Auf die australische Band rollt ein übelriechender Rechtsstreit zu, nachdem vor ein paar Tagen ein Video viral ging, das Tame Impala, genauer deren Song „Feels Like We Only Go Backwards“, des Plagiats bezichtigt. Die chilenische „Nachrichtenseite“, die das Video postete, hat mittlerweile zugegeben, dass die Vorwürfe nur ein Spaß waren (witzig!). Leider konnte der vermeintliche Urheber, Pablito Ruiz, eine Art argentinische Version des frühen Aaron Carter, nicht darüber lachen und kündigte rechtliche Schritte gegen Tame Impala an.
Wir haben uns schon vor ein paar Wochen mit dem Kopf der Band, Kevin Parker, zu einem Interview getroffen. Damals dachte Kevin noch, Vergleiche mit den Beatles oder den Foo Fighters wären irgendwie unpassend, immerhin konnte niemand ahnen, dass er sich jetzt gegenüber einem argentinischen Ex-Teeniestar rechtfertigen muss. Und ja, wir haben zufälligerweise auch über den Entstehungsprozess von „Feels Like We Only Go Backwards“ gesprochen und können euch daher erste O-Töne zu einem wichtigen Beweismittel im Fall Pablito vs. Tame Impala liefern. Wenn der Richter, der diese Demo bewerten soll, nicht taub ist, Kevin, brauchst du dir keine Sorgen zu machen.
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Noisey: Im Mai kam gerade euer Live-Album heraus. Meine Kollegen haben mir verraten, dass es aber auch bald ein neues Studioalbum geben wird. Stimmt das?
Kevin Parker: Ja, wir arbeiten gerade daran. Wir arbeiten ständig, aber ich glaube, es wird erst nächstes Jahr herauskommen. Ehrlich gesagt, habe ich kein Gefühl dafür, wann Sachen fertig sind, oder wann sie fertig sein werden. Ich schreibe und komponiere viel und es kommen ständig neue Parts hinzu.
Man merkt das, wenn man eure verschiedenen Outputs und deren Entwicklung vergleicht. Die Songs unterscheiden sich sehr, je nachdem zu welchem Zeitpunkt sie live gespielt oder im Studio aufgenommen wurden. Was macht für dich die Essenz deiner Songs aus?
Oh Mann, wenn ich das wüsste, wäre ich viel bestimmter im Umgang mit meiner Musik. Ich fühle mich immer noch nicht dazu imstande, einen Song zu schreiben. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber wenn du mich jetzt zwingen würdest, einen verdammten Song zu schreiben, wäre ich verloren. Hoffnungslos verloren.
Das glaube ich dir nicht. Ich habe eine Demoaufnahme von „Feels Like We Only Go Backwards“ gehört. Die Lyrics sind noch nicht fertig, aber die Idee des Songs wird trotzdem sehr klar. Es klingt alles andere als verloren. Wann ist die Demo entstanden?
Ja, stimmt. Das war das allererste Mal, dass ich den Song aufgenommen habe. Das ist aber auch etwas anderes, immerhin ist es nur der Refrain. Ich liebe meine Melodien und Akkorde, die sind nicht das Problem, aber wenn es dann ums große Ganze geht, wird es schwieriger. Wenn du einen Song zu einem bestimmten Genre schreibst, dann bestimmt das Genre, in welche Richtung sich der Song bewegt, aber wenn du alle Songs und Genres, die jemals geschrieben wurden, bedenkst, werden deine Möglichkeiten unendlich groß und ich weiß nicht, was der nächste Schritt sein soll. Gerade heutzutage sind alle so open-minded und man kann alles ausprobieren. Das ist befreiend, aber es macht auch vieles schwieriger.
Was ist das eigentlich für ein Instrument, das du da spielst?
Das ist eine alte Orgel. Als wir in Perth in unser neues Haus eingezogen sind und gerade unser ganzes Equipment hereingetragen haben, kam eine ältere Dame. Sie sah, dass wir Musiker waren und schenkte uns ihre alte Orgel. Tatsächlich war die Orgel in jedem einzelnen Song auf dem Album zu hören. Die Orgel wurde unser wichtigstes Instrument.
Mit Musikinstrumenten verhält es sich vielleicht wie mit Büchern. Gute gibt man weiter, wenn man sie nicht mehr braucht, und schlechte schmeißt man weg.
Ich behalte alles, was Töne von sich gibt. Ich versuche manchmal Instrumente loszuwerden, aber ich habe immer das Gefühl, dass ich sie irgendwann nochmal brauchen könnte. So wie dieses Kinder-Keyboard hier. (Er zeigt mir ein Foto) Ich bin mir sicher, dass es uns noch sehr nützlich sein wird.
Ihr werdet sehr oft mit den Beatles verglichen, zumindest von Musikjournalisten.
Ja, stimmt. Ist schon verrückt.
Die Algorithmen der großen Social-Media-Plattformen sehen das anders. Ich habe mal nachgeschaut, welche „ähnlichen Künstler“ die einem vorschlagen, wenn man Tame Impala hört. Facebook sagt Arctic Monkeys, The Black Keys, Arcade Fire, The XX, The Velvet Underground, MGMT.
Uuuhm … Wow … Weißt du was, das bestärkt mich darin, dass wir einen einzigartigen Sound haben. Wären da jetzt 6 Bands, die genau wie Tame Impala klingen würden, wäre ich sehr enttäuscht. Aber egal die sind alle supercool. Das heißt wir sind supercool, oder?
Last.fm sagt Pond, Melody’s Echo Chamber, Temples, Unkown Mortal Orchestra, Mac deMarco, DIIV und The Horrors.
Aah, Pond—die proben gerade nebenan. Überhaupt, das klingt schon mehr nach uns.
Spotify sagt Unknown Mortal Orchestra, Washed Out, Wild Belle, FIDLAR, Wild Beasts und Kurt Vile.
Auch sehr interessant. Last.fm trifft es glaube ich am besten, aber ich bin insgesamt ziemlich glücklich mit den Listen. Die könnten sehr viel schlimmer sein.
Was wäre den der schlimmste Fall?
Wenn da jetzt zum Beispiel nur Hardrockbands wären. Alles voll mit Foo Fighters, Wolfmother und so. Da würde ich beim nächsten Album vielleicht die Gitarre niederlegen. Ehrlich gesagt wäre ich auch ziemlich überrascht, wenn die Beatles dabei gewesen wären. Aber über den Beatles-Vergleich will ich mich echt nicht beschweren.
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