Bruderschaft der Vergessenen

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Es ist eine Minute vor Mitternacht, als der bullige Präsident des Motorradclubs die Bühne entert. Er greift nach dem Mikrofon, brüllt “Ruhe!”, augenblicklich verstummt die Musik und das Gemurmel verebbt. Die Rocker auf der Tanzfläche nehmen Haltung an, alle Blicke sind auf den Präsidenten gerichtet. Die Männer in den Kutten des Army Vets MC Germany wissen, was jetzt kommt. “Wir wollen eine Minute lang schweigend unseren gefallenen Kameraden gedenken – und all jenen, die heute Abend im Einsatz sind”, sagt der Präsident. Zwischen Gütersloh und dem afghanischen Kundus liegen gut 6.000 Kilometer. Doch in diesem Moment, als die Stille weder durch Hüsteln oder das Knarzen der Lederkutten gestört wird, lebt ihn vielen die Erinnerung an das ehemalige Feldlager der Bundeswehr wieder auf. Nach knapp 60 Sekunden erhebt der Präsident sein Bier und prostet seinen Männern zu: “Semper fi”, ruft er, “Immer treu!” Die Truppe schmettert das berühmte Credo der US-Marines im Chor zurück. Die Männer schlagen paarweise ein, klopfen ihrem Gegenüber auf die Schulter und umarmen einander – ein oft geübtes Ritual. Schließlich salutieren sie vor einer Wand, an der die Fotos ihrer gefallenen Kameraden hängen. Es sind lauter junge Gesichter.

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Für die 106 Soldaten, die seit Beginn der Auslandseinsätze der Bundeswehr im Jahr 1992 ihr Leben verloren haben, ist der Krieg endgültig vorbei. Viele Überlebende kämpfen nach ihrer Rückkehr gegen die unsichtbaren Folgen der Einsätze: Schlafstörungen, Albträume, Aggressivität, Ablehnung, Schuld- und Schamgefühle. Dieses psychische Krankheitsbild nennen Ärzte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und diagnostizieren es jährlich bei mehr als 300 Soldaten. Auch unter den Mitgliedern des Army Vets MC Germany, dem ersten Motorradclub für Veteranen in Deutschland, sind Betroffene. Keine echten Namen, keine militärischen Ränge, so lautet die Bedingung für unseren Besuch bei ihnen.


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Der Präsident reicht dem Frontmann der Böhse-Onkelz-Coverband “Perverted Perception” das Mikrofon zurück, damit der Abend nicht endgültig zur Trauerfeier verkommt. Die ersten Takte des Schlagzeugs setzen ein, und als der Sänger den Refrain “Ich bin ein Bomberpilot …” anstimmt, grölen die Rocker im Clubhaus “… ich bring’ euch den Tod”. Vor der Gedenkwand stampfen schwere Lederstiefel zum Gitarren-Stakkato. Die Prospects, so heißen die Anwärter auf eine Clubmitgliedschaft, servieren Bier und leeren die Aschenbecher. Die älteren “Member”, mit ihren breiten Schultern, Bärten und Tattoos, sitzen an den Bierzelttischen und lassen sich bedienen. Einige falten sorgfältig ihre Barette zusammen, die sie extra für die Zeremonie aufgesetzt hatten. Die grünen Mützen von Infanterie und Panzergrenadieren sieht man häufiger als die roten der Fallschirmjäger oder die schwarzen der Panzertruppe. Die Rücken ihrer Lederjacken bedeckt das Wappen des Clubs, eine zähnefletschende Bulldogge.

