Wer mit Chips und Knabberfischlis faul vor der Glotze abhängt, dem liegt nichts ferner als seine Hand zur Fernbedienung zu erheben. Wie angenehm wäre es doch, wenn man ganz bequem per Gedankenkraft das Programm wechseln könnte… Klar, dass kein anderer als ein Fernsehsender, der seine stoischen Zuschauer bei der (Salz-)Stange halten will, diese Idee in die Realität umsetzt.
Die altehrwürdige BBC (Ist es überhaupt erlaubt von der BBC ohne dieses Adelsprädikat zu sprechen?) testet zur Zeit in Zusammenarbeit mit dem in London ansässigen Technologieunternehmen This Place ein Headset mit eingebautem Gehirnwellenlesegerät. Das Gerät zur Hirnstrommessung funktioniert in Zusammenklang mit der BBC-eigenen On-Demand-Plattform iPlayer und übersetzt die elektrische Aktivität deiner grauen Zellen in Befehle für den Digitalplayer.
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Zehn Mitarbeiter der Medienanstalt wurden als Testpersonen ausgewählt und machten völlig unterschiedliche Erfahrungen mit dem telepathischen Zappinggerät. Während Cyrus Saihan, Leiter der BBC-Abteilung für Geschäftsentwicklung, sich scheinbar locker flocking durch die Anwendung dachte (er hatte möglicherweise einen Ruf zu verteidigen), hatten andere enorme Anfangsschwierigkeiten und mussten erst herausfinden, wie eine Gedankensteuerung überhaupt funktioniert. Letztendlich gelang es jedoch allen Probanden, das Programm zu wechseln.
Vielleicht ergibt sich aus diesem Interface auch ein Zusammenspiel aus konzentrierter Selbstfindung und technischer Revolution, denn die Programmauswahl durch die Niederungen so mancher TV-Angebote fällt wohl um einiges leichter, wenn der Nutzer sich in einem nicht-bewussten meditativen Zustand befindet. „A Match made in Heaven”, wenn man so will.
„Wenn ich das mache, werde ich meditieren, meine Augen schließen und mich auf meinen tiefen Atem konzentrieren”, erklärt Russel Plunkett, Entwicklungsleiter von This Place, seine persönliche Herangehensweise bei pyhs.org. Und als kleiner Hinweis für alle Unaufmerksamen erscheint auf dem Bildschirm des BBC-Players die Nachricht: „Bitte meditieren sie, um den BBC-iPlayer benutzen zu können”.
Technisch gesehen durchläuft der Player beim gedanklichen Zapping alle möglichen Kanäle, bis sich der Zuschauer mittels kalibrierter Gehirnströme scheinbar für ein Programm entschieden hat. Dieses Programm stellt sich dann automatisch ein und wechselt erst, wenn sich der Nutzer erneut auf das Interface konzentriert.
Natürlich ist das Gedankenheadset nicht dafür gedacht, die physische Inaktivität der Fernsehzuschauer zu unterstützen, sondern soll körperlich eingeschränkten Menschen in ihrer Eigenständigkeit helfen. Solche Computer-Interfaces sind ein Teil der BBC-Studien, wie mediale Angebote auch Menschen mit Behinderung besser zugänglich gemacht werden könnten.
Spannend wird auf jeden Fall folgende Frage: Werden wir die guten alten Fernbedienungs-Fights um die Programmauswahl demnächst gedanklich ausfechten?