Ein Mensch sitzt unter einer Glasglocke und arbeitet.
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Menschen

Homeoffice: Wir haben Leute gefragt, was sie gerade wirklich tun

"Neuen Tab aufmachen. Masturbieren. Aufstehen. Hose anziehen. Videokonferenz am Schreibtisch."

Stay the fuck home! Die meisten Büros sind dicht, Küchentische dienen als Schreibtische, die Hosenpflicht ist aufgehoben. Zumindest für die Privilegierten, die ihren Job vom Sofa aus machen können. Pflegekräfte, Polizistinnen, Kassierer, Paketboten, Schaffnerinnen und viele andere müssen weiterhin draußen arbeiten.

Wenn niemand im Büro ist, kann das Virus auch nicht von der Türklinke über die Kaffeetasse ins rechte Nasenloch vom Kollegen Heiko gelangen, der beim Maillesen gern mal popelt. Und all das könnte den positiven Nebeneffekt haben, dass das Homeoffice seinen Ruf verbessert. Arbeitgeber werden vielleicht merken, dass nicht alles gleich im Chaos versinkt, sobald sie keine freie Sicht mehr auf die Bildschirme ihrer Angestellten haben.

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Aber wer zu Hause arbeitet, hat Geheimnisse. Wir haben Menschen gebeten, ihr Leben im Homeoffice zu beschreiben. So wie es wirklich ist – nicht wie sie es ihren Arbeitgebern erzählen. Ihre Namen haben wir geändert, falls der Chef mitliest (Hallo, Felix!).

Luise, 27
Nach der Mittagspause und vor dem Kaffee habe ich mit meinem Freund Sex. Das ist schon fast ein Ritual. Beim ersten Mal haben wir vergessen, die Vorhänge zu schließen – da ist uns aufgefallen, dass alle anderen ja auch Homeoffice machen und uns zuschauen.

Jonas, 28
Wer noch nie während eines Video-Hangouts heimlich aufs Klo gegangen ist, der werfe den ersten Stein. Die zwei wichtigsten Knöpfe in Zeiten des Homeoffice: Kamera und Mikro ausschalten. Ruhm und Ehre allen Kolleginnen und Kollegen, die vom Klo aus eine Wortmeldung abgeben mussten und abgeliefert haben.

Mareike, 29
Ich nutze das Homeoffice mal anders: Neben der Arbeit habe ich über Videochat Bewerbungsgespräche bei der Konkurrenz.

Hanne, 29
Ich sitze mit meinem Freund und meinem 3-Jährigen in Isolation. Puzzles, Brettspiele, Malbücher und Steckperlen sind im Dauereinsatz. Ich überlege schon, dem Kleinen einfach Lesen beizubringen, proaktiv. Gut, dass Oma kurz vor dem Ausbruch der Pandemie noch ein riesiges Playmobil-Zirkus-Set auf eBay-Kleinanzeigen geschossen hat.

Sarah, 35
Mein Freund und ich arbeiten beide von zu Hause. Wir geben uns jetzt nach dem Frühstück immer einen Abschiedskuss, und sagen: Hab einen guten Tag bei der Arbeit. Und dann sprechen wir erst in der Mittagspause wieder miteinander.

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Ilyas, 27
Briefing im Bett. Frühstücken. Kurz das Gemüsefach des Kühlschranks säubern. Arbeiten. Kaffee machen. Neuen Tab aufmachen. Masturbieren. Aufstehen. Hose anziehen. Videokonferenz am Schreibtisch. Mittagessen. Rauchen. Nochmal Kaffee machen. Arbeiten. Wäsche anschmeißen. Nachrichten lesen. Arbeiten. Früher Feierabend.

Merve, 33
Noch mag ich das Homeoffice: Ich streame meine Sportkurse und koche aufwändiger als sonst. Was mich stresst, sind WhatsApp-Nachrichten, in denen meine Freunde Gerüchte über den Lockdown oder die Testkapazitäten in Deutschland weiterverbreiten. Ich bin so dankbar, dass ich nicht alleine lebe und dass unsere Wohnung einen Balkon hat. Gestern war ich im Supermarkt und es gab nichts Frisches mehr – bis auf zwei Köpfe Wirsing. Das verschmähteste Gemüse Deutschlands. Ein elendes Schicksal. Hab sie aber auch liegen gelassen.

Sten, 29
Fest & Flauschig, Stephen Colbert, Twitter und die tägliche Telko von der Arbeit. Mit alledem bin ich um 10:38 Uhr fertig. Ab da wird der Tag lang. Um 14 Uhr nimmt das NDR Coronavirus-Update noch eine halbe Stunde von der Uhr. Immerhin: Ich koche jetzt mehr und gehe früher ins Bett, also wache ich auch jeden Morgen um 8 Uhr auf und kann nicht mehr schlafen. Dann heißt es wieder: Fest & Flauschig, Steven Colbert, Twitter…

Florian, 31
Ich kann jetzt meine Frau unterstützen, die gerade in Elternzeit sowieso zu Hause ist, und ihr auch mal das Baby abnehmen, wenn sie eine Pause braucht.

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Ramona, 26
Twitter. Gestern habe ich ein Händewaschen-Experiment gefunden, das ich direkt nachgestellt, gefilmt und an Freunde geschickt habe.

Tim, 33
Kitsch hilft. Weil draußen gerade alles scheiße ist, suche ich noch mehr als sonst nach schönen Dingen und Momenten. Jetzt steht meine Wohnung voller Blumen von einem Laden um die Ecke, der schließen musste. Während das Essen auf dem Herd köchelt, tanzen meine Freundin und ich durch die Küche.

Alex, 29
Zum Arbeiten habe ich mir einen Tisch ins Wohnzimmer gestellt, damit ich nicht dort arbeite, wo ich schlafe. So langsam macht sich die mangelnde soziale Interaktion bemerkbar: Ich fange an, meinen Mitbewohner und meine Freundin in den Pausen, die ich ständig mache, in sinnlose Gespräche zu verwickeln.

Max, 26
Wir sind in unserer WG jetzt zu siebt statt zu viert. Das Wohnzimmer ist unser Großraumbüro. Die anderen Zimmer sind enteignet und werden abwechselnd für Telefonkonferenzen genutzt. Aktuell machen wir noch Witze über unsere Situation – aber die Anspannung steigt.

Michael, 29
Normalerweise achte ich auf mein Äußeres, wenn ich ins Büro gehe. Jetzt arbeite ich immer ungeduscht, in Jogginghose und mit einer TOKIO2020-Kappe auf dem Kopf. Wie viel die wohl einmal wert sein wird?

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