Es passiert immer wieder, dass große Unternehmen Werbekampagnen, Artikel oder Social-Media-Posts veröffentlichen, bei denen sich die restliche Welt kollektiv an den Kopf fasst. Pepsi-Colas Werbung mit Kendall Jenner zum Beispiel. Oder H&Ms “Coolest Monkey in the Jungle”-Werbung. Oder Zaras Kindershirt, das ein “Judenstern” zierte. Die Beispiele sind endlos. Und jedes Mal stellt man sich dieselbe Frage: Wie konnte dieses Ding durch so viele Hände gehen, ohne dass irgendjemand ab einem gewissen Punkt aufgefallen ist, dass das vielleicht keine so gute Idee ist? Als neustes Glied in dieser rostigen, endlosen Kette gliederte sich Snapchat ein.
Am vergangenen Wochenende schaltete die App eine Werbung für ein Quiz, die den User fragte, ob er “lieber Rihanna eine Ohrfeige/Klaps geben oder Chris Brown schlagen” würde. Jokes über häusliche Gewalt als Klick-Anreiz zu benutzen, ist an sich schon unfassbar unsensibel. Jedoch ein Opfer häuslicher Gewalt als unfreiwilligen Gimmick in der Werbung zu platzieren, ist ein Maß der Respektlosigkeit, dass einem der Mund offen stehen bleibt.
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Screenshots der Werbung, die inzwischen natürlich entfernt wurde, verbreiteten sich schnell auf Twitter. Wer Wind sät, wird laut Volksweisheit schließlich Sturm ernten. In diesem Fall einen Shitstorm empörter Rihanna-Fans, Aktivisten, die sich gegen häusliche Gewalt einsetzen oder jedem, der halbwegs normal denken kann. Nur Rihanna selbst äußerte sich nicht sofort zu dem Skandal. Bis sie gestern via Instagram-Story eine schlichte, aber umso treffendere Nachricht an Snapchat veröffentlichte.
“Ich würde es liebend gern auf Ignoranz schieben, aber ich weiß, dass ihr nicht so dumm seid”, schreibt sie dort und endet damit, dass sie Snapchats Entschuldigung nicht annimmt. Rihannas Verdacht, dass hinter Kampagnen wie dieser vielleicht doch Absicht stecke und den Konzernen jede Form von Aufmerksamkeit – auch wenn sie in Form eines Shitstorms auftritt – lieb sei, ist vielleicht nicht unbegründet. Es passiert einfach zu oft. Dass Rihanna die Entschuldigung eben nicht annimmt, ist in diesem Fall also auch nicht unsportlich, sondern absolut berechtigt, wenn nicht sogar notwendig.
In Snapchats Fall scheint das Werbe-Mantra “Es gibt keine schlechte PR” jedoch nicht aufzugehen. Nach dem ungeliebten letzten Update der App und einem Tweet von Kylie Jenner, in dem sie sich über das neue Design beklagte, fiel die Aktie um zeitweise acht Prozent. Nach dem Rihanna-Gate sank sie am Donnerstag erneut um vier Prozent.