Pub-Katzen wollen nicht mir dir kuscheln

„Moes ist eine zickige Katze, verstanden?”, warnt mich Rosa vom Fonteyn Pub. Gut, denke ich mir, genau das brauche ich.

Mittlerweile gibt es in den meisten europäischen Städten Katzencafés, in denen die Gäste mit den Tieren schmusen können: London, Amsterdam, Wien, Berlin. Das ist ja auch in Ordnung, aber mit echten Pub-Katzen—die, den ganzen Tag auf der Bar oder der Eckbank liegen und einfach nur dick und mürrisch sindhat das nichts zu tun. Aus der Amsterdamer Pub-Kultur sind sie nicht mehr wegzudenken.

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Ende letzten Jahres musste Smokey, über 20 Jahre alt und in ganz Amsterdam bekannt, sein Café Loosje verlassen. Der Grund? Die niederländische Lebensmittelbehörde fing an, gegen Katzen in Bars und Cafés mit Küchen vorzugehen. Bedeutet das das Ende der Amsterdamer Cafékatze?

Hoffentlich nicht. Grund genug, ein Plädoyer über die echten Barkatzen von Amsterdam zu halten.

Bar cat Moes

Das ist Moes. Er sieht nett aus, aber laut seiner Besitzerin ist er eine garstige Katze. Fotos vom Autor.

Als ich Rosa frage, ob Moes eine echte Cafékatze ist, lacht sie laut los. „Absolut! Moes ist sehr eigensinnig und launisch.” Dabei sieht er gar nicht so aus. Viel mehr wie eine dicke, verwöhnte Katze. Er schläft auf dem Sofa, während draußen auf der Terrasse reger Betrieb herrscht. „Die meiste Zeit ist Moes ziemlich faul”, gibt Rosa zu. „Aber er kann auch bösartig werden. Einmal ist er auf einen Hund hinauf gesprungen. Ich musste einschreiten. Danach war mein Arm übersät von Kratzspuren.”

Kein Grund, ihn loszuwerden? „Nein, ganz und gar nicht. Er gehört hierher. Sein besonderer Charakter macht ihn zu so einem angenehmen Tier. Moes ist sehr eigenständig. Wir füttern ihn kaum und er hat nie Hunger. Mäuse gibt es hier genug und ich habe die Vermutung, dass er seine Anlaufstellen in der Nachbarschaft hat, die ihn mit Leckereien versorgen.”

Bar Cat Prikkiedik met martini

Aus einem Katzennapf zu trinken, ist für Loser, denkt sich Prikkiedik.

Stellt euch vor, ihr betreibt das beste Schwulenpub in den Niederlanden und euer Pub heißt Prik. Wie würdet ihr eure Pub-Katze nennen? Prikkiedik, natürlich.

Ich bin schon jetzt Fan. Prikkiedik ist neun Jahre alt, genau wie das Café Prik. „Wir sagen immer scherzhaft, dass Prikkiedik eine griesgrämige Lesbe ist”, erzählt der Barkeeper Jelger. „Sie ist nicht immer freundlich. Manchmal streicheln Kunde sie, aber wenn sie keine Lust hat, dann lässt sie es sie spüren.” Prikkiedik ist eine ziemliche Diva geworden: Sie trinkt ihr Wasser nur noch aus einem Martiniglas mit Eiswürfeln.

Die Diva kann sich auch ziemlich daneben benehmen. „Einmal hat sie einem Mädchen in die Haare gekotzt. Ich konnte mein Lachen nicht zurückhalten, als das passierte. Ein anderes Mal kam ein Mann mit einem kleinen Hund herein. Sie attackierte ihn, woraufhin der Mann den Hund über seinen Kopf hielt, um ihn zu schützen. Das half aber nichts: Sie kletterte einfach den Körper des Mannes hoch. Als sie einmal eine lebendige Taube anschleppte, brach Chaos aus. Überall waren Federn.” Würdet Jelger jemals Prikkiedik aus dem Café verbannen? Niemals—liebevoll gießt er noch ein bisschen Wasser ins Martiniglas nach.

