Gut ein Jahr ist es her, dass die Aktivisten des in Berlin ansässigen Deutschen Tierschutzbüros e.V. durch verdeckte Recherchen enthüllten, wie es im Inneren des sogenannten Schweinehochaus aussieht. Der sechsstöckige Betonklotz in Maasdorf, 25 Kilometer nördlich von Halle, beherbergt bis zu 500 Sauen und 1.000 Ferkel, die in engen Kastenständen, zusammengepfercht auf Spaltenböden ohne Auslauf vor sich hinvegetieren, um schließlich geschlachtet zu werden.
Tieraktivisten veröffentlichen heimlich gedrehte Aufnahmen aus dem Schweinehochhaus
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Da dieses Zentrum tierischen Leids noch immer unverändert besteht, wendet sich das Deutsche Tierschutzbüro nun erneut an die Öffentlichkeit: „Das Schweinehochhaus muss schließen, mach mit bei der Petition!” hieß es also vor drei Wochen auf Change.org, der nach eigenen Angaben größten Petitionsplattform der Welt. Gestern wurde nun die Marke von 100.000 Unterzeichnern geknackt, welche sich über die Petition an Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Schmidt wenden:
„Die Tiere haben dort nicht die Möglichkeit ihr artgemäßes Verhalten auch nur annähernd auszuleben. In Kastenstände eingepfercht fristen die Sauen ein elendes Dasein, müssen wie am Fließband Ferkel zur Welt bringen, die dann an Züchter und Mäster in ganz Deutschland verkauft werden. […] Ich möchte Sie, als den zuständigen Minister bitten, sich dafür einzusetzen, dass das Schweinehochhaus endlich geschlossen wird.”, heißt es darin.
Das Schweinehochhaus wurde 1969 ursprünglich als sowjetisch gefördertes Prestigeprojekt in das anhaltinische Flachland gebaut und dient als große Zuchtanlage, in der die JSR Hybrid Deutschland GmbH mit der Methode der sogenannten Nukleus-Vermehrung Schweine aufzieht. Als die Tierschützer im vergangenen März ihre Bilder aus dem Schweinehochhaus veröffentlichten, verteidigten die Betreiber ihre Anlage gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Man erfülle alle gesetzlichen Auflagen und erlebe keine Beanstandungen bei den regelmäßigen Kontrollen des Veterinäramtes. Außerdem kritisierte man die Tierschützer dafür, sich für ihre Aufnahmen kriminell Zugang verschafft zu haben, und erklärte, dass die Tiere nicht permanent in der Einzelstallung leben würden: „24 Sauen kommen in eine Gruppenbox, mehr nicht. Dort haben die Tiere auch Auslauf. Das wurde den Zuschauern aber nicht gezeigt, weil es nicht in den Streifen passen würde.”
Bei einer amtlichen Kontrolle des Schweinehochhauses im vergangenen Jahr von Behördenseite wurden jedoch zahlreiche Verstöße gegen das Tierschutzrecht festgestellt, wie aus einer Antwort des Landtags Sachsen-Anhalts auf eine Kleine Anfrage (LT-Nr. KA 6/8726) der Abgeordneten Dorothea Frederking (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) hervorgeht. Konsequenzen hat das sächsische Landwirtschaftsministerium daraus bisher nicht gezogen.