Wasserflaschenfoto mit freundlicher Genehmigung von iStockphoto/somchaij
Wie viel würdest du für eine Ein-Liter-Flasche Wasser zahlen? Die Antworten darauf reichen wahrscheinlich von „Ungefähr einen Euro” bis zu „Nichts, du Idiot, Wasser sollte kostenlos sein”. Doch wenn du zu denen gehörst, die fest an den Nutzen von Grander Belebtem Wasser glauben, zahlst du ruhig auch mal 12,10 Euro für das Privileg, etwas trinken zu können, das buchstäblich vom Himmel fällt.
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Wenn man der Grander-Methode zur Wasserbelebung glaubt, handelt es sich bei dem Produkt dieses Unternehmens nicht um gewöhnliches H 2O aus Tirol, sondern um ein Allheilmittel gegen Beschwerden von Magenverstimmungen bis hin zu Krebs. Gegründet wurde das pseudowissenschaftliche Unternehmen in den 70er Jahren von Johann Grander, einem ehemaligen Tankwart, der behauptete, einen Prozess erfunden zu haben, um alles Schlechte aus Wasser herauszufiltern und nur noch die mutmaßlichen Heilstoffe übrig zu lassen.
Natürlich steckt ziemlich genau nichts dahinter—Granders Wunderbehauptungen wurden wiederholt widerlegt. 2005 wurde ein neues Unternehmen in Neuseeland mit einer Geldstrafe von 60.000 Neuseeland-Dollar wegen „Quacksalberei” belegt, weil es über den Nutzen von Grander-Geräten zur Wasserbelebung getäuscht habe—ein dubioses Filtersystem, das zwischen 1.500 und 12.000 Dollar gehandelt wurde.
All das hinderte die internationale Einzelhandelskette Spar nicht daran, in Österreich ihre Regale mit Grander-Flaschen zu bestücken. Für Erich Eder, Biologieprofessor an der Universität Wien, ist dies frustrierend. Ihm zufolge besteht der Grund, warum Leute bereit sind, einen so hohen Preis für das Wasser zu zahlen, in „Falschinformationen und Mythen. Etwas, das gegen Krebs hilft, kostet eben. Aber leider tut Granderwasser nichts dergleichen.” Eder wettert schon seit 1999 gegen Grander; damals schrieb er einen Leserbrief, in dem er das gesamte Grander-Konzept als „esoterischen Humbug” bezeichnete. Fünf Jahre später wurde er von dem Unternehmen (erfolglos) wegen falscher Behauptung angeklagt.
„Es steht noch immer ein Verfahren der damaligen PR-Agentur von Grander, Energetic PR Inc., gegen mich aus”, so Professor Eder. „Zwei ähnliche Verfahren habe ich bereits gewonnen. Und doch geht der Kampf vor Gericht weiter.” Allen Bemühungen des Professors zum Trotz scheint es noch immer genügend Gläubige zu geben, um Granders Geschäft zu sichern, eine Tatsache, mit der sich Eder abgefunden zu haben scheint. „Es ist nur Leitungswasser in Flaschen und so viel sollte es auch kosten”, sagt er. „Die wirksamsten Placebos sind allerdings die mit dem höchsten Preisschild.”