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Wir haben Zahlschweine gefragt, wie viel sie ihren Dominas zahlen

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Wie der große Philosoph Coolio einst sagte: “Power in the money, money in the power.” Geld und Macht sind eins – so unzertrennlich sind in dieser Gesellschaft vielleicht nur Macht und Sex.

Kein Wunder also, dass einige Menschen Macht, Geld und Sex zu einer Sache verbinden. In BDSM-Kreisen heißen sie “Cash-Slaves” oder “Paypigs”. Wo andere bei jeder neuen Rechnung bibbern, bereitet es diesen Menschen sexuelle Lust, einer Person Geld zu überweisen – oder ihnen sogar die Kontrolle über ihr Konto zu geben. Für sie ist es eine weitere Art, sich einer anderen Person zu unterwerfen.

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Über die Dynamik, die bei der sogenannten Financial Domination, kurz Findom, vonstatten geht, ist jenseits von BDSM-Kreisen nicht viel bekannt. Also haben wir ein paar Paypigs gefragt, was genau sie an dem Fetisch anmacht.


VICE-Video: Der gefährliche Kick von BDSM-Entführungsfantasien


Asif, 25, Drogendealer, England

VICE: Wie bist du zum Findom gekommen?
Asif: Es begann mit einem Fußfetisch. Eines Tages bin ich auf einer Pornoseite über Findom gestolpert. Das ist jetzt ein paar Jahre her und seitdem ist es zu einer kleinen Obsession geworden.

Macht es süchtig?
Auf jeden Fall. Es ist das erste, woran ich morgens denke, und das letzte, was mir vor dem Schlafengehen durch den Kopf geht. Letztes Jahr saß ich ein paar Monate im Gefängnis. Da habe ich gemerkt, wie süchtig ich eigentlich bin. In der Zeit konnte ich an nichts anderes mehr denken. Es war so ziemlich das erste, was ich gemacht habe, als ich wieder rauskam.

Kannst du das Gefühl beschreiben?
Du kennst das Gefühl, wenn dich etwas anmacht? Die meisten Menschen masturbieren dann oder haben Sex und wenden sich dann wieder anderen Dingen zu. Aber für mich ist das eine Sucht. Findom erlaubt es mir, ständig dieses Gefühl zu haben.

Wie viel hast du insgesamt dafür schon ausgegeben?
Das ist schwer zu sagen, weil ich natürlich kein festes Einkommen habe. Aber ich schätze, über die Jahre dürften es umgerechnet über 165.000 Euro gewesen sein. Ich lebe bei meinen Eltern und muss mir oft Geld von meiner Mutter leihen, um meine Schulden bei Findommes zu begleichen. Sie hat keine Ahnung. Es ist hart, weil mir dieser Aspekt an mir wirklich Spaß macht, andererseits hätte ich gerne, dass das alles verschwindet. Es ist eine Hass-Liebe. Ich habe alles versucht, davon loszukommen, aber nichts funktioniert. Ich habe sogar letztens eine Therapie gemacht.

Wie lief das?
Nicht so gut. Ich weiß immer noch nicht wirklich, wie ich darauf gekommen bin, der Frau vorzuschlagen, dass sie meine Findomme wird und … ähm … ich überweise ihr immer noch alle paar Wochen Geld.

Ethisch betrachtet, ein Albtraum. Wie bringen dich Findommes dazu, dass du auch zahlst?
Ich habe ihnen viele persönliche Informationen über mich preisgegeben – Fotos, mit denen sie mich erpressen können. Die Angst davor, öffentlich bloßgestellt zu werden, macht das Ganze noch aufregender.

Simon, 45, Akademiker, London

VICE: Wie viel gibst du monatlich für deinen Fetisch aus?
Simon: Das variiert, aber ich würde sagen umgerechnet gut 160 Euro pro Monat.

Planst du das extra in dein monatliches Budget ein?
Ich habe einen guten Überblick über meine Ausgaben, Rechnungen und andere finanzielle Verpflichtungen. Diese Dinge kommen bei mir immer an erster Stelle. Immer. Geld, das ich für Findom ausgebe, stammt aus dem Geldtopf, den ich zur freien Verfügung habe. Findom ist genau genommen ein Luxus und mir ist klar, dass es ein Privileg ist, ihn ausleben zu können.

Was war der größte Betrag, den du bei einer einzigen Überweisung ausgegeben hast?
Etwa 220 Euro in zehn Minuten. Es war aufregend und ich würde diese Intensität gerne wieder erleben, aber nur unter den richtigen Umständen.

Kannst du das Gefühl beschreiben?
Es kann viele Formen annehmen, je nach Art der Interaktion. Einige Interaktionen sind graduell, es werden also nach und nach kleinere Summen abgezogen. Andere sind eher abrupt und man gibt auf einmal eine größere Summe aus. Auch wenn sich viel davon im Privaten und online abspielt, gibt es zum Beispiel auch richtige Treffen zwischen Domina und Kunde am Geldautomaten.

