Es war einer dieser seltenen Momente, in denen du realisierst, dass das Schlamassel, in das du dich gerade gebracht hast, nicht so leicht zu beheben ist. Ich hatte Sex, und dann gab es einen Knall. Wenige Sekunden später saß ich verdattert am Ende des Bettes und starrte auf meine Leistengegend—die Augen weit geöffnet, die Kinnlade runtergeklappt.
„Ist das nur die Farbe von dem Kondom?”
Meine damalige Quasi-Freundin schien mir für meinen Geschmack etwas zu entspannt. Ich starrte weiter auf meinen Penis—zu paralysiert, um zu antworten.
„Nein, das ist definitiv nicht das Kondom.”
Nachdem ich den Ablauf noch einmal Stück für Stück in meinem Kopf durchgegangen war, hatte ich die Gewissheit, dass hier mein absolutes Horrorszenario Wirklichkeit geworden war. Eine Minute zuvor hatte ich ihn rausgezogen, hektisch das schwarze Kondom abgezogen und den Lichtschalter umgelegt, um den Schaden zu begutachten. Zu meinem Schrecken blickte ich auf etwas, das wie eine wachsende Blutblase an der rechten Seite meines besten Stückes aussah. Es gab nur eine Sache, die ich tun konnte: widerwillig das Mädchen darum bitten, mich schleunigst ins Krankenhaus zu fahren.
Bedenke bitte dabei, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon seit Monaten meinen Arzt erfolgreich gemieden hatte. Und auch jetzt, mit 26 Jahren, muss mich meine Mutter reinlegen, damit ich wenigstens halbwegs regelmäßig zu Untersuchungen gehe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir vor drei Jahren meine rechte Hand gebrochen habe, und obwohl ich immer noch einen stechenden Schmerz von meinem kleinen Finger bis zu meinem Ellenbogen verspüre, bleibe ich standhaft. In diesem speziellen Fall wollte ich aber nichts riskieren. Außerdem war eins der wenigen annehmbaren Krankenhäuser nur die Straße runter von meiner Wohnung entfernt.
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Nach einer betretenen Fahrt und einem sehr vorsichtigen Gang vom Auto zum Krankenhaus hastete ich durch die Notaufnahme, in der Hoffnung, dass ein gebrochener Schwanz die absolute Trumpfkarte für eine schnelle Behandlung ist. Nachdem ich einen halbgefüllten Raum mit kränkelnden 30-Somethings durchquert hatte, näherte ich mich dem Empfangstisch, nur um dort von der letzten Person begrüßt zu werden, die man in so einem Moment sehen möchte: einem großen, glatzköpfigen und muskelbepacktem Brasilianer in OP-Kittel und Crocs. Ruhig und gesammelt, mit genau dem positiven Elan, den du von jemandem mit einem What-would-Jesus-do-Armband erwarten würdest, wandte er sich mir zu.
„Hey, wie kann ich helfen?”
Er hatte die Frage kaum beendet, als ich meine Handflächen schon auf dem Tresen abstützte. „Ich glaube, ich habe mir den Schwanz gebrochen, und ich brauche sofort einen Arzt.”
„Wie bitte?”
„Ich glaube, ich habe mir den Schwanz gebrochen, und ich brauche sofort einen Arzt.”
Seine verdutzte Kopfbewegung hatte etwas Reptilienartiges. Ganz offensichtlich ist in diesem Krankenhaus selten was los. Einen Moment später zeigte ich diesem Fremden meinen Penis, er inzwischen noch schlimmer aussah als vorhin an der Unfallstelle. Er verstand die Dringlichkeit meines Zustandes sofort, ignorierte seinen Pager und rief nach einem Arzt.
Ich wurde zu einem Raum gebracht, in dem mich eine Schwester in einem offiziellen Grey’s Anatomy-Kittel an einen Tropf legte. Bevor ich mich entscheiden konnte, ob Medizinern, die in Merchandiseartikeln aus TV-Serien zur Arbeit kommen, zu trauen ist, kam der gerufene Arzt in den Raum und erklärte mir die Situation. Jedes mögliche Behandlungsszenario klang schlimmer als das andere.
„Na gut, wir müssen unsere Optionen mal durchgehen, aber höchst wahrscheinlich werden wir dir etwas in die Harnröhre spritzen, was die Venen sichtbarer macht. Dann schauen weiter … ?”
„Wenigstens bekomme ich jetzt Vicodin”, dachte ich mir.
