Diese Porträtreihe hält das Schweizer Musik-Jahr 2018 für die Ewigkeit fest

Wenn du schon mal an einem Konzert oder Festival im Raum Zürich warst, hast du sehr wahrscheinlich Tatjana Rüegsegger mit ihrer Kamera im Graben gesehen. Sie ist eine Fotografin, die den richtigen Moment nicht sucht, sondern auf ihn wartet. Und dieser kommt, ohne jegliche Anweisungen von ihr. Sie hat das Talent, dann auf den Auslöser zu drücken, wenn der Musiker oder die Musikerin einen Moment lang in den Hintergrund rückt und die Person dahinter hervor tritt. Das hört sich nach viel Geduld und Zeit an, braucht es aber oft gar nicht: Spontan entstand so in den letzten eineinhalb Jahren die Schwarzweiss-Porträtreihe music on the wall von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, die für wenige Minuten vor einer Wand und vor Tatjanas Kamera standen. Hier zeigt sie eine Auswahl der Reihe und erklärt, wie es zum Projekt kam.

Im Januar 2017 hörte ich auf der Fotografie-Werkschau Photo17 zu, wie der niederländische Fotograf und Regisseur Anton Corbijn über seinen Werdegang sprach. Er habe in seiner ganzen Karriere nie ein Studio besessen, erklärte er. Stattdessen habe er sich immer am liebsten auf eine charaktervolle Wand und natürliches Licht verlassen. Die Wand, sein Studio.

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Gut zwei Monate später war ich mit meiner Kamera am m4music und musste an Corbijns Worte denken: Die rechte Aussenwand des Schiffbaus ist durchzogen von dezenten Rissen, hier und da scheinen übermalte Graffitis durch. Ich fing an, Freunde, darunter auch Musikerinnen und Musiker, vom m4music-Vorplatz durch die Gasse und vor die Wand zu zerren, knipste vier-, fünfmal ab und liess sie dann wieder ziehen. Locker und natürlich sollten sie aussehen – dass sie teils schon ein wenig angetrunken waren, kam der Sache entgegen. Als ich die Bilder anschaute, war mir schnell klar: Diese Wand wird zu meinem Studio.

So begann das Projekt “music on the wall” zusammen mit der Grafikerin Sarah Kahn (shlomberger grafik). Sie kam bald mit der Idee, die Bilder in einem Zine zu sammeln, das einer Art handgemachtem Magazin gleicht. Es ist ein fortlaufendes Projekt, denn wir wollen die sich stets erweiternde Schweizer Musikszene fotografisch dokumentieren und so eine Art Zeitdokument schaffen.

Die erste komplett in Handarbeit hergestellte Ausgabe des Zines ist limitiert auf 101 Stück und erscheint in unserem frisch gegründeten Mini-Verlag primitivo. Am 13. September feiern wir die Veröffentlichung in der Amboss Rampe mit musikalischen Freunden wie Angelo Repetto, Sisterhood und Morse.

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