Wenn man in der Schweiz den Öffentlichen Verkehr benutzen will, kommt man um das Angebot der SBB nicht herum. Eigentlich könnte ihnen die Zufriedenheit ihrer Kunden völlig egal sein. Das ist sie aber nicht – zumindest schreiben sie auf ihrer Website: “Die Zufriedenheit unserer Kunden ist für uns der Massstab für alles, was wir tun”, wird etwa CEO Andreas Meyer zitiert. Nur: Wirklich zufrieden sind die Kunden nicht.
Einer der ewigen Streitpunkte sind die Ticketpreise; vergangenes Jahr war das einer der grössten Minuspunkte der SBB-Kundenbefragung. Um ihre Kunden auf günstigere Angebote aufmerksam zu machen und ihnen zu zeigen, wie sie komfortabler von A nach B kommen, schaltete das Unternehmen im Zuge der “Clever Pendeln”-Kampagne eine Werbung auf Facebook.
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Darin geben sie den Reisenden den Tipp, einfach mal ein Erste-Klasse-Ticket zu lösen, um überfüllte Wagons zu vermeiden. “Schlaue Füchse gönnen sich auch mal ein Upgrade in die Erste Klasse”, schreiben sie.
Gut gemeint, aber geht es nach dem Netz, ging dieser Schuss in den Ofen. So schreibt ein User: “Wollt ihr mich eigentlich verarschen?” Und auch die anderen Nutzer finden diesen Tipp alles andere als schlau:
Daniele Pallecchi, Mediensprecher bei SBB, sagt auf Anfrage von VICE: “Gemäss den Rückmeldungen, die wir von unseren Kundinnen und Kunden erhalten, werden die Kampagne und die wertvollen Tipps für den Pendleralltag sehr geschätzt.”
So sei auch die Anzahl der Plätze in der zweiten Klasse über die Jahre erhöht worden. “Auf Kosten der ersten Klasse notabene.” Für die SBB liefert die Kampagne die Lösungen zum Platzproblem in den Zügen: “Sie zeigt auf freundliche Art und Weise auf, welche Möglichkeiten es gibt, um in Stosszeiten zu freien Bereichen in den Zügen zu kommen.” Wer genug Geld hat, kann sich diese Optionen, etwa das Ausweichen in die erste Klasse – wie das auf Facebook beworben wird – auch leisten.
Die “Clever-Pendeln”-Kampagne der SBB läuft bereits seit mehreren Jahren und sorgte schon vergangenes Jahr für einen kurzen Sexismus-Aufschrei: Um für die Kampagne zu werben, suchte das Unternehmen in einem Inserat nach “aufgestellten jungen Frauen”, die auf dem Perron mit Plakaten auf Zugverbindungen aufmerksam machen sollten. Eine Vertreterin von Terre des Femmes Schweiz bezeichnete die Aktion gegenüber der Handelszeitung damals als “fragwürdig”.