Der gerufene Doktor fuhr fort: „Dr. Cherrie, unser Urologe, wurde aufgeweckt und sollte innerhalb der nächsten Stunde hier sein, um sich um Sie zu kümmern.”
So saß ich also da und wartete. Später sollte ich herausfinden, dass Urologen unglaublich faul sind. Kennst du diese Typen, die dreimal die Woche Golf spielen und sich für den Rest der Woche krankmelden? Das ist dein Schwanzdoktor.
In der Zwischenzeit war die Frau, die mich hierher gebracht hatte, schon abgehauen. Die Krankenschwester drehte Stück für Stück das Morphium hoch, so dass ich zu dem Zeitpunkt, als Cherrie eintrudelte, schon bei 11 war.
Der örtliche Pimmelexperte schien ziemlich genervt davon zu sein, dass man seine Nachtruhe gestört hatte, und machte außerdem, wie auch alle anderen hier, einen nicht überaus besorgten Eindruck. Ich fragte ihn, ober auf dem Weg hierher im Verkehr steckengeblieben war.
„Es ist drei Uhr in der Früh—Jesse, oder? Ziehen Sie die Hose runter, Jesse.”
Er schaute sich meinen Penis für etwa 20 Sekunden an, bevor er mit den Schultern zuckte.
„Na ja, sieht nach OP aus.”
Seine medizinische Beurteilung war so volksnah, wie medizinische Sprache nur sein kann. Er sagte mir, dass ich eine Penisruptur hätte, was Fachjargon für „Tja, dein Schwanz ist gebrochen” ist. Dabei war er so einfühlsam wie ein Mechaniker, der dir einen geplatzten Reifen erklärt. In diesem Fall war der geplatzte Reifen mein Penis.
Er ließ mir die Wahl, einfach ein oder zwei Wochen zu warten (kleine Wehwehchen können sich selbst reparieren), aber merkte auch an, dass sich dadurch das Risiko von bleibenden Schäden dramatisch steigern könnte. Keine Frage also: Ich rief meinen Freund Nick an und sagte ihm, dass ich jemanden bräuchte, der mich später nach Hause fährt. Dann ließ ich meinen Kopf zurück in das Kissen fallen und das Morphium seine Arbeit verrichten.
Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, nach der OP aufzuwachen. Nick stand neben mir mit einem verschlafenen Grinsen im Gesicht, er war wirklich überpünktlich. Er brachte mich nach Hause, wo ich, wie sich herausstellen sollte, zum letzten Mal neben dem Mädchen einschlief, das meinen Schwanz gebrochen hatte. Am nächsten Morgen fühlte ich mich fast 10 Jahre jünger. Die kindliche Scham hatte sich zurückgemeldet, als ich darauf wartete, dass mein Vater mich abholte. Wie das Schicksal es so wollte, kam stattdessen das Auto meiner Mutter die Einfahrt hoch, ich stieg ein.
Die Fahrt über herrschte Totenstille, bis meine Mutter das Wort ergriff: „Was auch immer du getan hast, oder versucht hast zu tun, mach das nie wieder.”
Ich verbrachte den nächsten Monat im Bett, zugedröhnt und mit Schmerzen. Mein Vater, der zu dieser Zeit sehr krank war, hatte mir einige seiner „Sie werden sowieso bald sterben”-Opiate dagelassen und etwas Gras, das für seinen Geschmack „zu stark” war, sowie eine Kühlpackung.
Warum die Kühlpackung? Natürlich um meine Morgenlatte zu schrumpfen. Davon darfst du nämlich während der ersten drei Wochen nach der OP keine haben, da es sonst die Nähte an deinem Penis sprengt. Es gibt nicht so etwas wie umgekehrtes Viagra. Dir bleiben nur Alkohol und Kühlpackungen.
Vier Monate später war ich heile genug, um mich wieder „in das Getümmel zu stürzen”. Mein Herz aber war bis letzten Herbst noch nicht soweit. Es hatte mich ein volles Jahr und viel Schnaps gebraucht, um mir darum keinen Kopf mehr zu machen.
Ich habe versucht, die Geschichte zu einer Partyanekdote zu perfektionieren, aber für gehobenere Gesellschaft ist sie vielleicht etwas zu drastisch und, um ehrlich zu sein, meine Freunde können sie einfach besser erzählen. Falls du dich fragst, wie mein Schwanz heute aussieht (oder, ob er überhaupt wieder funktioniert), dann ja, es ist wieder alles so, wie es sein sollte.