Probiotische Lebensmittel sind vollkommen sinnlos und reine Geldverschwendung

Erinnert sich noch jemand an die Zeit, als man nicht die ganze Zeit irgendwas von „guten Bakterien” und einer „gesunden Darmflora” gehört hat? Wir jedenfalls nicht. Nicht nur Vera Int-Veen ist begeistert von den mikroskopisch kleinen Bakterien, die unser Verdauungssystem retten sollen.

Was im Darm passiert, hat angeblich Einfluss auf vieles, zum Beispiel auf die psychische Gesundheit, das Gewicht oder das Hautbild. Was also tun, wenn die kleinen Bakterien nicht so arbeiten, wie sie sollen? Viele Menschen in den USA und auch hier in Deutschland geben mehr und mehr Geld für Produkte mit probiotischen Bakterien aus—und zwar nicht nur in Form von Tabletten, sondern auch für probiotische Schokolade, probiotisches Eis und sogar probiotisches Wasser. Wer seinen Darm mit fröhlichen Bakterien vollpumpen will, dem bieten sich Tausende Möglichkeiten, mal abgesehen von den vielen natürlich probiotischen Lebensmitteln wie Joghurt oder Kimchi.

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Bei diesen ganzen Nahrungsergänzungsmittelchen und probiotischen Lebensmitteln, mit denen sich Gesundheitsfreaks die Schränke vollstopfen, gibt es nur ein Problem: Wenn man eigentlich gesund ist und sich damit nur ein bisschen mehr wie Gwyneth Paltrow fühlen will, könnte man sein Geld auch gleich im Klo runterspülen, meinen die Autoren einer neuen Studie.

Forscher des Novo Nordisk Foundation Center for Basic Metabolic Research der Universität in Kopenhagen haben sich in einem Review, der in der Zeitschrift Genome Medicine veröffentlicht wurde, angeguckt, wie wirksam probiotische Produkte wirklich sind. Dazu haben sie in sieben randomisierten kontrollierten Studien die Darmflora von gesunden Erwachsenen untersucht. Die Teilnehmer waren zwischen 19 und 88 Jahre alt und haben für einen Zeitraum zwischen 21 und 42 Tagen (je nach Studie) Probiotika zu sich genommen: „Kekse, Getränke auf Milchbasis, Pulver oder Kapseln”.

Die Wissenschaftler konnten keine „stichhaltigen Beweise” finden, dass probiotische Produkte irgendetwas bewirken, und dass obwohl „Probiotika von vielen konsumiert werden”, meint Nadja Buus Kristensen, Doktorandin und Mitautorin des Reviews. Bei den Studien wurde auch untersucht, wie viele Bakterienarten in der Darmflora vorhanden waren, wie sie verteilt waren und welche Unterschiede es zwischen probiotischen Lebensmitteln und Placebo-Gruppen gab.

Schlechte Nachrichten für alle Fans von Probiotika: Bei den sieben Studien konnte nur in einer einzigen festgestellt werden, dass sich bei den Teilnehmern, die probiotische Lebensmittel gegessen haben, die Bakterienzusammensetzung im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verändert hat.

Das heißt aber auch nicht, dass probiotische Bakterien so gar nichts bewirken können: Bei vorherigen Studien wurden solche Bakterien auf ihre Wirksamkeit bei bestimmten Gesundheitsproblemen und Krankheiten untersucht—mit vielversprechendem Ergebnis. Aber wer eben schon relativ gesund ist, braucht so etwa eigentlich gar nicht. Probiotika sind in diesem Fall rausgeschmissenes Geld.

Viele fühlen sich eben einfach angezogen von den schönen Versprechen „gesunder” Produkte und gönnen sich ein glutenfreies Brot, obwohl sie keine Zöliakie haben.

Wer Probleme mit Gewicht, Blutzucker oder seiner Magen-Darm-Gesundheit hat, muss ja nicht gleich alle Probiotika verteufeln. Wem es allerdings sonst gesundheitlich eher gut geht, dem reicht auch ein ganz normales Wasser ohne zusätzliche Bakterien.

Denn wenn nix kaputt ist, helfen auch keine probiotischen Bakterien.