Tech

Ein Modder hat ‘Diablo 2’ in ‘StarCraft 2’ nachgebaut – es hat nur 8 Jahre gedauert

Es ist unter Gamern eine anerkannte Tatsache, dass Diablo 2 nicht nur der Höhepunkt der Rollenspielreihe war, sondern schlicht eines der besten Spiele der Geschichte. Das Problem: Das düstere Fantasy-Rollenspiel Diablo 2 ist inzwischen 18 Jahre alt, sieht dementsprechend aus und der Nachfolger, Diablo 3, ist unter Fans umstritten, denn das Spielgefühl des Klassikers fängt er nicht ein.

Auftritt “egod123”: Der junge Kanadier ist Modder und bekommt gerade große Aufmerksamkeit aus der Gaming-Welt. Denn er hat einen Plan, der sich so kompliziert, so groß, so beknackt anhört, dass man nicht umhin kommt, dabei sein zu wollen: egod123 will Diablo 2 nachbauen. In StarCraft 2. Einem komplett anderen Spiel. So will der Modder einer neuen Generation von Gamern zeigen, warum das alte Rollenspiel so besonders ist. Mitte Mai ist eine erste, öffentlich spielbare Version erschienen.

Videos by VICE

Seinen Anfang nahm das Projekt bereits vor acht Jahren, bis Diablo 3 erscheint, sollte es noch fast drei Jahre dauern, Diablo 2 dagegen war schon über zehn Jahre alt. “2010 kam ich in die Beta-Version von StarCraft 2 rein”, schreibt der Modder im Discord-Chat mit Motherboard. “Diablo 2 war ein riesiger Teil meiner Kindheit, also wollte ich auch so ein Spiel bauen, eine Mischung aus Diablo und StarCraft.”

Egod123 fängt an, ein Rollenspiel zu bauen, in dem die futuristischen Space Marines aus StarCraft gegen Aliens kämpfen. Doch das Projekt will einfach nicht vorankommen. Der Modder nutzt zum Bauen das StarCraft 2 beiliegende Editor-Programm, aber das sei zu beschränkt gewesen, wie egod123 Motherboard erklärt. Große Projekte lassen sich in dem Editor nicht umsetzen, denn die Menge der gleichzeitig laufenden Skripte ist limitiert.

Screenshot von einem Live-Stream von 'The Curse of Tristram'.
Der kanadische Modder zeigt in regelmäßigen Livestreams mit welchen Tricks er die Welt von ‘Diablo’ in ‘StarCraft 2’ neu auferstehen lässt | Screenshot von YouTube aus dem Video “What’s Up? Curse of Tristram latest news”

“Über die Jahre verbesserte die Entwicklerfirma Blizzard den Editor immer weiter”, schreibt egod123. “Wenn du meine Videos von 2010 mit 2018 vergleichst, ist es wirklich unglaublich, was die Änderungen alles gebracht haben.” Der verbesserte Editor ermöglichte dem Modder endlich das Spielgefühl des Klassikers einzufangen: Eine große Welt, komplexe Helden wie Barbarenkrieger, Druiden oder Amazonen mit einer Vielzahl von Fähigkeiten, Zufallsbeute, dunkle Verliese und Quests.

Die neuen Funktionen bieten so viel Möglichkeiten, dass der Modder im Jahr 2014 die Idee einer Science-Fiction-Version von Diablo 2 begräbt, und beginnt, “sein” altes Diablo 2 nachzubilden. Seine Mod nennt er Curse of Tristram, in Anlehnung an das Dorf, in dem die Diablo-Geschichte ihren Lauf nimmt.

Blizzard hilft dem Modder beim ‘Diablo’-Revival

Unterstützung bekommt der Modder dabei von unerwarteter Seite: Diablo 3. Der kontroverse Nachfolger erscheint 2013 – und gibt ihm Zugang zu einer Fülle an 3D-Modellen von Monstern und Helden, die der Modder in Curse of Tristram einfügen kann. “70 Prozent aller Modelle kommen aus Diablo 3″, schreibt der Modder im Discord-Chat. “Ich musste sie aber alle anpassen. Ein paar Modelle habe ich selbst gemacht und bei einigen anderen hat mir noch eine weitere Person geholfen.”

Blizzard, die Entwickler hinter Diablo und StarCraft, scheint das nicht zu stören. In der inzwischen achtjährigen Geschichte der Mod hatte egod123 noch keine Schwierigkeiten mit den Entwicklern, ganz im Gegenteil: “Blizzard hat Modder wie mich stets unterstützt. Ich meldete mich immer wieder bei ihnen, als ich nicht weiterkam, und sie hatten immer ziemlich schnell gute Lösungen für mich am Start”, schreibt egod123. “Blizzard liebt es, wenn wir den Editor benutzen. Sie hören uns Moddern zu.”


Bei Motherboard: So wollen Gefrier-Fans den Tod überlisten


In die breite Öffentlichkeit will egod123 aber nicht. Auf unsere Fragen zu seiner Person reagiert er eher ausweichend. Seinen Namen wollte er uns nicht verraten. Nur, dass er Kanadier sei und “ein wenig” Programmieren studiert habe. Trotz der Geheimniskrämerei erreicht egod123 etwa 5.000 Abonnenten auf YouTube. Fünfzehn von ihnen geben ihm sogar Geld für seine Arbeit: Knapp 100 Euro im Monat bekommt egod123 auf der Crowdfunding-Plattform Patreon für seine Arbeit ausgezahlt.

Das ist wichtig, denn es ist noch eine Menge zu tun: “Es gibt noch so viele Verbesserungen, die nötig sind”, schreibt der Modder. “Ich sammele im Moment Feedback und behebe die gröbsten Bugs. Als nächstes gibt es dann eine große Ladung neuer Inhalte. Und dann will ich noch den Spieler-gegen-Spieler-Modus zurückbringen, den ich schon in einer Alpha-Version hatte. Schritt für Schritt könnte dieses Projekt ganz schön interessant werden.”

Selbst wenn egod123 es nicht schafft, das riesige Diablo 2 in seiner ganzen Fülle nachzubauen: Seine beeindruckende Mod macht schon jetzt Spaß und ist auch noch kostenlos spielbar. Da die Basis-Version von StarCraft 2 inzwischen gratis ist, kann auch jeder das Werk von egod123 ausprobieren – einfach nach der Installation im Arcade-Genre in den Custom Maps nach The Curse of Tristram suchen.

Folgt Dennis auf Twitter und Motherboard auf Facebook, Instagram, Snapchat und Twitter