Hoffentlich hat dir jemand im Teenageralter schon mal richtig das Herz gebrochen. Es ist nämlich besser, diese Erfahrung während eines Lebensabschnitts zu machen, in dem es OK ist, tränenüberströmt Tagebuch zu führen. Zum einen wirst du so auf den Herzschmerz im Erwachsenenalter vorbereitet und zum anderen schießt du dir mit Alkohol und Drogen wahrscheinlich noch nicht die Lichter aus.
Dieser plötzliche Herzschmerz und der schleichende, der ab Anfang 20 bis zum Lebensende kommt, sind jedoch unterschiedlich. In der achten Klasse besitzt du noch nicht die emotionale Intelligenz, um das Ganze richtig zu erfahren – also das gebrochene Herz, wenn das lodernde Feuer vom Anfang der Beziehung erlischt und ihr euch gegenseitig total abgestumpft habt. Wenn du dir beim Lesen dieser Zeilen denkst, dass das ja null auf dich zutrifft, dann bist du entweder einer dieser devoten Christen, die für immer mit ihrer ersten Liebe zusammen sind, oder es steht dir alles noch bevor.
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Der Weg zur Trennung ist lang, einsam und gespickt mit unschönen, fast schon aufregend schlimmen Entwicklungen. Einige dieser Entwicklungen nehmen wir im Folgenden auseinander. Und wenn du dich irgendwo in diesem Artikel wiederfindest, dann kannst du dich schon mal auf den bevorstehenden Tod deiner Beziehung einstellen. Viel Spaß!
Die Streits werden häufiger und sinnloser
Streiten gehört zu einer Beziehung dazu. Irgendwann bekommt ihr euch jedoch nicht mehr wegen relativ ernster Dinge in die Haare (Du willst dich nicht binden; du bringst nie den Müll raus; du hast kein Geld und kaufst dir trotzdem jeden Scheiß), sondern wegen absolut nichts (Warum hast du beim beschissenen chinesischen Restaurant bestellt?; wieso räumst du die Spülmaschine so komisch ein?; wieso hast du unsere Smart-TV-Box mit 60 Folgen Frauentausch zugemüllt?). Plötzlich stört dich, wie dein Partner oder deine Partnerin aus einer Flasche trinkt, lacht oder ein alltägliches Wort immer wieder im falschen Kontext benutzt. Und dann kommt die Erkenntnis, dass er oder sie eigentlich gar nichts gemacht hat, sondern einfach nur da ist.
Der Sex ist zum Vergessen
Wenn dir klar wird, dass dir der Sex nur noch Spaß macht, wenn du dabei an eine andere Person denkst, dann ist es schon zu spät. Der Körper deines Partners oder deiner Partnerin hat jeglichen sexuellen Reiz verloren. Und das nicht auf eine “Lass uns zusammen alt werden, denn unsere Beziehung geht über das Körperliche hinaus”-Art. Nein, der Akt fühlt sich stattdessen wie ein fremdes, sinnloses Ding an. Mit der Zeit bist du beim Sex immer öfter irgendwo anders. Dann willst du wie Julia Roberts in Pretty Woman nicht mehr küssen, weil das natürlichste Zeichen der Zuneigung aus irgendeinem Grund zu anzüglich geworden ist. Ab jetzt reiben sich nur noch eure Genitalien aneinander. Und das ausschließlich in Stellungen, bei denen ihr euch nicht in die Augen schauen müsst.
Zum Glück schlaft ihr meistens nachts miteinander. Dann kannst du im Dunkeln ausgiebig an die Wand starren und darüber nachdenken, was das alles bedeutet. Wenn der Sex immer schlechter wird, lässt sich das Gleiche über die Beziehung sagen. So etwas könnt ihr übrigens auch nicht einfach aussitzen.
