Hotels erlebt habe. Doch das Schauspiel, das ich beobachten konnte, ist nicht mit Worten zu beschreiben. Ich war bei der 14. jährlichen Domination Convention in Los Angeles—einem Treffen von Fetischisten, Sadisten, Masochisten, (einem Pantomimen), Sklaven, Herren und ihren menschlichen Haustieren.
Die Voraussetzungen für die Teilnahme an der menschlichen Haustierschau sind einfach: Menschen tun so, als wären sie Tiere und treten in den Kategorien Geschicklichkeit, Darbietung und beste Kunststücke gegeneinander an. Die Haustiere werden von ihren Besitzern oder Trainern vor einer Jury aus latexbekleideten Dominas durch die einzelnen Runden geführt. Einige der Tiere geben alles und tragen sorgfältig gearbeitete Ledermasken, die Hundeköpfen nachempfunden sind. Andere dagegen knien sich einfach auf alle viere, hecheln und wackeln mit dem Hintern.
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Vielleicht stellen sich an dieser Stelle einige Fetischistennoobs à la Christian Grey die Frage, ob die menschlichen Haustiere so etwas wie Furries, Bronies oder Cosplayer sind. Nein, die Haustiere sind einfach eine weitere Ausdrucksform der klassischen Meister-Sklaven-Dynamik, nur mit weniger Worten und robusteren Knieschonern. Wenn die Haustiershow erst einmal begonnen hat, muss jeder in seiner Rolle bleiben. Die Haustiere bekommen ein Halsband und eine Leine umgelegt und werden der Jury präsentiert. Aber bevor ich zu viel verrate—seht selbst!
Der erste Teilnehmer der Haustiershow ist eine „Zombie-Dogge”. Auf seinem Unterarm ist groß das Wort „Made” tätowiert. Punkt für den innovativen Einsatz von Boxhandschuhen.
Die Juroren beobachten und stellen Fragen zu Rasse und Darbietung.
Diese junge Frau ist ein Langhaar-Chihuahua. Ihr andauerndes Putzen und ihr freundliches Naturell haben die Jury überzeugt.
Mit diesem Welpen mit dem Schutzkragen habe ich mich sehr verbunden gefühlt. Selbst mit einer fiesen Knöchelverletzung, hat sie sich noch immer bereitwillig die Ledermanschetten angelegt und ihre Titten rausgeholt. Ein Sieger in der Kategorie Rasse und Mumm.
Die sexuelle Energie, die von diesen beiden Teilnehmern ausgeht, ist auch auf der anderen Seite des Ozeans noch deutlich zu spüren. Der Vierbeiner ist ein Hybridwesen—das Ergebnis einer heißen Affäre zwischen Hund und Schwein. Seine Herrin ist eine 1,80 Meter große Amazone in einem Latexkostüm, die an faschistisches Militär in den 30ern erinnert. In der Form sicherlich auch interessant für „besorgte” Bürger hierzulande.
Ein grandioses Gespann von Gesetzeshütern. Der Polizeihund zieht sogar instinktiv an seiner Leine, als eine katzenartige Kreatur vorbei kriecht. Authentisch!
Jetzt stelle ich euch meinen Favoriten unter den Teilnehmern vor: ein Golden Retriever, der weder Maske noch einen Schwanz benötigt, um den Inbegriff eines süßen, gefühlvollen, loyalen und irgendwie dümmlichen Haustiers zu verkörpern, das jeden Tag zu Hause auf dich wartet. Schaut ihn euch an:
Schaut ihn euch an, wie er seinem Meister über das Gesicht leckt!
Warum können nicht alle Männer wie überschwängliche Welpen sein?
Zwischen der Haustiershow und der Pferdeshow frage ich Danarama, den Dekan der Fetisch-Universität (das pädagogische Zentrum der Pornoseite Kink.com), was der Reiz an diesem Spiel ist. „Es gibt diese Vorstellung, dass nur Kinder spielen und Erwachsene das nicht brauchen—aber das tun wir”, sagt er. „Wir brauchen einen Weg, um Stress abzubauen und die Möglichkeit, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Es ist einfach eine andere Art, um zu entspannen und kreativ zu sein und um zu sagen: ‚Hey, heute Abend bin ich ein Pferd.’ In der Rolle des Untergebenen zu sein, kann sehr entspannend sein, weil man keine Entscheidungen treffen muss. Und das ist eines der Dinge, vor denen die Leute am meisten Angst im Leben haben: falsche Entscheidungen zu treffen.” Wenn du am Ende der Leine hängst, sagt Danarama, musst du nur den Anweisungen deines Herrchens folgen.
Die Pferdeshow ist sehr viel kleiner und auch irgendwie kultivierter. Die Anforderungen konzentrieren sich auf das Tänzeln, Traben und die Zahnpflege. Die Pferde sind athletisch und eher reserviert, was das Ablecken von anderen Leuten angeht.
Als die Schleifen für den Favoriten der Jury, das beste Benehmen, das beste Latex-Outfit und die beste Darbietung (die Hundestaffel hat gewonnen) verteilt werden, strahlen die Kreaturen spürbar vor Freunde. Alles in allem wirkt dieses Hobby auf die meisten Menschen wahrscheinlich bizarr oder vielleicht sogar verstörend, aber in diesem mit Neonlicht ausgeleuchteten Kellerraum—weit weg von den Disneyland-Besuchern und genervten Geschäftsreisenden im Obergeschoss—trifft sich eine großartige Gemeinschaft aus Leuten, die gut finden, was du tust und dir dafür sogar noch einen Preis verleihen.
Du musst dich nur darauf einlassen.