“Überlegungen, offline zu gehen, gibt es nicht.” Das hatte die Leiterin der VZ-Netzwerke, Agneta Binninger, uns noch im letzen Oktober gesagt, als wir sie fragten, was von studiVZ übrig geblieben ist. Am Freitag dieser Woche, knapp ein Jahr später, hat sich StudiVZ für insolvent erklärt.
Je nach Alter wird diese Nachricht bei euch vor allem zwei Fragen auslösen: “Was? Das gab es noch?” bei den Älteren, und “WTF ist 1 StudiVZ lol?” bei den Jüngeren. Beide Fragen sind völlig berechtigt.
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studiVZ wurde 2005 von Ehssan Dariani und Dennis Bemmann gegründet. Damals war Facebook in Deutschland noch nicht sehr verbreitet, weshalb die Gründer mit ihrem schamlosen Facebook-Klon großen Erfolg hatten. Also wirklich großen: 2007 kaufte der Holtzbrinck-Verlag das ganze Ding für 85 Millionen Euro. Das wäre noch heute eine beachtliche Summe für ein deutsches Start-up. Damals – als Start-ups noch Unternehmensgründungen oder Ich-AGs hießen – war das astronomisch. (Der Witz: Gründer Ehssan Dariani hat vor Kurzem erzählt, dass Mark Zuckerberg ihnen damals fünf bis sechs Prozent Facebook-Anteile angeboten hätte, sie sich aber lieber für den Verlag entschieden haben. Fünf Prozent von Facebook wären heute 25 Milliarden Dollar wert.)
Also, die Gründer waren fein raus. Für den Holtzbrinck-Verlag stellte sich der Kauf aber bald als tiefer, tiefer Griff ins Klo heraus. Denn je beliebter Facebook auch in Deutschland wurde, desto weniger Leute hatten Bock auf StudiVZ. Das Netzwerk, auf dem sich zu Hochzeiten 17 Millionen Nutzer tummelten, hatte letztes Jahr nur noch knapp 600.000. Holtzbrinck hatte sich schon 2012 von der Pleite-Plattform getrennt, eine US-Investmentfirma versuchte dann noch mit Agneta Binningers Hilfe rauszuholen, was ging.
Dass der Zombie jetzt endgültig zu Boden gegangen ist, liegt ironischerweise vor allem am alten Mutterverlag, der die neue Betreiberfirma auf 3 Millionen Euro Betriebskosten verklagt und im Juli damit Recht bekommen hatte.
Übrigens: Der Zombie liegt zwar am Boden, aber er röchelt immer noch. “Nach dem, was ich bisher zu sehen bekommen habe, bin ich zuversichtlich, dass der Betrieb weitergehen kann”, hat der Insolvenzverwalter von der äußerst passend benannten Kanzlei “Greenberg Traurig” der Plattform Gründerszene erzählt. Das Drachenglas, das diesen Untoten endgültig ins Jenseits schickt, wurde noch nicht erfunden.