Heute verbringen sie schon den gesamten Tag zusammen. Vormittags schießen sie mit anderen Motorradclubs bei der “Sniper Competition” um die Wette, nachmittags fahren die 25 Männer in Kolonne von Paderborn nach Gütersloh. Als sie am frühen Abend auf dem Clubgelände eintreffen, werden gerade die letzten Vorbereitungen für die große Party getroffen: Ein fliegender Händler baut seinen Stand mit Biker-Devotionalien auf, Grillkohle wird zum Glühen gebracht, die Frauen bestücken das Buffet mit großen Plastikschüsseln Kartoffel- und Nudelsalat. Wer sein Zelt noch nicht am Morgen aufgebaut hat, tut es jetzt. Der aufsteigende Rauch aus dem Grill mischt sich mit dem Geruch von Benzin und Lederfett, die ersten Bierflaschen ploppen auf und aus den Lautsprechern dröhnt AC/DC.

Hinter dieser Tür tagt das Präsidium des Clubs in geheimen Sitzungen. An den Wänden hängen die Wappen befreundeter Motorradclubs
Schnippe ist seit mehr als zehn Jahren bei den Army Vets. Die gelbe Schleife an seiner Brust zeigt die Solidarität der Veteranen mit den aktiven und ehemaligen Soldaten der Bundeswehr

Der Army Vets MC Germany ist zahlenmäßig der größte deutsche Motorradclub für Veteranen. Neben ihm gibt es noch Death Before Dishonor Brotherhood MMC, Keilerz Deutschland MBC, SpecOps Veterans MMX, German Military Veterans Alliance, Veterans MMC und das Veteranen Korps MMC. Sie alle haben sich zur German Army Veterans Alliance zusammengeschlossen, die als Dachverband aller Clubs fungiert. Einmal im Jahr treffen sie sich beim Veterans Meeting auf der Sniper Competition. Die Army Vets nehmen dabei eine Sonderstellung in der deutschen Motorradclub-Landschaft ein. Wie jeder andere Club mussten auch sie sich bei der Gründung den Hells Angels und den Bandidos vorstellen, um sich ihr “Colour”, die Clubfarben, genehmigen zu lassen. Allerdings weigern sie sich bis heute, Unterstützer-Badges für einen der großen Clubs zu tragen. “Die Engel lassen uns in Ruhe, das Verhältnis ist respektvoll. Die anderen Clubs ebenfalls. Wahrscheinlich will sich niemand mit einer Truppe kriegserprobter Veteranen anlegen”, sagt der Vizepräsident Micha und lacht. Er war als Blauhelm-Soldat in Somalia.

Luchs hat bereits zwei Nackensteaks verdrückt. Der ehemalige Zeitsoldat sitzt draußen vor dem Clubhaus auf einer Bierzeltgarnitur und raucht. Die Kutte des Army Vets MC Germany trägt er seit 2001, er kam erst Jahre nach seinem Einsatz in Bosnien-Herzegowina zu den Rockern. Gegründet wurde der Club im Jahr 1999 in Prizren im Kosovo. “Einige der Kameraden hatten während des Einsatzes im Kosovo die böse Ahnung, dass ihnen diese sechs Monate noch mehr zusetzen könnten”, sagt Luchs. “Zu Hause wartete ein Alltag, der vielen von uns nach der Rückkehr fremd erschien, vor allem denjenigen Kameraden, die bereits mehrere Kampfeinsätze überstanden hatten. Wir wollten nicht mehr alleine rumsitzen und die Erlebnisse mit uns selbst ausmachen müssen.” Als Soldat in der Deutsch-Französischen Brigade habe er bereits während des SFOR-Einsatzes in Sarajevo gemerkt, dass sich manche Bilder unwiderruflich in seinem Gedächtnis eingebrannt hatten. Doch es sei niemand da gewesen, mit dem er hätte reden können, und seine Frau habe sich zunächst nur über sein merkwürdiges Verhalten gewundert – über seine Ruhelosigkeit und seine latenten Aggressionen, die plötzlich in Apathie und Depression umschlagen konnten. Oder in unbändige Ungeduld und Zorn.

“Zu Hause wartete ein Alltag, der vielen von uns fremd erschien. Wir wollten nicht mehr alleine rumsitzen.”

