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Pumpen, Ballern, Aliens: Die Aufregung um Influencer Julian Zietlow

Ein junger Mann mit 7-tage-Bart schaut lächelnd in die Kamera, der Influencer Julian Zietlow befindet sich gerade auf einem Selbstfindungstrip und verärgert die Boulevardmedien

Muskulös und gutaussehend, braun gebrannt, gut gelaunt und auch mal high. So bin ich, Robert Hofmann, Journalist und Verleger a.D. und Senior Staff Writer bei VICE. Julian Zietlow ist das womöglich auch und außerdem: Fitness-Influencer, reich, Vater zweier Töchter, Ex-Mann einer Fitness-Influencerin und seit Kurzem mutmaßlich Anhänger eines weirden Alienkults

Kurz: Während ich in Berlin friere und gucke, wie ich über die Runden komme, führt Julian Zietlow ein wildes Leben in Thailand. Zu sehen ist das in einem Instagram-Video, in dem er im Regen tanzt und einer Frau auf den Hintern klatscht. Seine Frau Alina Schulte im Hoff (238.000 Follower auf Insta) gibt währenddessen laut dem Schweizer Medium Blick die Trennung bekannt.

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Wir sind uns sehr ähnlich, aber Zietlows Leben ist dann doch ein bisschen klatschiger als meins. Zeit, dass ihr euch das anguckt, denn Zietlows Leben ist derzeit wirklich bunt und wild und das, was die Trashpresse daraus macht, eigentlich ein kleiner Skandal für sich – aber auch nachvollziehbar. In Zietlows Leben knallt es halt. Und doch steckt womöglich mehr dahinter.

Es bricht nämlich derzeit spektakulär auseinander. Vor ein paar Jahren war Julian Zietlow, 38, noch ein Star der Fitness-Szene: Er gründete Unternehmen links und rechts, verdiente sich mit Nahrungsergänzungsmitteln, Trainingsplänen und anderem Quatsch eine braungebrannte Muskelnase und pflegte gleichzeitig ein klassisches aber scheinbar erfülltes Familienleben. Mit seiner Ex-Frau Alina Schulte im Hoff war er laut Blick 18 Jahre zusammen. Das ist schon ziemlich lang. Ich, Robert Hofmann, habe weder mehrere Unternehmen noch eine Familie und meine Nase ist mir ein bisschen zu rot und fleischig.

Nun sind Vergleiche mit anderen immer schwierig. Vor allem mit Influencern, die ihr Leben vielleicht nicht komplett authentisch in den sozialen Medien präsentieren. Deshalb freue ich mich einfach, nicht Julian Zietlow zu sein. Denn auch wenn mein Leben langweiliger zu sein scheint, stehe ich zumindest nicht im Mittelpunkt der Fitness-Influencer-Klatsch-Berichterstattung. Aber was ist da eigentlich los?

Seit Sommer 2022 lässt Julian Zietlow seine Social-Media-Kanäle brach liegen. Bis zum vergangenen Mittwoch kein neuer Content auf Insta (165.000 Follower), wo er vor allem herzerwärmend kitschigen Pärchen-Content gepostet hatte. Auch YouTube (219.000 Follower): tot. Hier postete er zuletzt spirituellen Esoterikkram, in dessen Rahmen er den Konsum von Drogen andeutete bis lobpries.

Da war er laut eigener Aussage in einem Podcast mit dem influencer Ferdinand Beck bereits mit LSD in Kontakt gekommen. Beck steht auch für Fitness, gesunde Ernährung und Veganismus, aber auch Drogen, Orgien und Freude am Leben. Und an dieses Leben habe er Zietlow herangeführt, sagte Beck laut Blick. Seine Frau habe ihm noch viel Spaß gewünscht, bevor er in die psychedelische Parallelwelt zog, sagte Zietlow in dem Podcast mit Beck. Anfangs lud er seine Follower noch auf YouTube ein, es ihm gleichzutun, die große Sinnsuche, Selbstfindung, diesdas.

Der Influencer Ferdinand Beck ist laut Boulevardmedien ein zwielichtiger Geselle. Während Corona habe er laut Blick nicht zuletzt durch Nazi-Vergleiche wie ein Querdenker gewirkt. Laut eigener Aussage in einem YouTube-Video ist er Mitglied des Bashar-Kults, dem sich auch Julian Zietlow angeschlossen haben soll.

Das impliziert Beck später laut t-online auf Instagram: “Ich habe Julian Zietlow mitgenommen und ihm das Leben gezeigt. Jetzt ist er am Start. Und du kannst auch am Start sein.” In einem gemeinsamen Podcast habe Zietlow laut Bild außerdem gesagt: “Viele Leute sagen, ich habe den Bezug zur Realität verloren und dass ich im Bashar-Kult versunken bin – und es ist wahr. Ich bin im Bashar-Kult.” Dazu passend zeigen Zietlows Posts mittlerweile ab und zu Aliens – wie Bashar eines ist. 

Der Bashar-Kult und die Influencer

Aber was ist dieser Bashar-Kult, den Bild als Sekte bezeichnet? Um mehr darüber zu erfahren, muss man sich den Gründer Darryl Anka anschauen. Über den gibt es auf der esoterik-, sekten-, und verschwörungskritischen Seite rationalwiki.org einen eigenen Eintrag. Anka ist demnach Kanadier, um die 70 Jahre alt und selbsternanntes Medium. Er behauptet, mit einem außerirdischen Wesen kommunizieren zu können: Bashar. Dieses lebe in einer Parallelrealtität, deren Zeitrahmen von uns als Zukunft wahrgenommen werde. 

