Wenn man die Tür öffnet und dort Polizisten mit einem Durchsuchungsbefehl stehen, geht man als Otto Normalbürger davon aus, dass sie ihr Amt nach bestem Wissen und Gewissen ausführen. Auf den Gedanken, dass man gerade selbst einem Verbrechen zum Opfer fällt, kommt vermutlich niemand. Selbst dann nicht, wenn man keinen Schimmer hat, warum man überhaupt ins Visier der Polizei geraten sein könnte.
Doch genau deshalb wurde nun ein Polizeibeamter in Hamburg festgenommen. Der 30-Jährige steht unter Verdacht zusammen mit drei Bekannten polizeiliche Durchsuchungen vorgetäuscht zu haben. Dabei soll die Bande mindestens 12.000 Euro und wertvolle Gegenstände von den Opfern gestohlen haben. Im Rahmen der Festnahmen führte das für interne Ermittlungen zuständige Dezernat am Dienstag elf Durchsuchungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen durch – dieses Mal richtige, bei dem Polizisten und seinen mutmaßlichen Komplizen.
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Die Bande soll mindestens zwei polizeiliche Wohnungs- und Hausdurchsuchungen fingiert haben, wie die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwältin Nana Frombach gegenüber VICE mitteilte. Dabei hätten die Männer angegeben Polizeibeamte zu sein und einen Durchsuchungsbeschluss zu haben. Sie sollen zwar keine Uniformen getragen haben, hätten aber optische Anzeichen und entsprechendes Vokabular benutzt, die darauf schließen ließen, dass es sich um eine offizielle Polizeiaktion handle. Derzeit wird geprüft, ob die Bande noch weitere Delikte verübt hat.
Die Staatsanwaltschaft Hamburg und das zuständige Polizei-Dezernat ermitteln nun gegen die Beschuldigten wegen des Verdachts des mehrfachen schweren Bandendiebstahls. Das Strafmaß für den Vorwurf liegt bei mindestens einem Jahr bis maximal 15 Jahren Freiheitsstrafe und gilt natürlich auch für Polizisten. Jedoch kommen bei dem Hauptverdächtigen noch weitere Tatvorwürfe hinzu. “Der Beschuldigte soll polizeiliche Informationen verwendet haben”, teilte Staatsanwältin Frombach VICE gegenüber am Morgen mit. Es müsse außerdem geklärt werden, ob er sich auch der Bestechlichkeit schuldig gemacht hat.