Seine fünf Wochen Sonderurlaub nach dem ersten Kampfeinsatz habe er damals bereits nach drei Wochen eigenmächtig beendet und sei vorzeitig in den Dienst zurückgekehrt, sagt Luchs. Weil er nicht allein mit seinen Gedanken zu Hause rumsitzen wollte. “Auf die Idee, sich eine Posttraumatische Belastungsstörung attestieren zu lassen, ist damals keiner von uns gekommen. Wir haben einfach weitergemacht wie vorher”, sagt er. “Na ja, wir haben es jedenfalls versucht.” Jede Familie freue sich erst mal über die üppigen Gefahrenzulagen. Dass der Geldsegen einen ganz einfachen Grund hat, blenden die Partner jedoch gern aus, sagt Luchs. Bei jedem Heimaturlaub beginnen die gegenseitigen Vorwürfe von vorn. “Und schließlich stehst du alleine da”, sagt er. Luchs zieht an seiner Zigarette und richtet sich auf. Dass der Schmerz über das Scheitern seiner Ehe tief sitzt, kann er kaum verstecken. “Einmal sollten die Franzosen eine Lieferung Klopapier erhalten, doch der Fahrer des Lkw wusste nicht, wo er seine Fracht abladen sollte”, erzählt er plötzlich. “Also lotste ich ihn zu einer Lagerhalle, zu der ich den Schlüssel besaß. Dort hab’ ich die Rollen versteckt. Wenige Tage später hatten die Franzosen nicht einen einzigen Streifen Klopapier und standen bei mir Schlange.” Jetzt lächelt Luchs wieder. Ein bisschen.

Das Clubhaus gehört zum großzügigen Areal eines Bauern­hofs, auf dem außer einer Bienenzucht und einem Gatter mit Puten keine Landwirtschaft mehr betrieben wird. In dieser Idylle am Stadtrand von Gütersloh haben sich die Männer des Army Vets MC Germany in unzähligen Arbeitsstunden ihr eigenes Reich geschaffen. Es steckt voller militärischer Devotionalien, an einer Wand hängen die Badges des Clubs und die Attrappe eines Sturmgewehrs neben einem Fantasy-Schwert. In einer Glasvitrine werden ein Stahlhelm und Truppenausweise neben den flüssigen Geschenken anderer Clubs aufbewahrt. An einer anderen Wand prangt die “Veterans Creed”, das Glaubensbekenntnis der Veteranen – “Semper Fidelis”. Dort treffen sie sich wie heute, um zu feiern, zu erinnern und gleichzeitig zu vergessen.

Ob Tag oder Nacht, die Feuertonne der Vets brennt eigentlich immer
Das Clubhaus ist ein ehemaliger Stall, den die Männer gemeinsam umgebaut haben
Der Präsident des Clubs verrät uns seinen Namen nicht. Aber er erzählt, dass er sich schon mit 16 Jahren zum britischen Militärdienst gemeldet hat
Der Sergeant at Arms ist für die Moral der Truppe verantwortlich. Er verhängt Strafen bei Verstößen gegen den Club-Kodex. In schweren Fällen kann der Sergeant Mitglieder sogar “degradieren”

Ein Tisch bleibt an diesem Abend leer, die US-Truppen nennen ihn den “Missing Man Table”, den Tisch des fehlenden Mannes. Ihn bedeckt ein weißes Leinentuch, es soll die Reinheit der Absichten des Kameraden symbolisieren, der für sein Vaterland gestorben ist. Darauf steht eine rote Rose als Zeichen für die Liebe der Familie des Soldaten, um die Vase ist eine rote Schleife geknotet, die an die Witwen erinnert. Ein Salzstreuer symbolisiert die Tränen der Familie und ein umgedrehtes Glas erinnert daran, dass der Gefallene nicht mit seinen Kameraden anstoßen kann. Das Clubhaus gleicht einem Schrein, den die Lebenden gebaut haben, um der Toten zu gedenken. Es ist ein Ort, an dem die Kameradschaft weiterlebt, die diese Männer im zivilen Leben nicht finden. In der Gemeinschaft des Clubs mit seinen festen Regeln finden die Kriegsrückkehrer Halt.

