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Umweltinstitut fordert Brauereien auf, Glyphosat aus dem Bier zu entfernen

Nachdem die Forscher in den 14 beliebtesten deutschen Bieren Rückstände des umstrittenen Breitband-Herbizids nachweisen konnten, fordern sie per Online-Petition die Bierindustrie zum Handeln auf.
Foto: Imago/Imagebroker

Die 14 beliebtesten deutschen Biere sind mit Rückständen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat belastet. Zu diesem Ergebnis kommt eine heute vom Umweltinstitut München veröffentlichte Studie.

Für ihre Untersuchung hatten die Forscher zunächst die 14 absatzstärksten Bierprodukte des vergangenen Jahres ermittelt und dann entsprechende Exemplare in Supermärkten gekauft. Hieraus entnahmen sie Proben für eine Laboruntersuchung. Die ermittelten Werte variieren dabei zwischen 0,46 Mikrogramm Glyphosat pro Liter (µg/l) und 29,74 µg/l.

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Die Vorgaben des deutschen Reinheitsgebots gelten nicht für eine mögliche Glyphosat-Belastung: Anders als beim Trinkwasser gibt es für Bier bisher keinen offiziellen Grenzwert. Die am höchsten belastetete Bier-Probe, ein Hasseröder Pils, lag entsprechend gleich 300 Mal über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser, welcher 0,1 µg/l beträgt (µg/l steht für Mikrogramm, das ist ein Millionstel Gramm).

Bild: Imago

Nur geringfügig positiver fielen die Testergebnisse für Jever Pils (23,04 μg/l) und Warsteiner Pils (20,73 μg/l). Zu den weiteren getesten Biersorten zählen: Radeberger Pilsner (12,01 μg/l), Veltins Pilsener (5,78 μg/l), Oettinger Pils (3,86 μg/l), König Pilsener (3,35 μg/l), Krombacher Pils (2,99 μg/l), Erdinger Weißbier (2,92 μg/l), Paulaner Weißbier (0,66 μg/l), Bitburger Pils (0,55 μg/l), Beck's Pils 0,50 (μg/l), Franziskaner Weißbier (0,49 μg/l)un Augustiner Helles (0,46 μg/l).

Aufgrund der Tatsache, dass in allen getesteten Bieren Rückstände von Glyphosat nachgewiesen wurden, gehen die Forscher mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass auch nicht in der Studie untersuchte deutsche Biermarken Rückstände von Glyphosat aufweisen.

Glyphosat in unserem Bier? #Monsanto und die #EU-Kommission bekommen #Ärgerpic.twitter.com/t2eVz7ytZd
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) 25. Februar 2016

Aufschluss darüber, wie „das am häufigsten eingesetzte Ackergift in Deutschland" tatsächlich in die Biere gekommen ist, gibt die Studie übrigens nicht. Wie die Forscher erklären, seien nach Reinheitsgebot nur die drei Grundzutaten Wasser, Hopfen und Getreidemalz erlaubt. Brauwasser falle dabei als potentieller Glyphosatträger schon mal aus, da es den Anforderungen von Trinkwasser entsprechen müsse und regelmäßig kontrolliert würde. Auch Hopfen sei relativ unwahrscheinlich, da die Pflanze nicht mit Glyphosat behandelt werde.

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Bleibt also noch der konventionelle Getreideanbau, ein traditionelles Einsatzgebiet für das Unkrautvernichtungsmittel, welches die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor knapp einem Jahr als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft hatte. Ob Glyphosat tatsächlich gefährlich für den Menschen ist, ist unter Wissenschaftlern seit Jahren hochumstritten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält das Unkrautvernichtungsmittel beispielsweise in den vom Menschen aufgenommen Mengen für gesundheitlich ungefährlich.

Um bedenkliche Mengen #Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener ca. 1000 Liter #Bier täglich trinken. https://t.co/JcQwPp1pRM
— BfR (@BfRde) 25. Februar 2016

Das Umweltinstitut München Institut erklärt: „In absoluten Zahlen sind die Mengen klein. Doch bei krebserregenden und hormonwirksamen Stoffen gibt es keine Untergrenze, unter der sie sicher sind. Sie können selbst in kleinsten Mengen eine gesundheitsschädigende Wirkung entfalten."

Die Forscher fordern deshalb von den Kunden der großen Brauereien, Druck auf diese auszuüben und haben eine entsprechende Online-Petition eingerichtet.

Seitens der Bierindustrie, der im 500. Jubiläumsjahr des Reinheitsgebots ein gewaltiger Imageschaden droht, gibt es bisher keine offiziellen Stellungnahmen zur Studie des Umweltinstituts.

Die EU-Kommission entscheidet derweil noch in diesem Jahr, ob Glyphosat für weitere zehn Jahre in der Landwirtschaft eingesetzt werden darf.