Es ist manchmal schon anstrengend, einer der größten Räuber der Weltmeere zu sein. Kaum einem Ozeanbewohner könnte man es daher weniger nachsehen als dem Weißen Hai, wenn er sich auch mal eine ordentliche Tüte Schlaf gönnt. Doch ob der furchterregende Jäger sich tatsächlich auch mal ein Nickerchen gönnt und wie es wohl aussehen mag, wenn der größte Raubfisch der Welt entspannt vor sich hindöst, konnte bisher noch nie filmisch festgehalten werden. Bis genau dies einer Gruppe von Meeresbioologen gelang, die ihr sensationelles Videomaterial nun vom Discovery Channel im Rahmen der diesjährigen Shark Week veröffentlichen ließen.
In dem Film mit dem Titel Jaws of the Deep folgen Forscher einem großen Weibchen in der Nähe der Ost-Küste von Guadelupe im atlantischen Ozean. Dabei zeigt es ein noch nie dokumentiertes Verhalten: Über Nacht schwimmt das Tier entlang der Küstenlinie und bewegt sich exakt an einem langsamen Meeresstrom ausgerichtet, flach über dem Meeresboden—ein komplett anderes Verhalten als tagsüber, wo Weiße Haie in mittlerer Tiefe schwimmen und auf Beute über ihnen lauern.
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Was die Forscher dann auf Film bannen ist eine absolute Weltpremiere: Emma, so der Name des gefilmten Weibchens, verfällt in einen nahezu katatonischen Zustand. Es schwimmt mit gleichmäßigen Bewegungen und weit geöffnettem Maul die Küstenlinie entlang, um seine Kiemen beständig mit Wasser zu versorgen.
Das von einem Tauchroboter aus gefilmte Material bestätigt damit, dass Weiße Haie niemals aufhören zu schwimmen—auch nicht wenn sie schlafen. Im Vergleich zu anderen Haiarten, die auch ohne zu schwimmen atmen können, benötigt der große Weiße einen beständigen Wasserfluss durch seine Kiemen, um zu überleben.
Da Weiße Haie nicht über Augenlider verfügen, um ihre Augen zu schließen, ist es von außen schwer zu sehen, ob der Raubfisch tatsächlich schläft. Hierfür müsste man in weiteren Forschungen die Gehirnwellen der Tiere während dieses Zustands untersuchen. Das passiert dann vielleicht beim nächsten Nickerchen. So oder so sind diese Aufnahmen eine wissenschaftliche Sensation.