Neodisco haben keine Oasis-mäßigen Schwierigkeiten

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Das Landleben zwingt einen oft zu drastischen Maßnahmen. Es ist zwar nett, direkt neben der Haustüre einen Bauern und einen Wald zu haben, aber wenn dir die Bands beim Frühshoppen auf die Nerven gehen, bist du aufgeschmissen. Es sei denn, du machst es wie Neodisco. Die Steirer haben sich in ihrem Haus ein kleines Studio eingerichtet und Beats produziert. Am 11. April haben die drei Jungs ihre EP Kreativ Verbraucht veröffentlicht und auf ihrer Homepage als gratis Download angeboten. Die EP ist alles andere als kreativ verbraucht—davon könnt ihr euch bei der Minitour, die sie mit Lance Butters durch Österreich machen, überzeugen. Wir haben mit Niko und Georg (zumindest hat Georg ein paar Sätze aus dem Hintergrund in den Hörer gerufen) telefoniert und ihnen ein paar Fragen gestellt.

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Noisey: Wie unterscheidet sich eure EP Kreativ Verbraucht zu euren vorigen Sachen?

Niko: Ich denke, dass sie auf jeden Fall entspannter ist. Sowohl vom Sound als auch vom Text her wollten wir uns ein bisschen zurücknehmen und nicht wild rumballern. Wir haben mehr gesungen und ja, ich weiß nicht wie sehr sich das auswirkt, aber wir haben sie diesmal komplett selbst gemacht. Ohne Produzenten oder irgendwen externen, der beim Schaffungsprozess dabei gewesen wäre. Nur wir, bei uns im kleinen Studio bei uns zu Hause.

Was hat es denn mit dem Titel auf sich?

Der ist einer Zeile des ersten Songs entnommen. Hat also einen doppelten Boden. Wir wollten die EP eigentlich anders nennen—Kunst und Krempel, weil wir die Sendung mögen. Aber das war dann unmöglich. Das ging nicht, weil das Label gesagt hat, dass die die Namensrechte haben. Wir haben zwar gefragt, aber es war nicht möglich. Kreativ Verbraucht ist die zweite Wahl geworden. Wenn wir schon eine zweite Wahl haben, dann wollten wir etwas direkt aus der EP nehmen.

Wie ist die Resonanz bisher?

Positiv! Das Video funktioniert auch gut und wir sind happy damit. Es ist ein Zeitüberbrücker für die Fans. Ganz nice eigentlich, wie sich das entwickelt hat. Haben auch schon einige Leute runtergeladen, was uns sehr freut.

Ich stelle es mir schwierig vor, mit seinem Bruder Musik zu machen. Wie ist das bei euch?

Georg: Schrecklich!

Niko: Wir machen ja schon ewig zusammen Musik. Wir kommen wirklich vom Land, recht abgelegen und elektronische Musik oder HipHop ist da nie wirklich durchgedrungen. Es gab kaum jemanden, der diese Leidenschaft mit uns geteilt hätte. Insofern waren wir auf uns selbst angewiesen. Zuerst haben wir zusammen nur Beats gemacht und dann ist irgendwie die Band entstanden. Wir haben keine Oasis-mäßigen Schwierigkeiten. Vielleicht kommen die ja noch. Aber bis jetzt war das immer ganz entspannt.

Was macht ihr, wenn ihr keine Musik macht?

Niko: Wir sind alle brave Studenten. Alle drei brav. Mit Abstrichen. Die Hauptzeit geht an die Musik und an das Studium. Ich spiel noch Eishockey nebenbei. In einem Verein. Das ist so mein Hobby.

Georg: Wir schauen viel fern.

Niko: Und wir schmeißen den Haushalt. Wir sind ja zu zweit. Die Eltern sind vor einigen Jahren weggezogen und wir sind unsere eigenen Hausmänner.

Ihr habt ja schon mit Lance Butters zusammengearbeitet. Freut ihr euch auf die Tour?

