Screenshot von xHamster aus dem Video „Doggy Bi Fickchallenges” von LunaGermanTeen
Man kann Dagi Bee so einiges vorwerfen, wenn man möchte. Dass es nicht so ganz transparent ist, wer sie wann dafür bezahlt, manche Produkte besonders lange in die Kamera zu halten, zum Beispiel. Oder ob diese vermeintliche Nähe zum minderjährigen Publikum eigentlich nicht viel mehr als ein besonders raffinierter Businessmove ist. Nicht zuletzt verstehe ich persönlich auch die Faszination an Schminktutorials, Drogeriemarkt-Hauls und Follow-me-around-in-my-Sponsorenvilla-Videos nicht—aber da bin ich auch einfach nicht die Zielgruppe. Deswegen ist das kein Argument. Was man aber sagen muss: Dagi Bee ist eine sehr attraktive Frau. Deswegen war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis sie auch in der deutschen Pornobranche ankommen würde—wenn auch eher unfreiwillig.
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Unter dem Titel „Doggy Bi Fickchallenges” veröffentlichte die Amateurpornodarstellerin Luna Love ein knapp sechsminütiges Video, in dem sie überraschend treffend typische Lifestyle-Blogger-Klischees auseinandernimmt. Und das, während sie in diverse Körperöffnungen penetriert wird. „Kann ich mir meine Haare flechten, während mein Hals richtig durchgefickt wird?”, strahlt sie in die Kamera und bringt mich beinahe dazu, mich vor ungläubigem Lachen an meinem Kaffee zu verschlucken. Spoiler Alert: Sie kann.
Entstanden ist das Projekt #dagiporn laut der 19-jährigen Koblenzerin allerdings eher zufällig: „Ursprünglich sollte es eigentlich nur ein Interview für den YouTube-Kanal Teken werden. Wir haben telefoniert und uns auf Anhieb gut verstanden. Aus diesem Gespräch heraus entwickelte sich die Idee zu dem Video.” Mit Drago war auch ein weiterer YouTuber beteiligt.
Fast dasselbe. Nur ohne Penis.
Eigentlich seltsam, dass insbesondere eine Branche, die ebenfalls dafür bekannt ist, nach bestimmten schlimmen Klischees zu funktionieren, dieses Thema besser durch den Kakao zieht als so mancher „Comedian”. Mädchenhafte Typo zu Beginn, hysterisch fröhliche Begrüßung des (in diesem Fall hoffentlich nicht) minderjährigen Publikums, ein bisschen Jumpcuts hier, ein bisschen klimpernde Fahrstuhlmusik da, immer wieder eingeblendete „YouTube”-Fan-Kommentare—würde kurz darauf nicht ein erigiertes Geschlechtsteil ins Bild gehalten, hätte das Ganze genau so bei Bibi, der Slimani-Clique, oder wie sie auch alle heißen mögen, stattfinden können. Komödiantisches Highlight ist allerdings die Abmoderation, in der Luna mit ordentlich Körperflüssigkeiten im Gesicht dazu aufruft, ihre Kanäle zu abonnieren. Fast 70.000 Menschen haben den Clip mittlerweile gesehen—das große YouTube-Vorbild erreicht mit seinen Videos in schönster Regelmäßigkeit das Zehnfache.
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Egal ob man das Video an sich nun erotisch finden mag oder nicht, eines ist es in jedem Fall: interessant. Schließlich werden Porno-Parodien in aller Regel nur den ganz großen kulturellen und gesellschaftlichen Themen zuteil, irgendwo zwischen Star Wars und Kim Kardashian. Wenn also Dagi Bee jetzt auch in den Kreis des humoristisch eingefärbten Rumgebumses aufgenommen wurde—ist das dann der finale Beweis dafür, dass YouTube-Stars in der Mitte der Gesellschaft angekommen und nicht nur unter Kindern und Teenagern auf der Suche nach nahbaren Idolen bekannt sind? Wer auf einschlägigen Seiten den Begriff „Dagi Bee” ins Suchfeld tippt, stößt außerdem schnell auf „Cum Tribute”-Videos, in denen erwachsene Männer auf Bilder der YouTuberin ejakulieren (eine Porno-Kategorie, deren Faszination sich mir persönlich wahrscheinlich nie erschließen wird). Ist YouTube-Porn das nächste große Ding? Und wenn ja, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir alle wissen, wie Sami Slimanis Penis aussieht?
Luna sieht das ein bisschen pragmatischer—und die macht das immerhin beruflich. „Es gibt Männer, die sich generell auf bekannte Personen einen runterholen. Diese Männer geilen sich einfach nur an der Bekanntheit und Unerreichbarkeit der jeweiligen Person auf”, erklärt sie. Auch, dass sie in die Rolle von Dagi Bee geschlüpft ist, scheint eher praktische Gründe zu haben: „Ihren Namen konnte man gut und witzig zu einem Pornotitel umwandeln. Außerdem eignen sich ihre Videos nunmal gut für eine Parodie.”
Vielleicht geht es also gar nicht unbedingt um die popkulturelle Rolle von YouTube-Stars, vielleicht geht es eher darum, der Sexbranche etwas ihrer Ernsthaftigkeit zu nehmen. Dass das ganz gut funktioniert, sieht man auch in den Kommentaren zu „Doggy Bi”. Kommentare wie „Musste mehr lachen als ich wichsen konnte :D” und „Ich hab selten lachend so nen harten Ständer gehabt.” sprechen nicht nur für das komödiantische Potential der Darstellerin, sondern klingen für mich als Frau auch sympathischer und menschlicher als „geile Spermafotze” (frei nach Pornhub), oder was sich sonst so an geistreichem Zuspruch in den Kommentarspalten von Pornoplattformen tummelt. Es drängen sich Bilder von Tausenden Männern auf, die lachend mit ihrem Penis in der Hand vor dem Rechner sitzen und irgendwie finde ich das schön. Lachen entspannt und macht glücklich—genau wie Masturbation. Danke dafür, YouTube-Szene.
Was Dagi Bee von ihrer ersten unfreiwilligen Pornorolle hält, ist übrigens nicht bekannt. „Diese Frage werden mir aber mit Sicherheit ihre Anwälte beantworten”, sagt Luna.
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