Bar cat Fiep

Fiep bringt dir zu deinem Bier vielleicht noch eine Maus, wenn du Glück hast.

Im Café Hegeraad ist die Zeit stehengeblieben. Hier sprechen die Leute noch den richtigen Amsterdamer Dialekt. Ganz hinten im Pub unter einem Tisch liegt Fiep—eine übergewichtige schwarze Katze, die allen Klischees gerecht wird. „Er ist kein einfaches Wesen”, sagt Barkeeper Gonny. Er hat nicht besonders viel über Fiep zu erzählen. Ich denke mir, Wieso kann nicht die ganze Welt so unkompliziert sein? Fiep schläft. Fiep ist fett. Fiep ist schwarz. Das ist Fiep. Als Gonny ihn aufhebt, sieht er mich verdutzt an.

Ich frage Gonny, ob Fiep jemals irgendetwas Witziges macht. „Einmal brachte er einem Gast eine Maus. Der Gast war völlig perplex.”

Bar cat Maupie

Maupie zeigt gerne seine Krallen.

Im Café Hegeraad ist die Zeit stehengeblieben. Hier sprechen die Leute noch den richtigen Amsterdamer Dialekt. Ganz hinten im Pub unter einem Tisch liegt Fiep—eine übergewichtige schwarze Katze, die allen Klischees gerecht wird. „Er ist kein einfaches Wesen”, sagt Barkeeper Gonny. Er hat nicht besonders viel über Fiep zu erzählen. Ich denke mir, Wieso kann nicht die ganze Welt so unkompliziert sein? Fiep schläft. Fiep ist fett. Fiep ist schwarz. Das ist Fiep. Als Gonny ihn aufhebt, sieht er mich verdutzt an.

Ich frage Gonny, ob Fiep jemals irgendetwas Witziges macht. „Einmal brachte er einem Gast eine Maus. Der Gast war völlig perplex.”

Weiter zu Maupie im Café Blaauwhooft. „Wir bekamen Maupie von einem Tierheim, als er zwei war. Zumindest wurde uns das gesagt”, erinnert sich Katya. „Er lebt hier seit sechs Jahren, er ist also acht. Warte mal, schon acht? Er ist immer noch so ein junges, lebhaftes Ding!”

Das junge, lebhafte Ding sieht Fiep sehr ähnlich: riesig und schwarz. Maupie schläft, aber er ist nicht immer so ruhig, wie es scheint. „Die anderen Katzen vertreibt er aus seinem Terrain, ohne eine Tatze zu heben”, sagt Katya stolz. „Manchmal spiele ich mit ihm, aber irgendwann fährt er die Krallen aus. Ich weiß, dass er sie ausfährt—ich weiß sogar, wann er sie ausfährt. Ich weiß nur nicht, warum er sie eigentlich ausfährt.”

„Maupie ist eine typische Pub-Katze. Sehr stoisch—muss man sein, wenn man den ganzen Tag von Fremden gestreichelt wird. Und er kann immer fressen.”

Katya kennt die Vorschriften der Lebensmittelbehörde. „Was sie mit Smokey gemacht haben, ist absurd. Ich verstehe, dass sich Tiere von Küchen fernhalten müssen. Aber die Alternative ist sehr viel problematischer. Wenn man ein Tier hat, ein recht sauberes, hat man nie wieder Probleme mit Mäusen. Wenn man keine Katze hat, muss man ständig Fallen und Gift aufstellen. Ist das nicht unhygienischer? Dann hat man tote Mäuse in der Küche und das ist ganz und gar nicht angenehm.”

Damit hat Katya wohl recht und mir sind Katzen allemal lieber als Mäuse, auch wenn sie Pub-Katzen müssen mürrisch, arrogant und ein bisschen bösartig sein.Kuschelkatzen gehören ins eigene Zuhause.