Niko: Ja, auf jeden Fall. Nicht nur musikalisch sondern auch persönlich. Wir haben ja nicht nur zusammengearbeitet. Wir haben uns davor privat kennen gelernt. Ich war mit Lance am Splash vor einigen Jahren, bevor er “fame” geworden ist. Damals haben wir geblödelt, dass wir irgendwann in Zukunft was machen. Jetzt hat sich das wirklich umsetzten lassen. Dass jetzt beide Acts gemeinsam auf Tour in Österreich sind, ist schon eine lustige Geschichte. Ich bin schon voller Vorfreude auf die paar Tage.

Worauf kann man sich denn einstellen, wenn man Neodisco live sehen wird?

Niko: Wir bemühen uns redlich. Wir haben für die Tour auch eine Lichtshow adaptiert. So sehr sich das mit unseren finanziellen Möglichkeiten umsetzen lässt—wir bemühen uns wirklich. Wir versuchen, alles so gut wie möglich live umzusetzen und schleppen von Gitarren über Synthies einiges an Equipment mit. Sodass wir live so gut wie möglich spielen können, was im Studio entsteht. Da ist die Live-Umsetzung schon recht schwierig. Aber so weit unsere Möglichkeiten es zulassen, ist uns das ein Anliegen das live zu machen. Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht: Wir überlegen uns da schon einiges. Wenn du aus dem HipHop- oder Elektronikbereich kommst, ist es schwer das Band-Ding rüber zu bekommen. Aber wir sind guter Dinge. Wir sind jetzt ja schon länger nicht mehr live aufgetreten und hatten eine kleine Pause—insofern freuen wir uns wieder sehr darauf, live zu spielen.

Wie ist euer Zugang zum Musik machen? Ist das Spaß oder Arbeit?

Arbeit auf keinen Fall. Sonst könnten wir vielleicht davon leben. Die Musik ist ein Zubrot zum Studentendasein. Es ist für uns auf jeden Fall noch Spaß. Sonst würden wir ja auch verzweifeln. Wenn wir da wirklich unser ganzes Leben darauf konzentrieren müssten, von dem Stuff zu überleben, dann wäre das schon sehr schwer. Wir haben auch abseits von Neodisco immer mit Musik zu tun. Wir machen mit anderen Artists was und haben Nebenprojekte. Ich habe auch nie etwas anderes gemacht. Das war immer Hobby Nummer eins und jetzt ist das Hobby ein bisschen größer geworden. Es ist aber trotzdem noch Leidenschaft. Unser Zugang ist auch ein pragmatischer, weil wir keine Band sind, die sich in ein Studio einmieten würde oder sagt, “okay, jetzt machen wir drei Wochen Band- und Studiozeit.” Wir haben ja alles bei uns im überschaubaren Rahmen im Haus stehen. Wir stehen auf und wenn es nichts zum Fernsehen gibt, gehen wir eben ins Studio und schrauben irgendwo herum. Musik ist nichts, dem wir uns einmal drei Wochen lang widmen, sondern bei uns ist das tagein, tagaus ein Thema. Wir nehmen uns über Jahre schon die Zeit dafür. Das war auch schon in der Schulzeit so–da haben wir nachmittags Beats gemacht.

Ihr habt also schon sehr früh mit der Musik begonnen.

Ja, zwar noch sehr kläglich, aber wir haben es zumindest in den frühen Jahren schon versucht. Es gibt ja noch irgendwo manchmal Überbleibsel von diesen Zeiten, die wir dann zwischen verzweifelt und erheitert wieder hören.

Was ist für die Zukunft geplant?

Letztens als wir zu viel getrunken hatten, haben wir gesagt, dass wir eine Elektro-Pop-Band auf steirisch machen. Aber das ist vermutlich nicht endgültig. Wir arbeiten an einem neuen Neodisco-Album. Das kommt Anfang 2015, hat das Label gesagt. Wir sind ja allzeit bereit. Das ist unser Fernziel. Das Album kommt bestimmt und jetzt ist mal Schonungsphase. Letztes Semester, also ab November, haben wir für unsere Verhältnisse sehr viel für die Uni gemacht und die Musik ein bisschen zurückgeschraubt. Aber jetzt geht es wieder los.

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