Die Gedanken und Gefühle deines Partners oder deiner Partnerin spielen keine Rolle mehr
Drei kleine Gedankenspiele:
1.) Dein Partner oder deine Partnerin steht am Fenster. Das Licht der milden, aber hellen Sommersonne scheint herein und durch die Luft schweben feine Staubpartikel. Du hast ihn oder sie in deiner Textnachricht gerade mal wieder als “verdammtes Arschloch” bezeichnet und er oder sie heult Rotz und Wasser. Für dieses tränenüberströmte Gesicht bist du verantwortlich. Jegliches Selbstwertgefühl habt ihr über Bord geworfen. Warum sollte er oder sie sich jetzt auch noch zurückhalten? Inzwischen ist auch das T-Shirt schon nassgeheult und im Zimmer riecht es nach Salz. Und daran bist alleine du schuld. Was fühlst du?
– Etwas
– Nichts
2.) Reifen quietschen. Ein Geräusch, das aus dem ansonsten ruhigen Verkehr heraussticht. Dein Partner oder deine Partnerin liegt tot auf der Straße, ein wenig Blut rinnt am Mundwinkel herab, die Extremitäten sind unnatürlich verdreht. Er oder sie wollte den Bus noch erwischen, ist stattdessen aber direkt vor das Fahrzeug gerannt. Jetzt lebt er oder sie nicht mehr. Die Augen sind zwar noch offen, haben aber jeglichen Glanz verloren. Und du starrst auf das Gesicht, in das du einst noch “Ich liebe dich” geflüstert hast. Was fühlst du?
– Etwas
– Nichts
3.) Auf der Arbeit war nur wenig los. Deswegen bist du früher gegangen. Auf dem Heimweg hast du dir dann deine Kopfhörer aufgesetzt, eine Stunde lang nicht auf dein Handy geschaut und dich einfach nur nach Hause treiben lassen. Jetzt stehst du ein bisschen nassgeschwitzt vor deiner Wohnungstür und denkst über eine erfrischende Dusche nach. Moment mal. Die Federn deines Betts quietschen verdächtig. Ist es möglich, dass … ? Du stürmst ins Schlafzimmer und siehst: Dein Partner oder deine Partnerin hat gerade leidenschaftlichen Sex mit einer fremden Person. Und zwar richtig leidenschaftlichen – inklusive verknoteter Körper, Knebel und Gleitgel mit Geschmack. Das ist nicht nur Sex, sondern die Art von Sex, die ihr beide schon seit Jahren nicht mehr hattet. Was fühlst du?
– Etwas
– Nichts
Das Ergebnis:
Du hast hauptsächlich etwas gefühlt? Dann ist ja gut. Du hast hauptsächlich nichts gefühlt? Oh je.
Ihr habt euch absolut nichts mehr zu sagen
Hattest du schon mal einen traurigen Brunch? Eigentlich kann ein Brunch gar nicht traurig sein. Ich meine, wie gut ist denn bitte die Kombination aus Frühstück und Mittagessen? Dann richtet sich dein Blick jedoch auf die Person, die dir gegenüber sitzt und die du laut eigener Aussage noch liebst. “Hey, was …”, sagst du, während du emotionslos mit dem Salzstreuer rumspielst. “Was hat eigentlich deine Mutter gesagt?” “Hmm?”, lautet die Antwort. “Letztens am Telefon. Hat deine Mutter nicht angerufen?” Und dann sagt dein Partner oder deine Partnerin “Oh, ja”, hält kurz inne und stößt schließlich einen tiefen Seufzer aus – so klingt auch der Wind, der durch die Leere weht, wo sich einst dein Herz befand. “Eigentlich nichts. Sie hat nur vom Hund erzählt.” Und dann schweigt ihr euch weitere fünf Minuten an, bis das Essen kommt. “Ah, das Essen”, sagst du. Das Essen hat euch gerettet. Wenn ein Brunch so traurig ist, dann steht eure Beziehung vor dem Aus.
Du willst nicht über die Zukunft nachdenken
Du Idiot hast einen gemeinsamen Urlaub gebucht und jetzt gibt es quasi kein Zurück mehr. Für den Fall des Falles überlegst du dir trotzdem schon mal, welchen Single-Kumpel du stattdessen mitnehmen könntest und wie viel Geld du aus dem Fenster geworfen hättest, wenn du die Reise komplett absagst. Ist es schlimm, erst sechs Monate nach Teneriffa Schluss zu machen? Wahrscheinlich schon, denn dann bist du schon ein halbes Jahr näher an der 30.