Micha erzählt, wie er in Uniform im ICE saß und ihn Jugendliche bespuckten. “Die haben mich als Mörder beschimpft”, sagt er.

An der Theke lehnt ein Veteran, der sich Niko nennt, und grinst. Er habe eigentlich immer gute Laune und versuche stets, fröhlich zu sein, sagt er. “Ist halt meine Art, mit dem Krieg umzugehen.” Hinter ihm liegen insgesamt elf Auslandseinsätze, doch vor allem die Zeit in Afghanistan verfolgt ihn bis heute. “Von den Jungs aus meiner Einheit ist niemand dort hingefahren, weil er Krieg spielen wollte. Wir dachten alle, dass wir Schulen und Krankenhäuser bauen würden und mit den Stammesältesten Tee trinken”, sagt er. Als er von dem Gefühl der Ohnmacht berichtet, dass er im zermürbenden Dauerbeschuss der Taliban spürte, erlischt sein Lächeln, das Gesicht wird leer. “Du nimmst nur die Einschläge wahr, im besten Fall Mündungsfeuer. Aber du siehst deinen Feind nicht, denn der sitzt gut getarnt in einem Erdloch und hält blind drauf”, sagt Niko. “Ich sag’ mal so: Vielen von uns hat bestimmt dieses ‘Mann gegen Mann’ gefehlt.” Etwas, das die Gefahr greifbar macht – und damit weniger bedrohlich.

Mittlerweile steht auch Micha, der Vizepräsident, neben ihm. Niko erzählt jetzt lieber, wie sie in der Zeit zwischen dem Beschuss in den Tanks der Wasseraufbereitung gebadet oder einen Container zu einer Sauna umgebaut haben. Der Krieg klingt plötzlich wie ein großer Lausbubenstreich, doch auch das ist eine Realität, denn Langeweile stellt sich irgendwann selbst unter Lebensgefahr ein. Im Club finden Nikos Erlebnisse Zuhörer, die nachfühlen können, was er berichtet. “In der zivilen Welt versteht niemand, warum Soldaten sich plötzlich ‘komisch’ verhalten”, sagt Niko. Natürlich gebe es Therapien, aber da fühlten sich die meisten wie Opfer. Micha erzählt, wie er nach seiner Rückkehr aus dem Einsatz in Uniform im ICE saß und ihn eine Gruppe Jugendlicher bespuckte. “Die haben mich als Mörder beschimpft”, sagt er. “Ich kenne sogar Soldaten, die sich am Flughafen durch den Hintereingang rausschleichen, aus Angst vor Übergriffen.”

Stohnieh ist der Sekretär des Clubs. Er bestimmt, was über den Club berichtet werden darf
Manche Mitglieder scheuen das Gespräch. Sie wollen unerkannt bleiben und tragen nicht einmal ihren Clubnamen auf der Brust
Das Hauptquartier des Clubs liegt versteckt auf einem alten Bauernhof bei Gütersloh
Im Clubhaus der Army Vets MC Germany treffen sich die Veteranen, um zu feiern, zu erinnern und gleichzeitig zu vergessen

Der Zusammenschluss im Club ist eine Reaktion auf die gefühlte Ablehnung in der Gesellschaft. “Wenn du mit einer Situation unzufrieden bist, gibt es zwei Möglichkeiten”, sagt Micha später. “Entweder du jammerst rum und änderst nichts, oder du nimmst es selbst in die Hand. Wir erwarten nichts von der Gesellschaft, auch wenn es natürlich schön wäre, respektiert und anerkannt zu werden. Andererseits ist unsere Kameradschaft ohnehin viel stärker als jedes zivile Band.” Seine Kumpels nicken.

“Uns müsste man genauso auf die Einsätze vorbereiten wie die Männer”, sagt Martina, die Frau des Vizepräsidenten.

