Bevor man das erste Mal eine Universität von Innen gesehen hat und sich bewusst geworden ist, dass drei Jahre Soziologie- oder Philosophiestudium der Karriere wohl mehr schaden als helfen, waren Unis noch etwas Glamouröses. Man stellte sich prunkvolle Bauten vor, sachbezogene Diskussionen mit Mitstudierenden oder glaubte daran, dass man den Bachelor in drei Jahren im Sack haben würde.
Je nachdem an welcher Uni du dann landest, kriegt die Vorstellung schnell einen ziemlichen Bruch. Erstens wirst du das prunkvolle Hauptgebäude eh selten betreten, einerseits wegen deines neuen Hobbys – Teilzeit-Alkoholismus – und andererseits weil diverse Unis keinen Platz mehr haben für alle ihre Studis und du dir die Vorlesungen in irgendwelchen über die Stadt verteilten Büro-Gebäuden reinziehen musst.
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Wir haben uns ein bisschen umgesehen und mit Studis gequatscht, um auf hochwissenschaftlicher Basis die fünf hässlichsten Unis der Schweiz zu krönen.
5. Universität St. Gallen (HSG) – ein zu grosses Sitzungszimmer
Eigentlich sollten sich Gegensätze ja anziehen. Was im Fall der HSG heissen würde: In diesen wirklich unfassbar langweiligen Gebäuden studieren bunte, fröhliche, karitativ beseelte Menschen, die später einen wertvollen Beitrag zum Allgemeinwohl leisten werden. Nur: Das Gegenteil ist der Fall. In den HSG-Grossraumbüro-Hallen werden Menschen ausgebildet, die später Medienkonzernen oder dem Arbeitgeberverband vorstehen – und der gesamte Campus wirkt so einladend wie ein Sitzungszimmer eines austauschbaren, multinationalen Immobilienkonzerns.
4. Universität Zürich – ein DDR-Park
Kurz vorneweg: Polyterrasse, Hauptgebäude, Lichthof – das ist alles ganz OK. Das Problem ist eher: Du wirst kaum da rumhängen, sondern irgendwo zwischen Schlieren, Oerlikon und zwei Dutzend verschiedenen Institutsgebäuden in der Innenstadt hin und her rennen. Und wenn du sonderlich Pech hast, wirst du auch Vorlesungen im Irchel besuchen müssen. Was wahrscheinlich Mal einer der hübscheren Orte von Zürich war, wurde mit einem Mix aus DDR-Architektur und Lieblosigkeit zugepflastert, mit dem Ziel, das Gegenteil von Zeitlosigkeit zu schaffen. Das Schönste auf dem Gelände hier sind konservierte Raucherlungen in den Lagern der Mediziner.
3. Universität Basel – eine Primarschul-Turnhalle
Die Uni Basel ist die älteste Uni der Schweiz, sie wirkt aber wie die kindischste. Das Kollegienhaus am Petersplatz sieht aus als hätte ein Algorithmus versucht, aus einem Fundus von zweitausend Dorfschul-Turnhallen den generischsten gemeinsamen Nenner herauszuarbeiten. Dass das alte Universitätsgebäude irgendwie elegant wirkt, hat sie auch nur dem zu verdanken, dass man sie eigentlich nur über den Fluss hinweg richtig bestaunen kann. Und dass man von dem ein oder anderen Hörsaal einen hübschen Blick auf den Rhein hat, ist zwar schick, aber wenig wert. Denn die meisten Vorlesungen wirst du eh in irgendeinem zufälligen Gebäude irgendwo in der Stadt besuchen.
2. Universität Luzern – der “Kann ich mit Ihrem Manager sprechen?!”-Haarschnitt unter den Schweizer Unis
Der Neubau der Universität Luzern ist der “Kann ich mit Ihrem Manager sprechen?!-Haarschnitt unter den Schweizer Unis: Vom pseudomodernen Äusseren bis zu den knallig-frechen Farben im Innern. Alleine schon die Fassade, die wohl modern wirken soll, aber so aufregend und edgy ist wie ein Buch von Martin Suter, turnt ab. Und drinnen wird’s gar noch schlimmer: Die Farben, in denen die Räume lackiert sind, sind genau die, mit denen eine frisch getrennte Mami mit frisch gefärbten Haaren und frischem Yoga-Kurs-Abo ihre Wohnung schmücken würde – um “ein bisschen frischen Wind” in ihr Leben zu bringen, nachdem sie sich einem Restaurantmanager über fünf Minuten Wartezeit für ihr Diätmenü beschwert hat.
1. Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne – eine hyperkapitalistische Weltraumkolonie
Gib jedem Kind einer Primarschulklasse den Auftrag, ein Gebäude für eine Mars-Kolonie zu zeichnen, wähl dir davon zufällig ein paar heraus, wirf sie an den Rand des Genfersees und voilà: Du hast den Gestaltungsplan der ETH Lausanne rekonstruiert – sollte es so etwas wie einen Plan jemals gegeben haben. Denn der Campus ist vornehmlich eine Spielwiese für die Sorte berühmter Architekten und Architektinnen, die man nur kennt, wenn man zufälligerweise in einem Gebäude studiert, dass sie gebaut haben. Gemeinsam mit ein paar Grosskonzernen haben diese in Lausanne ein Zwitterwesen aus deprimierend pseudo-avantgardistischer Betonwüste und Marvin, dem noch viel deprimierteren Roboter aus Per Anhalter durch die Galaxis geschaffen. Namen wie “Rolex Learning Hall” erinnern uns dabei konstant daran, dass unser Bildungssystem nicht nur auf den Markt abzielt statt auf Wissen, sondern ohne Sponsoring durch die Marktwirtschaft auch keine Zukunft haben dürfte.