Darryl Anka sagt demnach, er könne Bashar kanalisieren und so eine Kommunikation zwischen dem Wesen und Ankas Anhängern ermöglichen. So kann man an Sessions teilnehmen, bei denen das Publikum Anka Fragen stellen kann, die Bashar dann über ihn beantworte – oder so. Das ganze klingt reichlich wirr und teuer, denn natürlich lässt sich Anka dafür bezahlen. Knapp 100 US-Dollar für eine Session. Wenn er nicht gerade kanalisiert, ist Anka Special-Effects-Macher, hat unter anderem an den Filmen Star Trek, Stirb Langsam 4.0 und Iron Man mitgearbeitet. 

Der Kult um Bashar erlaubt seinen Mitgliedern, das sogenannte Highest Excitement zu verfolgen. Das heißt im Prinzip, sie dürfen machen, worauf sie Lust haben –zum Beispiel Drogen nehmen, Frauen auf den Hintern hauen und die Familie vernachlässigen. Bashars Ziel sei es derweil, Menschen zu ermöglichen, das eigene Potenzial zu entfalten. Der Influencer Ferdinand Beck sagt deshalb auf YouTube, Bashar habe es ihm ermöglicht, Millionär zu werden – und seine Follower könnten das auch! 

Ich wäre gern Millionär, aber bei den Preisen für eine Session ist mir das zu teuer. Schade. So muss ich Texte über reiche Influencer schreiben und weiterhin sparsam meine Runden drehen. 

Anders Julian Zietlow. Dem scheint es gut zu gehen, zumindest stellt er sich auf Instagram so dar. Obwohl seine Frau sich getrennt hat und die Klatschpresse über den “Drogensumpf” spekuliert, in dem er in Thailand versunken sein könnte, präsentiert er sich gemäß dem ewigen Influencer-Ethos: braun gebrannt und gut gelaunt. Gerade postete er ein Video auf Instagram, in dem er im Regen auf einer Terrasse tanzt, mit der Influencerin Kate Kolosovskaia im Badeanzug knutscht, ihr auf den Hintern haut, dabei aber alles ein bisschen zu gewollt wirkt. Schon weil im Hintergrund “Willst du mit mir Drogen nehmen” von Alligatoah spielt und die Caption lediglich fragt “Willst du?” Also klar, Zietlow soll machen, was er will, tanzen und knutschen machen Spaß, nur sein Image als Familienmensch und Gesundheitsfan leidet darunter.


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Die ersten, meistgelikten Kommentare darunter sind recht eindeutig: Julian, komm mal klar. “Einfach nur geschmacklos so was zu posten, während Alina mit den Kindern daheim ist. Auch wenn ihr getrennt seid, sowas hat sie nicht verdient”, steht da oder “Midlife Crisis kickt anders gerade”. Ach gut: “POV: Man hat sich das Hirn weggekifft und ist von einem mega erfolgreichen Geschäftsmann zu so was geworden.”

Warum Zietlow sich in die Selbstfindung zurückgezogen hat, in den “Drogensumpf”, wie andere Medien es nennen, muss Spekulation bleiben. Oder auch nicht, denn einen Interpretationsvorschlag liefert Zietlow selbst. In einem Podcast mit Ferdinand Beck sagte er: “Ich hatte erreicht, was ich wollte, ich hatte eine geile Familie, alles war cool, ich stand auf den Malediven, aber ich war einfach unglücklich.” 

Nun stellt sich die Frage, ob Zietlow nicht einfach jedes Recht hat, ein bisschen LSD zu snacken oder Gras zu rauchen oder was auch immer er sich gerade Gutes tut. Denn wenn er wirklich eine Midlife Crisis hat, dann soll er die ausleben, wie er will. Ehen zerbrechen, das habe auch ich schon bei meinen Eltern erlebt und geschadet hat es mir nicht, außer dass ich kein mega reicher Influencer geworden bin. Und wenn Zietlow tatsächlich chronisch unglücklich ist, dann kann das auch auf eine psychische Erkrankung hinweisen. Was es auch sein mag: Lasst uns da vielleicht ein bisschen wohlwollender drauf schauen, als die Bild-Zeitung und die Schweizer Boulevardpresse es tun. 

Ich bin trotzdem nicht unglücklich. Zumindest nicht so unglücklich, dass ich nach Thailand reisen müsste, um mich da einer Hedonismus-Sekte anzuschließen und mir das Bewusstsein wackelig zu ballern. Außerdem, und hier endet die Geschichte von Julian Zietlow mit einem altehrwürdigen Bekannten, würde ich mich wirklich ärgern, wenn ich Rapper Fler die Genugtuung verschaffen würde, sich über mich lustig machen zu können. 

Der nämlich setzt seit einigen Tagen immer wieder Posts ab, in denen er das tut. Fler und Zietlow haben eine gemeinsame Geschichte, die offensichtlich nicht freundschaftlich endete. Zietlow war Flers Personal Trainer und später Zeuge im Prozess gegen den Gangster Rapper mit dem Fanboy-Problem. Wenn also die Berichterstattung, Alina Schulte im Hoffs Trennung und die Kommentare der Follower nicht ausreichen: Vielleicht sollte Flers Häme Anlass für Zietlow sein, sich zu erklären? Meiner wäre es. Aber ich stehe halt auch nicht im Rampenlicht, muss nicht jeden Tag pumpen, um meine Fanbase zu befriedigen, oder so tun, als wäre ich glücklich. 

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