Falls noch kein Urlaub gebucht wurde, dann spricht keiner von euch dieses Thema an. Ihr habt nämlich beide keine Lust darauf, zwei gemeinsame Wochen im Ausland zu verbringen. Dann könnte es ja fast so aussehen, als sei alles in Ordnung. Erst am vorletzten Abend kann einer von euch seine Sonnenbrille nicht mehr finden und es kommt zu einem zweistündigen Streit, bis du wutentbrannt aus dem Hotel stürmst, eine Dreiviertelstunde lang durch die Gegend stapfst und an der Rezeption schließlich einen Ersatzschlüssel holen musst, um wieder ins Zimmer zu kommen. Für den Rest des Urlaubs herrscht dann Schweigen.
Im Grunde gilt: Schneidet das Thema Urlaub einfach nicht an, wenn über eurer Beziehung schon das Damoklesschwert hängt.
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Wenn etwas Schönes passiert, erzählst du es zuerst jemand anderem
Ein oftmals vergessener Vorteil einer Beziehung ist der Umstand, dass immer jemand da ist, dem du sofort freudig von deiner Gehaltserhöhung, der Verlobung deiner Schwester oder dem süßen Hund in der U-Bahn erzählen kannst. Keine andere Person aus deinem sozialen Umfeld mag dich genug, um dich emotional genauso intensiv zu unterstützen. Wenn deine Beziehung jedoch den langsamen Tod stirbt, dann schreibst du mit der Zeit zuerst anderen Leuten – deinem besten Freund, deiner Mutter oder der recht attraktiven Person, mit der du sonst nur platonischen Kontakt pflegst. Du bereitest dich unterbewusst schon auf das Leben nach der unvermeidlichen Trennung vor.
Eine Umarmung lässt dich plötzlich eiskalt erschauern
Weißt du noch, wie du letztens nach Hause kamst und dein Partner bzw. deine Partnerin weinend in der Küche stand. Du hast nur mitbekommen, dass die Tante irgendwie krank ist. Zuerst überkam dich noch ein bisschen Mitgefühl und du setztest zu einer Umarmung an. Diese Umarmung fühlte sich aber gleichzeitig natürlich und falsch an. Während du deinen Partner bzw. deine Partnerin im Arm hieltest, dachtest du dir dann: “Das ist gerade so, als würde ich nur ein weinendes Stück Fleisch umarmen.”
Du träumst von einem Leben ohne oder zumindest mit einem anderen Partner
Ein fauler Sonntagmorgen ganz für dich allein. Du kannst endlich joggen gehen, Kaffee trinkend am Kanal sitzen, schon etwas früher in die Kneipe gehen, vielleicht vorher einen Burger essen, und die ganzen Freunde treffen, die du schon lange nicht mehr gesehen hast, weil dein Partner oder deine Partnerin sie hasst. Wäre es nicht super, Single zu sein? Dann könntest du dir einen Hund holen oder temporär in eine andere Stadt ziehen. Und die Serie anschauen, die ihm oder ihr nicht gefällt. Oder vielleicht mal selbst etwas kochen, anstatt ständig nur zusammen Spaghetti Bolognese, Pommes und bestellte Pizza zu essen. Du könntest so frei sein. Wäre es nicht schön, wenn … OK, sagen wir es einfach: Wenn er oder sie nicht mehr da wäre?
Sich nach einem Streit wieder zu vertragen, ist dir nicht mehr wichtig
Früher seid ihr euch nach einer Auseinandersetzung noch weinend in die Arme gefallen, habt euch Geschenke gemacht und dann ausgiebig oral befriedigt. Jetzt bringt ihr nur noch ein knappes “Gut, sorry” über die Lippen und widmet euch dann wieder wichtigeren Dingen.
