Prunkvolle Gebäude, satt-grüne Wiesen und Football-Felder, auf denen Cheerleader College-Footballspielern zujubeln: Zumindest in Filmen scheinen US-Universitäten oft paradiesische Freilaufgehege zu sein, an denen sich die Jugend bildet, um später ihren hunderttausend Dollar schweren College-Kredit abbezahlen zu können. In Deutschland ist das nicht so. Wenn du nicht gerade in Heidelberg oder Tübingen studierst, wo im Grunde alles aussieht wie in Disneyland, kann es gut sein, dass du einige der besten Jahre deines Lebens in einem architektonischen Desaster verbringst. Wir haben die sechs hässlichsten Universitäten Deutschlands gesammelt:
6. Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Bis zur seiner Sprengung 2014 war der sogenannte AfE-Turm der Goethe-Universität Frankfurt ein 116 Meter hohes Zeugnis menschlicher Willkür. Ein lebensfeindliches, lächerlich großes Konstrukt aus Beton und Stahl. Doch auch danach ist die Uni kaum schöner geworden. Zwar nannte der Uni-Präsident 2010 den Campus-Neubau im Stadtteil Westend den “schönsten Campus Europas” und auch der Campus Riedberg wird neu gebaut. Doch Teile der Universität sind auch heute hässlich. Der Campus in Bockenheim soll seit Jahren abgerissen werden, doch das dauert. In der trostlosen Studienruine mit dem Charme einer Moosflechte starren Studierende mit leeren Augen auf rissige Betonplatten im Innenhof, während Obdachlose die Grünanlagen bewässern.
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5. Universität Stuttgart
Die meisten deutschen Innenstädte dürften bei Skyline-Liebhabern nicht gerade multiple Orgasmen auslösen. In Stuttgart hat man es mit dem Bau in die Vertikale zumindest versucht und Anfang der 60er Jahre an der Universität zwei hässliche Twin Tower nebeneinander gestellt. Wobei Tower der falsche Begriff ist, denn bei den Gemäuern handelt es sich um langgezogene Betonklötze mit dem Swag von UdSSR-Verwaltungsgebäuden in Rostow am Don. Während im Ländle also ein Bahnhof nach unten gebaut wurde, ragen zwei graue Blöcke über dem Kessel wie der Amon-Sûl-Wachturm über Eriador.
4. Ruhr-Universität, Bochum
Wenn schon Herbert Grönemeyer deine Stadt mit den Worten “Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau, du liebst dich ohne Schminke, bist ‘ne ehrliche Haut” besingt, dann weißt du, dass es um die Schönheit der Universität dieser Stadt ebenfalls nicht so gut bestellt sein kann. Gäbe es ein Betonimperium, von welchem all das Schöne und Ästhetische der Welt bekämpft werden soll, es hätte an der Ruhr-Universität in Bochum sein Hauptquartier. Im Zentrum des Ruhrpotts schossen in den 1960er und 1970er Jahren Betonblöcke aus dem Boden, als wären sie Röhrlinge an nassen Herbsttagen im Spreewald. Seitdem reihen sie sich aneinander zu einer Stadt aus rechteckigen Klötzen. Immerhin: Bochum stays true, der Ruhrpott war schließlich nie dafür bekannt, eine Schönheit zu sein.
3. Universität Regensburg
Die brutalistischen Bunkerklötze der Regensburger Uni sind die in Sichtbeton gegossene Arroganz, die man Intellektuellen gerne mal vorwirft. Diese Architektur dürfte vor allem Leuten gefallen, die sich gerne in Le-Corbusier-Sesseln einen runterholen. In den oft fensterlosen Räumen bleibt es auch dann noch kalt, wenn das Thermometer 25 Grad anzeigt. Und wenn man diese menschenfeindliche Schießscharten-Architektur kritisiert, hört man Sätze wie: “Man muss sich halt darauf einlassen”, oder: “Das ist eben nicht gefällig, sondern fordert den Geist heraus”. Was die Leute einem damit in Wirklichkeit sagen möchten: Wenn du die darin manifestierte Genialität nicht siehst, bist du halt eine dumme, unwürdige Amöbe.
2. Universität Siegen
Siegen ist für Studierende die Hölle, was auch damit zu tun hat, dass alle Stadtbewohnerinnen und -bewohner Studierende hassen. Das führt wiederum dazu, dass alle Studierenden die Stadt Siegen hassen. Und das Uni-Gebäude hat daran ebenfalls einen Anteil. Bevor du die Universität Siegen erreichst, musst du einen steilen Berg erklimmen, um schon schweißüberströmt zu sein, bevor dein Kolloquium beginnt. Wenn du diesen Kampf nicht kämpfen willst, bleibt dir eine Buslinie, die regelmäßig daran scheitert, den Berg zu erklimmen. Infrastrukturell ist der “Campus” also schon mal eine mittelschwere Katastrophe. Als ob das nicht schlimm genug und extrem feindlich gegenüber Menschen mit Behinderung wäre, haben sich die Architekten der Universität offenbar gedacht: “Blau ist ‘ne Trendfarbe, und wird wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren eine Trendfarbe bleiben!” Jedenfalls entwarfen sie einen blauen Wellblechturm sowie blau gestrichene Etagen in Terrassen-Optik. Das Hauptgebäude sieht dadurch so aus, als hätte jemand ein Glas Blue Curacao an die Rückseite eines Kühlschranks gekotzt. Achja: Die grüne Wiese, die wie ein Naherholungsgebiet wirkt, verwandelt sich im Winter in ein Schlammfeld.
1. Universität Bielefeld
Äußerlich versprüht die Universität Bielefeld den einladenden Charme einer Industrieanlage, in der wahlweise Unkrautmittel oder Asbestplatten hergestellt werden. Die grau-weiße Glas-Betonfassade, die sich am Teutoburger Wald in den weißlich-grauen Bielefelder Himmel erhebt, vermittelt dir vor allem eins: Du bist nicht zum Spaß hier. Drinnen wird das Konzept maximaler Freudlosigkeit konsequent fortgesetzt. Die große Haupthalle tötet mit ihrem schwarzen Gumminoppen-Boden, nacktem Beton, blutroten Metallelementen und einem Milchglas-Gewächshausdach auch die letzten kreativen Flausen im formbaren Studierendenhirn ab.
Handgemalte Transpis, die hier und dort von der Balustrade hängen, und alte Kaugummis, die die Bildungselite im Laufe der vergangenen Jahrzehnte liebevoll an ausgewählten Stellen in den Beton eingearbeitet hat, lockern das triste Gesamtbild immerhin etwas auf. Die Bibliothek ist mit ihrem grauen Teppichboden so einladend wie eine Stasizentrale. Abgerundet wird die ostwestfälische Bladerunner-Dystopie durch eine monströse Lüftungsturbine, die wie ein Enddarm emporragt.
Gerüchten zufolge soll die Haupthalle mit ihren Brücken den Kanälen von Venedig nachempfunden sein. Das erzählt man sich jedenfalls, um die ästhetische Todeszone etwas erträglicher zu machen.
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