Wir haben Dönermänner gefragt, warum sie keine Frauen beschäftigen

Zwei Männer stehen an einem Dönerspieß

In Berliner Dönerläden gibt es eigentlich alles. Kebabspieße in der Größe von Kleinkindern, eine größere Bierauswahl als im Getränkemarkt und Menschenschlangen wie vor ausverkauften Konzerthallen.

Wer einem hinter der Ladentheke der über 1.000 Dönerbuden der Hauptstadt nur selten begegnet: Frauen. Woran liegt das? Wir haben uns in Berlins kulinarischer Hochburg Kreuzberg umgehört.

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Abdul, “Misir Carsisi”

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Ladenbesitzer Abdul mit seiner Angestellten Salomé, die im Café nebenan arbeitet

“Es ist eine Kunst, das Dönerfleisch so hauchdünn wie Papier zu schneiden. Schon im Osmanischen Reich haben das die Männer gemacht. Natürlich können auch Frauen gut türkisch kochen, aber am Messer ist der Mann der Herr.

Es hat aber auch etwas mit den Kunden zu tun. Du willst ja einen schönen Döner essen gehen und keine Angst haben müssen, ob die Frau im Laden den überhaupt zubereiten kann. Am Ende geht der Kunde wieder, ohne zu bestellen, weil er sich unsicher ist.

Hier am Kottbusser Tor gibt es auch respektlose Menschen. Da ist es nicht so einfach, sich als Verkäuferin durchzusetzen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass wir mehr Frauen in Dönerläden gebrauchen könnten. Bring mir fünf Frauen und wir probieren das einen Tag aus.”

Dibo, “Lezzet Grill”

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Dibo im Dönergrill am Kottbusser Tor

“Bei uns im Laden hat noch nie eine Frau gearbeitet. Ich sage ganz ehrlich: In unserer türkischen Kultur arbeitet die Frau normalerweise nicht. Sie muss sich um die Kinder und den Haushalt kümmern.

So ist das halt bei Muslimen. Aber ich persönlich glaube, dass zwei Hände stärker sind als eine. Damit meine ich, dass Mann und Frau zusammen am Besten funktionieren. Auch auf der Arbeit.”

Yilmaz, “Mustafa Demir’s Gemüse Kebap”

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“Bei Oma schmeckt’s am besten!”, steht auf der Schürze von Yilmaz’ Kollegen

“Bei uns arbeiten nur Putzfrauen. Ich bin mir nicht sicher, ob bei uns keine Frauen arbeiten wollen. Vielleicht hat auch mein Chef ein Problem damit. Am Dönerspieß entsteht richtig Hitze. Vor allem im Sommer ist die Arbeit deshalb sehr hart.

Ich kann nur sagen, dass ich früher mit einer Frau zusammengearbeitet habe und das ging besser als ohne. Wenn Dönerverkäufer sagen, dass Frauen nicht so gut mit Kunden könnten, ist das Quatsch.

Meiner eigenen Tochter würde ich das trotzdem nicht zumuten. Ich kenne das Geschäft seit 15 Jahren und habe erlebt, wie eine besoffene Kundin im Laden mit Flaschen herumgeworfen hat. Und ein Typ, der über 150 Kilo gewogen hat, mit der Faust den Glastresen zerschlagen hat. Einfach so. Für meine Tochter ist das nichts.”


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Vilda, “Orient-Eck”

“Ich arbeite als Frau im Dönerladen und bereite das Tagesmenü zu. Dazu kümmere mich noch um den Abwasch. Den Döner schneiden die Männer. So ist eben die Arbeitsteilung. Die Männer haben vielleicht mehr Kraft, aber wir Frauen sind im Kopf stärker und setzen durch, was wir uns vornehmen.

Mir macht es Spaß, im Dönerladen zu arbeiten und ohne Frauen läuft der Laden nicht. Was soll ich zu Hause, Fernsehen gucken und putzen? Das macht mich nicht glücklich. Die Frauen haben in meiner Familie schon damals in der Türkei gearbeitet. Und meine Tochter wird jetzt hier in Berlin Krankenschwester. Das ist für uns ganz normal.”

Serdar, “Kbab”

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“Neun Stunden am Tag mit 20 Kilo Fleisch”

“Ein Dönerladen ist nicht wie in einer Bäckerei, wo ab und zu ein Kunde vorbeikommt. Ich arbeite neun Stunden am Tag mit 20 Kilo Fleisch. Die ganze Zeit kommen neue Kunden. Viele haben noch Extrawünsche, was sie alles auf dem Döner haben wollen.

Bei dem Stress hier im Laden weiß ich nicht, ob Frauen das durchhalten können. Ich persönlich fände es gut, wenn bei uns auch Frauen arbeiten würden. Sie könnten sich zum Beispiel um den Salat kümmern oder die Tische säubern.

Wenn ich einer Frau ein Messer geben würde, wird sie zu hundert Prozent nicht schneiden können. Ich habe das zwei Jahre lang lernen müssen. Vielleicht können Frauen auch irgendwann Döner schneiden, aber es ist extrem harte Arbeit.”

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