Folgt eine Findom-Session einem Muster?
Grob zusammengefasst: Der Sub weiß, dass er wahrscheinlich die Erlaubnis bekommen wird, seine Entscheidungsgewalt an die Domme abzugeben. Sie ist sich dessen natürlich auch bewusst. Daraus kann sich dann ein Spiel mit dieser Erwartung entwickeln, das schließlich im Geldtransfer mündet. Am Ende fühlt sich die Überweisung wie eine Ehre an.

Hast du einen Ratschlag, wie aus dieser Gewohnheit keine Sucht wird?
Das Grundprinzip des BDSM lautet “Safe, Sane und Consensual” (SSC). Menschen auf beiden Seiten müssen transparent mit ihren Grenzen umgehen und ethisch handeln. Darauf aufbauend würde ich sagen: Kenne deine Grenzen und kommuniziere sie. Eine dominante Person, die verantwortungsvoll ist, wird diese berücksichtigen.

Mark, 23, Student, Südengland

VICE: Wie bist du zum Findom gekommen?
Mark: Es begann mit ein paar Glamour-Models, denen ich bei Instagram gefolgt bin. Sie fingen an, Wunschlisten von Amazon oder anderen Seiten zu posten, und wollten, dass andere ihnen diese Sachen kaufen. Mir gefiel die Vorstellung. Ich war damals 18 und kaufte einer von ihnen ein Paar Stiefel. Von da aus hat es sich dann weiterentwickelt.

Woher kommt dein Geld?
Ein bisschen von meinem Studierendenkredit und dann habe ich noch ein paar Ersparnisse von anderen Jobs. Ich muss also aufpassen, dass das nicht aus dem Ruder läuft.

Wieviel gibst du etwa im Monat dafür aus?
Meine Grenze liegt bei umgerechnet etwa 220 Euro, aber es kommt wirklich drauf an. Ich war einmal in einer Drain-Session mit einem Glamour-Model, das meinen Computer per TeamView übernommen hat und sich dann selbst Geld überwiesen hat. Das hat mich um die 660 Euro gekostet, aber war auch unfassbar heiß.

Hast du Schulden?
Ich zahle sie momentan ab, 55 Euro alle paar Wochen. Das ist für 660 Euro, die ich einer Domina seit einem Retweet-Spiel schulde. Dabei bezahle ich einen bestimmten Betrag für jeden Retweet, Like und Kommentar, den sie für einen ihrer Tweets bekommen hat.

Machst du dir Sorgen wegen des Geldes?
Nicht wirklich. Ich genieße es einfach. Jeder gibt Geld für Sachen aus, die ihm Freude bereiten. Das hier ist meine Sache. Ich schätze, es ist eine Mischung aus Glücksspiel und Sex. Du jagst diesem Nervenkitzel hinterher.

Darren, 50, Pfleger, New York

VICE: Wieviel gibst du für Findom aus?
Darren: Umgerechnet zwischen 160 und 170 Euro im Monat. Ich glaube, ich befinde mich am unteren Ende des Spektrums. Für mich ist das allerdings viel Geld, weil ich nicht viel verdiene.

Wie bist du auf diesen Fetisch gekommen?
Ich stehe mein ganzes Erwachsenenleben schon auf Femdom, also von Frauen dominiert zu werden. Vor ein paar Jahren habe ich dann angefangen, mich mehr mit Findom zu beschäftigen. Für mich ist das eine extreme Variante des Femdom und die effektivste Form von Dominanz, die sich erleben lässt, ohne im gleichen Raum wie die Domina zu sein.

Was genau gefällt dir an Findom so?
Der Kontrollverlust. Die meisten Findommes sind extrem arrogant und mich macht es total an, erniedrigt und degradiert zu werden. Ich liebe es, im Haushalt zu arbeiten, damit sich eingebildete Frauen entspannen und mein Geld verprassen, während ich für sie schufte. Mir vorzustellen, dass diese Menschen auf meine Kosten ein luxuriöses Leben führen, ist richtig heiß. Und viele tun genau das.

Was für Arbeiten machst du für sie?
Kommt drauf an. Heute Abend zum Beispiel muss ich für meine Dom Texte abschreiben. Sie liebt das neue Fiona Apple Album Fetch The Bolt Cutters. Also hat sie verlangt, dass ich ihr alle Texte davon per Hand abschreibe.

Was ist der höchste Betrag, den du in einer einzigen Transaktion ausgegeben hast?
Ich schätze rund 50 Euro, aber ich habe das mehrmals am gleichen Tag gemacht. Einmal habe ich einer Findomme etwas von ihrer Wunschliste gekauft, das um die 100 Euro gekostet hat.

Wie stellst du sicher, dass du es nicht übertreibst?
Wenn es sich so anfühlt, tauchen viele von uns eine Zeit lang unter und kommen dann zu jemand Neuem zurück. Dann fangen sie von vorne an. Ich weiß nicht, ob ich jemals ganz aufhören würde – oder wie ich das überhaupt anstellen sollte.

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