Scheiß auf selbst gemachten Ketchup. Sehen wir doch mal den Tatsachen ins Auge: Er ist einfach nicht gut. Ein bisschen zu süß, nicht so geschmeidig, wie wir ihn gern hätten, und die Farbe ist auch nicht so knallig.
OK, vielleicht gehöre ich auch nur den Arschlöchern, die voll und ganz für Heinz Ketchup sind. Und das stimmt. Heinz setzt Maßstäbe, wenn es um Ketchup geht. In jedem Fast-Food-Restaurant, Baseballstadion oder Diner in den USA wird man diese kleinen rot-weißen Tütchen mit Ketchup sehen, die man einfach nicht öffnen kann. Oder der Ketchup findet sich in großen Plastikbehältern mit Pumpe direkt neben Mayo und Senf. Oder auf dem Tisch steht eine Glasflasche mit Heinz-Ketchup, an der Seite prangt die Zahl 57, und die Flasche wartet nur darauf, dass man sie kopfüber hält und ein paar mal auf den Flaschenboden klopf, um den Burger mit Rindfleisch aus Weidehaltung mit Ketchup zu bedecken.
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Doch wenn ich ganz ehrlich sein soll – und ich würde mich schon als sehr ehrlichen Menschen einschätzen – mag ich Ketchup überhaupt nicht. Man könnte auch sagen die schlechteste aller Würzsaucen. Gebt mir Mayo, gebt mir Senf oder Thousand-Island-Dressing, die gehen jeden Tag. (Wusstet ihr übrigens, dass es Thousand-Island-Dressing heißt, weil die kleinen Gurkenstückchen darin wie Inseln aussehen.) Aber: Fuck Ketchup!
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Es könnte aber auch an mir liegen. Spulen wir kurz zurück, in die Sommer meiner Kindheit, die ich bei meinen Großeltern in Massachusetts verbracht habe… Morgens wurde Zoobilee Zoo auf der verglasten Terrasse geguckt, dazu gab es schüsselweise Rice Krispies, aber manchmal saß ich auch mit meinen Großeltern gemeinsam am Tisch und wir haben Rühreier gegessen. An so einem Morgen, nach einem Teller Rühreier, habe ich noch am Tisch gekotzt.
Ab diesem Punkt konnte ich nie wieder Rühreier essen.
Spulen wir wieder ein Stückchen vor: Ich bin 16 und muss zwei Kinder babysitten. Deren Eltern hatten irgendwie immer gefrorenes Cordon Bleu im Gefrierfach, das ich mir in der Mikrowelle gemacht habe. Manchmal machte ich auch Mac’n’Cheese von Kraft (diese Einportionen-Packungen für die Mikrowelle). Ich war damals keine Köchin.
Eines der Kinder bat mich eines Abends, Rühreier zu machen. Noch mal: Ich war damals keine wirkliche Köchin. Aber ich habe es gemacht. Ich machte ihnen ein paar Rühreier. Wie schwer sollte das schon sein? War es auch nicht. Aber richtig verstört hat mich, dass sie Ketchup zu ihren Rühreiern wollten.
WTF.
Nichts hätte mich mehr anwidern können. Also, wie gesagt, ich mochte keine Eier und ganz sicher auch keinen Ketchup.
Aber meine Neugier hat dann doch gesiegt und ich dachte mir, vielleicht würde der Ketchup ja den schrecklichen Geschmack (und Geruch) der Eier überdecken. Vor allem aber war ich, glaube ich, neugierig, ob ich kochen könnte oder nicht.
Also probierte ich die Eier. Mit Ketchup. Und wisst ihr was? Das schmeckte ziemlich geil. Ich fand’s richtig gut. Richtig gut. Warum schmecken Eier und Ketchup zusammen so gut? Keine Ahnung, aber wisst ihr was: Möglicherweise hat mich dieser historische Moment zum Kochen gebracht.
Also: Danke Heinz Ketchup, dass du mich dazu inspiriert hast, Köchin zu werden. Ach, und nicht vergessen liebe Kinder: Macht nie, nie, nie selber Ketchup.