Popkultur

Nach Dagi-Bee-Pornoparodie: YouTube löscht den Account von Doggy Bi

Screenshot von YouTube aus dem Video „I am back!” von Luna’s Wurstbrot

Es gibt nichts, worauf die Menschheit nicht masturbieren kann. Wie wahr dieser Satz ist, der irgendwo in den Marmortempel, der das Internet ist, gemeißelt sein muss, zeigte sich Anfang der letzten Woche. Da tauchte nämlich die erste Pornoparodie zur deutschen YouTube-Szene auf. In diversen „Fick-Challenges” bewies Doggy Bi (im Porno-Biz ansonsten unter dem Namen Luna Love unterwegs), dass sie sich beim Deepthroaten nicht nur die Haare flechten, sondern auch noch Mascara anpreisen kann—und die Leute waren begeistert. Auch im Pornoseiten-Kommentarbereich, der sonst eher humorbefreit daherkommt. Lifestyle-Vloggerinnen wie Dagi Bee wurden schließlich schon des Öfteren auf die Schippe genommen, nur: Selten war die Parodie mit eingeblendeten YouTube-Kommentaren und dem Betteln um neue Abonnenten so treffend wie in diesem Fall.

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Im Gespräch mit uns scherzte die Amateurpornodarstellerin aus Koblenz noch darüber, dass sie womöglich bald von Dagi Bees Anwälten hören würde, wie lustig die Parodierte das Ganze selbst fand. Und tatsächlich: Nur wenige Tage, nachdem der Clip viral gegangen ist, scheint die 19-Jährige die ersten Negativkonsequenzen ihres Pornohits spüren zu müssen. Zumindest vermutet die Pornodarstellerin in einer Ende vergangener Woche hochgeladenen Videobotschaft, dass die Parodie auf den YouTube-Star etwas mit der Löschung ihres alten YouTube-Accounts zu tun habe. War es also doch keine ganz so gute Idee, sich mit der 2-Millionen-Abonnenten-Vloggerin (und ihrem nicht zu unterschätzenden Bienchen-Kult) anzulegen?

Auf Nachfrage unsererseits geht sie etwas mehr ins Detail. So habe ihr YouTube in einer E-Mail mitgeteilt, dass ihr „Account gesperrt wurde und ich auch keinen neuen Kanal mehr auf YouTube machen darf. Begründung ihrerseits war, dass ich gegen die Community-Richtlinien verstoßen hätte.” Das klingt im ersten Moment nicht wahnsinnig überraschend, schließlich nimmt es die Videoplattform mit den hochgeladenen Inhalten—gerade dann, wenn man sich als „Partner” verifizieren lässt und somit auch Werbung vor den Videos schalten kann—ziemlich genau. Da reicht zum Teil schon die Verwendung einer nicht zweifelsfrei autorisierten Hintergrundmelodie, um abgemahnt zu werden.

Luna selbst versteht nach eigener Aussage allerdings überhaupt nicht, welcher ihrer Inhalte konkret gegen die Richtlinien verstoßen haben soll: „Zu viel nackte Haut kann auf keinen Fall der Grund sein. Ich war immer angezogen. Urheberrechtsverletzungen gab es auch keine. Damit kenne ich mich durch meine anderen Videos schon aus. Der Inhalt ist der offizielle Grund der Sperrung. Allerdings muss man mal ganz klar sagen, dass es diese Inhalte in vielen anderen Formaten von YouTube auch gibt. Und diese Formate gibt es schon lang.”

Außerdem seien auf ihrem Kanal, der nach dem Hype um ihre Pornoparodie im Lauf einer Woche immerhin 7.000 Abonnenten zählte, nur drei Videos abrufbar gewesen. „In dem Ersten ging es darum, dass ich in einem Film eine biologische Besonderheit (Prolaps) gesehen habe und die Leute lediglich gefragt habe, ob sie das schonmal gesehen haben und was sie davon halten, weil ich mich zu Tode geekelt habe. Dieses Video habe ich ab 18 freigegeben. Das zweite Video ging um die Frage, ob die Pornoszene mit Prostitution gleichgesetzt werden kann, was ich aus meiner Sicht beantwortet habe. Das dritte Video war dann zu Doggy Bi, wo ich mich quasi selbst interviewt habe, um den Zuschauern den Hintergrund auf lustige Weise näher zu bringen. ALLE Videos habe ich jugendfrei gehalten, das heißt, ich habe ‚anstößige’ Wörter vermieden oder mit Blümchen ausgeschmückt.”

Das mag noch nicht genug Stoff für eine größer angelegte Verschwörungstheorie zu sein—überraschend ist dann aber doch, dass YouTube nicht die einzige Plattform ist, auf der Luna Love nach ihrer Dagi-Bee-Parodie nicht so richtig gerne gesehen scheint: „Als ich kürzlich über Twitch streamen wollte, wurde mein Account auch nach zehn Minuten gelöscht. Also habe ich mir einen Neuen erstellt, der ebenfalls nach wenigen Minuten weg war. Angeblich wegen pornografischer und freizügiger Inhalte—dabei habe ich sogar einen Schal getragen. Ähnlich war es bei YouNow: Ich hatte mit Abstand die meisten Nutzer und bin trotzdem nicht unter den meistgesehenen Videos aufgetaucht.”

Ob es sich dabei um ein vorbeugende Jugendschutzmaßnahmen seitens der Plattformen handelt, oder es sich Dagi Bees Bienchen-Movement zur Aufgabe gemacht hat, durch unverzügliches Massenmelden die Frau, die sich über ihr Idol lustig gemacht hat, aus dem jugendfreien Internet zu vertreiben—wir wissen es nicht. Eine allgemeine Verschwörung der YouTuber-Szene gegen die Frau, die sie mal so ordentlich durch diverse Körpersäfte gezogen hat, scheint aber unwahrscheinlich. Schließlich wurde Lunas Pornoparodie auch von anderen Webvideostars durchaus positiv aufgenommen: „Negativ geäußert hat sich von den großen YouTubern niemand. Ich habe auch von YouTube-Leuten sehr viel positives Feedback bekommen”, erklärt die 19-Jährige. Außerdem sei Dagi „auch in der YouTube-Szene ‚umstritten’.”

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