In Berlin haben die Vorlesungen begonnen. Tausende neue Studierende sind in der Stadt, aber viele suchen noch eine Unterkunft. Wir haben mit sechs Leuten gesprochen, die gerade in ihr erstes Semester starten, in ihrem Bachelor- oder Master-Studium: Wie verkraften sie die Wohnungssuche? Was war ihr schlimmstes Erlebnis? Und gibt es wirklich Nudisten-WGs?
Leonie, Jura
Ich habe zwei Monate bei meiner Oma gelebt. Das ist halt nicht so ein geiler Lifestyle, wenn du als Ersti um vier Uhr morgens von einer Party kommst und deine Oma noch wach ist, weil sie sich Sorgen um die kleine Enkelin macht. Es hatte natürlich seine Vorteile, was das Essen angeht, aber ich war dann doch froh, endlich eine eigene Wohnung zu haben. Meine Dusche ist im Flur und das Bad winzig. Man kann so wohnen, aber ich will gerne woanders hinziehen.
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Marcel*, Musikwissenschaften im Master
Ich bin bei Wohnungsbesichtigungen gewesen, wo 50 Interessenten waren. Das demotiviert. Den Wisch, den man ausfüllen soll, habe ich weggeschmissen. Bei Immobilienscout musst du inzwischen auch einen Premium-Account haben, um erfolgreich zu sein. Alle schlagen Profit aus diesem Wohnungsmangel.
Ich habe dann über eine Freundin eine Maklerin empfohlen bekommen. Der habe ich zwei Kaltmieten als Provision gezahlt.
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Annika, Statistik im Master
Ich wohne vorübergehend mit meinem Bruder in einem Zimmer. Ich bin den ganzen Tag auf Immobilienscout unterwegs, um direkt neue Anbieter anzuschreiben. Seit der letzten Woche bin ich jeden Tag bei mindestens drei Wohnungsbesichtigungen. Es sind meist Sammelbesichtigungen, bei denen man einmal durch die Wohnung läuft. Das ist nur Gedränge, du siehst gar nicht alles richtig. Am Ende gewinnt eh der mit dem höchsten Einkommen. Da hat man als Student wenig Chancen.
Tabea, Jura
Über WG.gesucht.de habe ich viel Schlechtes erlebt. Der 59-jährige Stefan hat mich angeschrieben: “Du kannst bei mir umsonst schlafen und müsstest auch keinen Sex mit mir haben ;)”. Ich habe ein Angebot bekommen von einem Mann, der sich mit mir ein Zimmer teilen wollte. Bei einer WG hieß es: “Es gibt einen kleinen Zusatz. Wir haben WG-Sklaven.” Es gab viele, die mich verarschen wollten. Die haben gesagt: “Ich bin im Ausland. Überweise mir das Geld und ich schicke dir den Schlüssel zu.” Vegane WGs nehmen nur Bewohner auf, die kein Fleisch in der Wohnung konsumieren.
Am Anfang hatte ich noch Ansprüche. Am Ende habe ich jedes Angebot angeschrieben. Da waren Zimmer ohne Fenster dabei oder welche, die nur 6 Quadratmeter groß sind. Inzwischen wird jede Abstellkammer vermietet.
Laura*, Jura
Ich bin aus Serbien hierher gezogen. Viele Leute wollen, dass man WG-Erfahrung hat, und die kann ich als Ersti nicht vorweisen. Das Angebot von privaten Studentenwohnheimen war 12 Quadratmeter für tausend Euro. Das kann ich mir nicht leisten. Im letzten Moment hatte ich Glück, dass mir eine WG nach 300 Nachrichten, die ich verschickt hatte, geantwortet hat. Da wohne ich jetzt und brauche 1,5 Stunden zur Uni.
Anna*, Jura
Ich komme aus Bayern. Wenn ich Besichtigungstermine bekommen habe, wurde gleich gesagt: Morgen früh um 11 Uhr musst du in Berlin sein. Das ist bei dieser Strecke unmöglich. Ich bin drei Mal hochgefahren, dann hat meine Mutter gesagt: Geh jetzt in das private Wohnhaus, sonst zahlen wir allein für die Bahntickets wieder so viel wie für einen Monat Miete. Jetzt wohne ich für 650 Euro im Studentenwohnheim. Wir werden als Studenten gezwungen, das zu zahlen, weil wir sonst nichts finden. Und dadurch werden die Mieten wieder teurer – das ist ein Teufelskreis.
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