Spätestens in der Grundschule geht es los. Und dann begleitet es dich dein Leben lang: Die kurze Pause und der ratlose Blick, wenn dein Klassenlehrer zum ersten Mal die Namen aufzählt, kurz davor, in Panik auszubrechen und einen abstrusen Silbensalat hervorzupressen; ein Spitzname, den du nicht mehr los wirst; die verdammten Starbucks-Becher; und immer wieder Menschen, die dich fragen, wo du wirklich herkommst.
Jeder Mensch mit einem Namen, der nicht so geläufig ist wie Simon, Laura oder Eva, kann dir ein Lied davon singen, mit wie viel Scheiße man sich deswegen rumschlagen darf. Klar, oft sind es einfache Versehen oder Versprecher. Sie existieren allerdings in einem Netz aus kleinen Sticheleien, Abfälligkeiten und Benachteiligungen. Mal sind diese Vorfälle trivial, mal prägen sie dich langfristig. Eine Studie der Robert Bosch Stiftung ergab 2014, dass Menschen mit ausländischen Vornamen bei gleicher Qualifikation schlechtere Chancen bei Bewerbungen haben.
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Ich kann schon nachvollziehen, warum Menschen anfangs vielleicht mit meinem Vornamen kämpfen: Olajumoke. Aber warum macht mein Familienname, Akinfenwa, so vielen Probleme? Er wird einfach so ausgesprochen, wie er sich liest. Ich habe mit anderen Menschen gesprochen, über deren Namen andere immer wieder stolpern. Mit den folgenden Ratschlägen machst du nichts mehr falsch.
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Frag einfach
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. “Ich habe kein Problem damit, wenn Menschen mich fragen, wie man meinen Namen ausspricht, und dann ein bisschen üben”, sagt Raenuka, eine 22-jährige Studentin aus London. “Es ist so schön, wenn sich jemand die Mühe macht und versucht, ihn richtig auszusprechen. Außerdem verhindert das peinliche Situationen in der Zukunft.”
Design-Managerin Özge, 23, sagt, sie habe Glück: Fast alle in ihrem Freundeskreis hätten verhältnismäßig ungewöhnliche Namen, unangenehme Situationen sind entsprechend selten. “Richtig frustriert hat es mich eigentlich nur bei der Abschlussfeier. Da haben sie meinen Namen regelrecht verstümmelt”, sagt sie. “Man hätte sich ein bisschen Mühe machen und die Aussprache vorher üben können. Oder mich einfach fragen können.” Ähnliches habe sie auch von anderen Abschlussfeiern gehört. “Es ist so ein wichtiger Tag, da sollte man eigentlich mit etwas Feingefühl rangehen.”
Im Zweifel aussprechen, wie man es schreibt
Wie Raenuka vorschlägt, stehst du weniger blöd da, wenn du einfach versuchst, den Namen Buchstabe für Buchstabe auszusprechen, statt dir schnell irgendeinen Mist zusammenzureimen. Du wirkst dann vielleicht kurz wie ein Kind, das gerade lesen lernt, aber das ist immer noch besser, als jemanden zu beleidigen.
Trau dich
Du brauchst nicht gleich in Panik auszubrechen. Denk an die ganzen schwierigen Namen, die du dir schon erfolgreich gemerkt hast. “Leute wissen, wie man Dostojewski, Beyoncé und Swarovski ausspricht. Warum ist mein Name plötzlich so kompliziert?”, sagt die 26-jährige Piarvé. “Ich bin schon ‘Pavlova’, ‘Pervi’, ‘Piwi’ und ‘Piarv’ genannt worden.”
Dabei sei alles eine Frage von Prioritäten, sagt Piarvé. “Ich denke, Menschen lernen für sie komplizierte Namen, wenn ihnen die Personen wichtig genug sind.”
Wenn du also Probleme hast, dich an die Aussprache eines Namens zu erinnern, frag dich vielleicht, warum das so ist. Und dann gib dir einen Ruck und trau dich.
Mach keine Witze
Auch wenn ein Name, den du vorher noch nie gehört hast, für dich total witzig klingt: Die Besitzerinnen und Besitzer der Namen finden dein Gelächter nicht witzig. “In der Schule in Großbritannien haben sie mich ‘Oz-Gay’ genannt”, sagt Özge. “Als ich die Schule gewechselt habe, habe ich mich nur noch ‘Ozzy’ genannt, um nicht den Rest meiner Schulzeit mit ‘Oz-Gay’ verarscht zu werden.”
Die 21-jährige Studentin Margherita aus Italien hat auch genug von den Sprüchen über ihren Namen. “Ein Kassierer hat sich mal über mich lustig gemacht, nachdem er meinen Namen mitbekommen hat.” “Zum Glück standen deine Eltern nicht auf Schawarma, sonst würdest du Schawarma heißen”, habe er gesagt. “Es lässt tief blicken, wenn Menschen sofort einen Witz über deinen Namen machen, nur weil er aus einem anderen Land stammt.” Die Erfahrungen von Özge und Margherita sind nicht unbedingt die Norm, aber sie kommen immer noch zu häufig vor. “Ich hatte in England mal eine Lehrerin, die mich ‘Brigina’ genannt hat, ausgesprochen wie das englische ‘Vagina’, nur mit einem ‘Br’”, sagt Brijiena. “Die ganze Klasse hat sich totgelacht. Ich habe mich so geschämt.”
Geh nicht davon aus, dass wir unsere Namen hassen
Die negativen Erfahrungen bewegen viele Menschen mit selteneren Namen dazu, noch mehr für sie einzustehen. “Seit ein paar Jahren schätze ich nicht nur meinen Namen, sondern auch meine Wurzeln mehr”, sagt Raenuka. “Ich liebe es, einen einzigartigen Namen zu haben. Man hat schnell ein Gesprächsthema”, sagt sie. “Ich finde die verschiedenen Reaktionen darauf interessant. Ich bin so glücklich damit, dass ich meiner Tochter auch einen seltenen Vornamen gegeben habe. Sie verbessert andere zwar sofort, aber findet es auch lustig, wenn jemand ihn falsch schreibt oder ausspricht.”
Die Reaktion vieler Menschen auf ungewohnte Namen mag frustrierend sein und ist oft mit Ignoranz oder Vorurteilen verbunden. Aber diese Erfahrung hat viele von uns stärker gemacht. Und Gesprächsstoff haben wir allemal.
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