Vom Eingang des Clubhauses bahnt sich Martina mit ihrer Kamera den Weg zum Tresen. Die Frau des Vizepräsidenten bittet die beiden, für ein Foto zu posieren. Im Blick ihres Mannes liest sie sofort, dass dies kein guter Moment für Aufnahmen ist. “Uns müsste man eigentlich genauso auf die Einsätze vorbereiten wie die Männer”, sagt sie. Denn wenn die wiederkommen, seien die Zuhausegebliebenen häufig mit Problemen konfrontiert, mit denen sie nur schwer umgehen können. “Die Jungs kriegen im Einsatz gesagt, was sie anziehen sollen, wann sie schlafen müssen, wann sie Spaß haben dürfen und was sie denken sollen. Alles ist fremdbestimmt und plötzlich werden sie in die Freiheit entlassen – zurück in den Frieden. Das ist für Außenstehende vielleicht schwer vorstellbar, aber die Jungs sind damit häufig überfordert.” Und sie verstehe inzwischen auch all jene Dinge, die sie eigentlich nicht verstehen könne. “Wenn er plötzlich beim Fernsehen aufspringt, weil eine Szene einen Flashback hervorruft. Oder wenn er sich entscheidet, den Besuch bei Freunden abzusagen, weil er das Haus nicht verlassen will.” Die Entscheidung ihres Mannes, in den Auslandseinsatz zu gehen, habe sie nie hinterfragt. “Das ist nun einmal sein Job. Ich kann doch auch keinen Feuerwehrmann heiraten und mich darüber ärgern, dass er Brände löscht”, sagt sie.

Die Ehefrauen feiern mit, das ist nicht bei allen Motorradclubs der Fall. Aber auch sie leiden unter den Folgen der Kriegseinsätze
Der “Missing Man Table” ist immer gedeckt, niemand sitzt daran. So gedenken die Veteranen ihrer verstorbenen Kameraden

Gegen 1 Uhr morgens beginnt die Wehrkraftzersetzung. Die ersten Veteranen haben bereits torkelnd in ihre Zelte gefunden. Andere lässt Hochprozentiges über sich hinauswachsen. Ein junger Prospect eines Gastclubs setzt sich an den Tisch zu Aaron, einem Mitglied der “Spec Ops”. Den ganzen Abend lang hat er sie bereits aus sicherer Distanz beobachtet, nun fasst er sich ein Herz und berichtet ungefragt von seinen Schießleistungen am Vormittag. Das beeindruckt an diesem Tisch jedoch niemanden. “Hast du gedient?”, fragt Aaron kühl und plötzlich sind alle Augenpaare auf den Maulhelden gerichtet. “Nein, meine Knie sind kaputt. Ich wurde ausgemustert. Ich bin jetzt bei der Feuerwehr, aber die kommt ja auch aus dem Militär quasi. Da kriege ich meinen Drill”, antwortet der Prospect. Aaron steht wortlos auf und verschwindet im Clubhaus. Auch die anderen Männer erheben sich und lassen den Prospect sitzen. Nur ein Mitglied seines Clubs setzt sich nun neben ihn, legt den Arm um seine Schultern und tröstet den Niedergeschlagenen väterlich.

Von den umstehenden Tischen dringen Gesprächsfetzen herüber, die verraten, dass hier Geschichten geteilt werden, deren Tragik man lieber weglacht. Lauter als die Instrumente der Band, die mittlerweile mit “Born to Be Wild” die Biker-Romantik besingt. Manchmal heißt Kameradschaft eben auch, ein und dieselbe Anekdote zum hundertsten Mal zu hören. An diesem Abend, in der Gemeinschaft des Clubs, findet jeder einen Zuhörer. Weil alle wissen, dass sie schon morgen wieder allein zu Hause sind. Laut Jahresbericht des Wehrbeauftragten der Bundeswehr nahmen sich zwölf Soldaten und Soldatinnen im Jahr 2016 das Leben, 46 versuchten es. Wie vielen Männern der Motorradclub schon das Leben gerettet hat, wissen nur sie selbst.

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