Mit der Bezeichnung “Legende” wird heutzutage geradezu wahllos um sich geworfen. OK, in 60 Jahren Popkulturgeschichte sind natürlich eine Menge wichtiger und prägender Werke entstanden. Aber wie soll man dann Künstler nennen, die sich in ihrem Output, ihrer Virtuosität, ihrem Einfluss, ihrer Beständigkeit und ihrer Kreativität noch einmal von der breiten Masse Ausnahmekünstler abheben? Masami Akita ist so einer. Seit 1979 bewegt sich der Japaner als Merzbow im Grenzbereich zwischen Musik und Performancekunst. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen – 709 zählt Wikipedia, Discogs listet 393 – gehören auch spektakuläre Releases wie die 50 CDs umfassende Merzbox oder das Merzcar – ein Mercedes, dessen Radio nur Merzbow abspielt.
Neben seinen Soloarbeiten ist Merzbow vor allem für seine Kollaborationen mit Bands und Künstlern aus verschiedensten Genres bekannt – Xiu Xiu, Alessandro Cortini, Full of Hell, Sunn O))) und Pan Sonic, um nur einige zu nennen. Mit seinem Langzeitkollaborateur, dem ungarischen Schlagzeuger Balázs Pándi, und einer weiteren Legenden-Legende, dem japanischen Noise- und Improvkünstler Keiji Haino, kommt Merzbow diesen Mittwoch, den 31.05., für den ersten und einzigen Deutschlandauftritt des Projekts nach Berlin. Die von Manuela Benetton organisierte Show in der St. Elisabeth-Kirche dient als Vorschau auf das Saturnalia-Festival, das am 16. und 17. Juni in Mailand stattfinden wird. Restkarten sind noch an der Abendkasse erhältlich.
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Anlässlich des Auftritts hat uns Masami Akita exklusiv eine Playlist mit den prägenden Songs seiner Teenagerzeit zusammengestellt. Dazu Merzbow selbst:
Um 1970 herum, als ich noch zur Schule ging, hörte ich jeden Tag viel Rockmusik im Radio. Vor allem die Sendung “Beat Goes On” habe ich gerne gemocht. Sie lief abends um 23 Uhr auf Radio Kansai und wurde von der Modemarke “Jun & Rope” präsentiert. Die Moderatorin Kyoko Ai spielte hauptsächlich britischen Rock und Prog-Rock. Ich habe die Sendung aufgenommen und sie mir wieder und wieder angehört. Die von mir ausgewählten Lieder repräsentieren nur einen kleinen Teil davon. Die Songs von damals transportierten ein ganz bestimmtes Gefühl aus der Zeit und wenn ich sie höre, werden bei mir angenehme Erinnerungen wach. All diese Lieder erinnern mich an warme Sommernachmittage.
Perfekt zum aktuellen Wetter also. Hier ist Merzbows “Beat Goes On”-Playlist: