Dass der Papst zu dir in die Küche kommt und dich für deine Kochkünste lobt, passiert wohl nicht jeden Tag. Aber genau so erging es dem mexikanischen Koch Joe Ibarra.
Normalerweise kocht er im brasilianischen Steakhaus Don Sazón in Mexico-City. Zum Papstbesuch in Mexiko wurde er jedoch angefragt, für den Pontifex während seines Aufenthalts in der Apostolischen Nuntiatur zu kochen, der diplomatischen Vertretung des Vatikans in Mexico-City.
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„Heute Morgen hat er sich bei uns bedankt. Es hat ihm sehr geschmeckt und er war zufrieden”, erzählt mir Joe via Telefon am fünften und letzten Tag des Papstbesuchs in Mexiko. „Er ist sehr warmherzig und bescheiden und fühlt sich den Menschen verbunden.”
Zusammen mit einem Team aus fünf Köchen hat Joe Ibarra mexikanische, italienische und argentinische Gerichte gekocht, die dem Oberhaupt der katholischen Kirche, dem ersten aus Lateinamerika, ziemlich mundeten.
„Gestern gab es zum Nachtisch argentinische alfajores, er hat sie förmlich verschlungen. Darauf stand er unheimlich”, so Joe. „Außerdem hat er zwei oder drei mexikanische Brote, die wir ihm gebacken haben, mit nach Hause genommen.”
Ibarra, 35 Jahre alt und in Mexico-City geboren, hat sich schon früh für Gastronomie interessiert: „Als Kind habe ich meiner Mutter beim Kochen zugesehen, das hat mich richtig fasziniert.”
Nachdem er die Kochschule in Mexiko absolvierte, hat er sich durch die Küchen verschiedener Restaurants immer weiter die Karriereleiter hochgearbeitet. Seit 2008 arbeitete er für eine apostolische Gemeinde, wodurch er dann 2012 für Papst Benedikt bei seinem Besuch in Mexiko gekocht hat. Mit dieser göttlichen Erfahrung gesegnet war er natürlich die erste Wahl für die Verköstigung von Papst Franziskus diesen Februar.
„Ich denke, meine Leidenschaft fürs Essen ist ein Grund für den Erfolg. Ich selbst stelle hohe Ansprüche an mich selbst und meine Arbeit”, meint Ibarra. „Traditionelle mexikanische Küche ist mein Spezialgebiet, aber ich verleihe ihr einen Touch von Haute Cuisine. Das lieben die Italiener: wundervoll präsentierte mexikanische Küche in kleineren Portionen, als wir es von hier kennen.”
Bei diesem doch sehr heiklen Auftrag mussten Joe und sein Team natürlich vor dem Papstbesuch vom Sicherheitspersonal des Gendarmeriekorps der Vatikanstadt und von der mexikanischen Präsidentengarde eingehend überprüft und gebrieft werden. Sie wurden angehalten, der Verdauung des 79-jährigen Argentiniers mit ihrem Essen nicht zu sehr zusetzen.
„Es gabe einige Einschränkungen, auch wegen seines Alters: nichts Scharfes, nichts Fettiges und nichts, was den Darm reizt”, erklärt mir Ibarra. „Wir durften nur kernloses Obst verwenden, damit er keine Verdauungsprobleme bekommt.”
Also, was isst der Vize-Jesus nun? „Zum Frühstück gab es jeden Tag das Gleiche: Wurst, Käse, Obst, Toast, pan dulce, Marmelade, grüner Tee und Orangen- oder Mandarinensaft. Kaffee hat er nicht getrunken, das ist in seinem Alter vielleicht nicht gut für die Verdauung.”
Und mittags und abends? „Der Papst mag gedämpften Reis. Außerdem gab es kleine Nudeln mit Pesto oder Tomatensauce und Basilikum und Parmesan. Sehr einfache Gerichte insgesamt.”
Neben den typischen italienischen Zutaten wie Parmesan und Basilikum durften auch mexikanische Klassiker nicht fehlen: pipián-Sauce, Mais, huitlacoche, um dem Ganzen etwas mehr Pep zu geben.
Papst Franziskus ist bekannt dafür, gern auch mal ein Gläschen Wein zu genießen. Einen der mexikanischen Touristen im Vatikan hat er letzten Monat sogar gefragt, ob es bei seinem Besuch auch Tequila geben wird. Soviel Ibarra weiß, hat der Papst jedoch keinen Tropfen des feurigen mexikanischen Nationalgetränks angerührt und auch sonst keinen Alkohol getrunken.
„Zum Mittagessen oder Abendbrot hat er nur Wasser getrunken”, erinnert sich Ibarra. „Das Wasser war das Einzige, was er aus dem Vatikan mitgebracht hat, aber nicht aus Sicherheitsgründen, sondern einfach nur, weil dieses Mineralwasser wenig Natrium enthält.”
Das einzige Laster des Papsts war Ferrero Rocher: „Der Heilige Vater liebt Schokolade, am liebsten Ferrero Rocher. Nach dem Abendessen gab es daher immer eine kleine Schokoladenauswahl.”
Joe Ibarras’—selbst Katholik—persönliches Highlight war, als Papst Franziskus bei ihm und seinen Köchen vorbeigeschaut hat. „Ich bin derzeit gerade in einer sehr spirituellen Phase meines Lebens und Papst Franziskus steht für mich sinnbildlich für meinen Glauben an Gott”, erzählt Ibarra. „Ich meinte zu ihm, dass ich an ihn glaube. Aber er ist natürlich nur ein Stellvertreter Gottes, der Überbringer von Gottes Wort.”
Am letzten Tag des Mexiko-Besuchs haben Ibarra und sein Team eine kleine Abschiedsparty für den Papst geschmissen—mit Mariachi-Sängern und dem mexikanischen Popstar Carlos Rivera. Für Ibarra war dieser Papstbesuch wesentlich entspannter und viel spaßiger als der letzte 2012.
„Mit Papst Franziskus hatte ich viel engeren Kontakt als mit Papst Benedikt. Sie sind beide so unterschiedlich. Benedikt war immer müde, ist früh ins Bett gegangen und hat kein Spanisch gesprochen—nur Deutsch. Das macht schon was aus. Franziskus war viel energiegeladener.”
Nach der harten Arbeit gönnt sich Joe ein paar Tage Entspannung, bevor er über seine weitere Zukunft nachdenkt.
„Ich weiß noch nicht, was ich jetzt mache. Ich habe seit dem Papstbesuch viele Angebote bekommen”, meint er. „Weil ich mich jetzt zwei Mal bewiesen habe, haben sich mir eine Menge Türen geöffnet. Mexiko ist ein sehr katholisches Land. Wenn man zwei Mal für den Papst kocht, hast man die Aufmerksamkeit sicher.”
Mehr von Duncan Tucker auf Twitter: @DuncanTucker