Für einen winzigen Bruchteil der Elite bedeutet selbst eine Milliarde Euro nicht viel. Eine Milliarde, damit kauft man sich ein Start-up im Silicon Valley. Das verdienen chinesische Industrie-Mogule an iPhone-Plagiaten. Davon kann man sich einen Gulfstream leisten, oder irgendeinen anderen popeligen Businessjet.
Bei Adeligen aus den Golfstaaten und einigen russischen Oligarchen bedeutet “reich” etwas ganz Anderes. Die Multimilliardäre kaufen sich große kommerzielle Maschinen von Boeing oder Airbus und statten sie mit handgewebten Teppichen, edlen Holzpaneelen und Unmengen Gold aus. Zu dieser Luxuswelt bekommt so gut wie kein Normalsterblicher jemals Zugang – außer Nick Gleis.
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Der Fotograf hat mit Bildern von den Flugzeugen der Superreichen Karriere gemacht. Ursprünglich lernte er bei Ansel Adams Landschaftsfotografie, aber seit mehr als 30 Jahren dokumentiert er die exklusiven Maschinen – etwa tausend waren es bisher.
VICE: Hey, Nick. Was liebst du an Flugzeugen?
Nick Gleis: Im Grunde sind sie mir egal. Flugzeuge interessieren mich nicht, das sind einfach nur Fortbewegungsmittel. Meine Leidenschaft sind Fotos. Die Inneneinrichtung dieser Flugzeuge ermöglicht mir Fotografie auf einem anderen Niveau.
Wie meinst du das?
Die Qualität an Bord übersteigt das Verständnis der meisten Menschen. Es kann dort das Gleiche geben wie in einem schönen Haus, einer Wohnung oder einem Schloss. Aber weil man mit 800 km/h durch die Luft fliegt, muss alles leicht sein. Deinen Esstisch kannst du vermutlich nicht heben, aber in diesen Flugzeugen hebst du einen mit jeder Hand. Alles muss stimmig und funktional sein, aber gleichzeitig leicht und von einer Qualität, die man mit dem Mikroskop untersuchen könnte. Das finde ich faszinierend.
Wie bist du an den Job gekommen?
Vor etwa 30 Jahren, mit 27, arbeitete ich für eine Fotofirma in Burbank, Kalifornien. Eine Fluggesellschaft war dabei, eine Boeing 727-100 mit einer Luxus-Innenausstattung zu versehen, und wir sollten den Vorgang alle zwei Wochen dokumentieren – so etwas dauert nämlich ein bis zwei Jahre. Die Fotos vom Endprodukt durfte ich machen.
Und dann warst du einfach der Luxusflugzeug-Typ?
Ich sah das als gute Chance, also meldete ich mich bei Garrett AiResearch, einer großen Firma für Luftfahrtbauteile. Das war ein riesiges Unternehmen: Die kümmerten sich um die Innenausstattung von etwa 40 Flugzeugen im Jahr. Ich flehte sie um mehr Arbeit an, und der Rest ist Geschichte.
Du hast also gefleht, obwohl Flugzeuge dich nicht interessieren. Warum?
Geld.
Ach so, klar. Wie hat sich die Elite-Luxus-Flugzeug-Mode denn in den letzten 30 Jahren gewandelt?
Die Flugzeug-Industrie wird immer konservativer. Die Zeit der Opulenz ist langsam vorbei. Mitglieder der saudischen Königsfamilie fliegen in sehr businessmäßigen Maschinen. Ich würde die Inneneinrichtung aktuell mit einem BWM vergleichen. Das ist zwar auch schön, aber es hat nicht das Flair, das Designer in den 1980ern und 90ern einer 747 verpassten.
Geschichten wie dieses futuristische, schimmernde Waschbecken sind also Schnee von gestern?
Genau. Das Waschbecken ist aus Abalone. Ein solches Design gibt es einfach heutzutage nicht mehr. Das in der Mitte ist der Hahn. Hält man die Hand rechts drunter, kommt kaltes Wasser, hält man sie links drunter, kommt warmes, und in der Mitte kommt eine Mischung.
Wie sind die reichsten Menschen der Welt so?
Die Superreichen sind allgemein sehr nette Menschen. Sie sind keine arroganten Arschlöcher wie manche US-Stars. Die Kardashians sind zum Beispiel reich, aber im Vergleich zu den Reichen, mit denen ich zu tun habe, sind sie Bettlerinnen. Die Superreichen sind sehr formell und schätzen ihre Privatsphäre. Sie wissen, dass alle in der Welt am liebsten mit ihnen zu tun hätten, und deswegen halten sie Fremde auf Armlänge – ohne jemals unhöflich zu sein.
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Aber sie haben natürlich hohe Ansprüche, weil sie dafür auch viel zahlen. Sie erwarten Resultate. Wenn etwas schiefgeht und sie enttäuscht sind, erfährst du es nicht von ihnen, sondern von ihren Leuten. Aber je reicher desto netter – auch hier sind amerikanische Stars eine Ausnahme. Ich bin entsetzt, mit was für einem Dreck die davonkommen. Sie haben keinerlei Klasse. Halten sich für was Besseres, weil sie in ihrem kleinen Gulfstream rumfliegen, dabei haben sie keine Ahnung.
Das klingt, als würdest du aus Erfahrung sprechen.
Absolut. Ich habe schon viele Promi-Flugzeuge fotografiert.
Wer war der schlimmste Promi, mit dem du zu tun hattest?
Das kann ich nicht verraten. Aber ich sage dir, wen ich am liebsten mag: Tom Cruise. Die Leute, die seine Flugzeuge verwalten, sind Kunden von mir. Er sagt jedes Mal: “Hey, wie geht’s? Schön, dich zu sehen.” Cruise behält sein Leben für sich, aber er ist sehr höflich und nimmt sich Zeit.
Manche kritisieren dich dafür, dass du mit Menschen zu tun hast, die auf unethische Art an ihren Reichtum gekommen sind. Wie reagierst du darauf?
Ich beachte es einfach nicht, weil es eine Lüge ist. Im Telegraph stand, afrikanische Diktatoren würden mich anheuern, aber das ist nicht wahr. Ich reise nicht in Länder, wo sie mich erschießen, wie Iran oder Irak. Selbst Saudi-Arabien ist sehr abgeriegelt; ein Mitglied der Königsfamilie muss mein Visum genehmigen und dann bleibe ich auf einem Grundstück. Frei herumlaufen ist da nicht. Das ist auch OK. Dubai und die Vereinigten Emirate sind so verwestlicht, wie es nur geht, das geht also auch in Ordnung. Aber mit einem verrückten Diktator würde ich mich niemals abgeben.
Gefällt dir dein Job?
Ich bin einer der glücklichsten Menschen, die auf diesem Planeten rumlaufen. Ich wollte fotografieren, seit ich 20 bin, auch wenn das meine Eltern sehr enttäuscht hat. Ich liebe es einfach. Eigentlich bin ich nur beim Fotografieren glücklich.
Mehr von Nicks Fotos gibt es auf seiner Website.