Das Thema Seitensprung
Ein tatsächlicher Seitensprung (also nach einer alkoholgeschwängerten Kneipentour mit einer anderen Person im Bett landen) ist ein klares Anzeichen dafür, dass deine Beziehung nicht mehr so gut läuft. Aber auch die kleinen, unauffälligeren Dinge zählen schon: Du schreibst auch nach Feierabend mit einer Kollegin, du bezirzt eine junge Dame, die du heiß findest, bei Facebook und du folgst deiner Ex wieder bei Instagram. An sich hast du noch nichts verbrochen, aber langsam schleicht sich ein Gedanke in dein Unterbewusstsein: Wenn du wolltest, dann könntest du fremdgehen. Das Fundament dafür ist gelegt, eine potenzielle Alternative steht bereit. Der Motor ist angeworfen, du musst quasi nur noch aufs Gaspedal treten und deine Beziehung komplett an die Wand fahren.
“Romantische” Aktivitäten hebst du dir ab jetzt für deine Freunde auf
Bei einem eurer mürrischen Spaziergänge seht ihr in der Nähe eurer Wohnung ein neues Restaurant. “Sieht ganz gut aus”, sagt einer von euch, worauf der andere mit “Hmm” antwortet. Früher, als ihr euch noch wirklich begehrt habt und nicht ohne einander konntet, hättest du gesagt, dass ihr da mal essen solltet. Vielleicht sagst du das auch jetzt, aber ihr beide wisst genau, dass das niemals passieren wird. Sechs Wochen später landest du schließlich mit deinen Kumpels zum ersten Mal in diesem Restaurant.
Und so kommt es, dass du beim Anblick der neu eröffneten Sauerteig-Pizzeria direkt an zwei oder drei Freunde denkst, mit denen du lieber dorthin gehen würdest als mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Du bist noch nicht mal zu Hause angekommen, als du per Gruppenchat schon alles klargemacht hast. Mit deinem Partner oder deiner Partnerin essen zu gehen, wenn die Beziehung sowieso schon in Scherben liegt, ist eben rausgeschmissenes Geld. Du wirst das Ganze nämlich sofort wieder vergessen.
Eigentlich wohnt ihr nur noch zusammen, weil noch acht Monate Mindestmietdauer übrig sind
Zusammenziehen ist die Stufe zwischen “daten” und “tatsächlich für immer verheiratet sein”. Wenn dieser Schritt jedoch schiefgeht, dann verpufft die Aufregung der ersten gemeinsamen IKEA-Besuche sehr schnell. Dann bleibt euch nur noch euer Lieblingsplatz auf dem Sofa und die Morgenroutine, bei der ihr euch nicht mehr in die Quere kommt. Ihr bleibt lieber ein bisschen länger bei der Arbeit und du hast sowieso schon ein paar Nächte auf der Couch deiner Schwester verbracht. Im Grunde zählst du nur noch die Tage runter, bis du endlich ausziehen kannst.
Das endgültige Aus bzw. das Hin und Her zwischen unangenehmer Stille und “Wir müssen reden”
Stell dir folgendes Szenario vor: Dein Partner oder deine Partnerin fragt dich ganz sinnlich, ob du Lust auf Sex hast. Wenn du jetzt nur mit den Schultern zuckst, dann ist es nicht mehr weit bis zum alles beendenden Anruf. Allerdings würdest du dich inzwischen lieber mit irgendeinem Fremden in der U-Bahn unterhalten, als auf die Nachrichten deines Partners oder deiner Partnerin zu antworten. Du hast nämlich das Gefühl, dass er oder sie dich zu einer Konversation zwingt, auf die du keinen Bock hast. Ihr habt nichts mehr gemeinsam, es gibt nichts mehr zu sagen. Und wenn du die Stille doch durchbrichst, dann nur mit dem berühmten “Wir müssen mal miteinander reden”-Satz, der so halb zum Beziehungsende führt. Andererseits wollt ihr es dann doch noch mal probieren. Und irgendwann kommt wieder die Stille. Und dann wieder der Satz. Und dann das endgültige Aus.
… bis du in der nächsten zweijährigen Beziehung landest und das ganze Spiel wieder von neuem beginnt!