The Bartender hates you oder wie du schneller an deine Drinks kommst

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt.

Die Wissenschaft, dem Mixologen so richtig auf den Sack zu gehen, findet ihren Ursprung im 8. Jahrtausend vor Christus, sie entstand zeitgleich mit der Entdeckung des Alkohols als Saus-, Braus- und Rauschmittel und ist somit die älteste aller wissenschaftlichen Gattungen. Sie ist übrigens auch die Disziplin mit den meisten anerkannten Experten und die, in der am meisten in die Forschung investiert wird. Als wissenschaftliche Grundlage gilt heutzutage vor allem diese YouTube-Serie.

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Bartender sind auch nur (zugegeben sehr, sehr, sehr coole) Menschen. Niemand, auch nicht der Autor dieser Zeilen, der anonym bleiben will, hat sich je an sämtliche Regeln gehalten. Dennoch will er hier eine kleine Orientierungshilfe leisten:

Bitte und Danke

Eigentlich logisch, aber ich will es trotzdem erklären. Höflichkeit zahlt sich aus und zwar in Form ersparter Minuten oder gar Stunden. Hinter der Bar sieht jeder Gast wie ein Schwerverbrecher aus. Ein kleines Danke hilft aber dem Bartender dich in die richtige Schublade zu stecken: in die ,okaye’ oder die ,Du Arsch’-Schublade. Ein Danke kann selbstredend auch die Qualität deines, von ihm gerührten, Drinks beeinflussen.

Mithilfe

Jede Art von Mithilfe ist natürlich freiwillig und muss nicht gemacht werden, denn: Hey, du bist zu Gast! Fakt ist aber, dass kooperative Leute beim Bestellen Lebenszeit sparen. Als kleiner Geheimtipp sei erwähnt: Gläser zurück an die Bar bringen, ist so circa das Äquivalent von drei Euro Trinkgeld, mit dem Vorteil dass man es gleich und von weitem sieht (Trinkgeld fängt erst ab der zweiten Bestellung für euch zu wirken an). Aber pssst! Das habt ihr nicht von mir.

Trinkgeld

Hierbei geht es tatsächlich nur um Anerkennung und nicht um Gier. Es zeigt eurem Lieblingsbartender, dass er für euch ein Mensch, ja gar ein Künstler ist und nicht nur Bedienungsautomat. Er wird es euch mit Loyalität und verkürzter Wartezeit danken. Auch bei großen Partys gibt es keine Chance, diesem Prinzip zu entkommen. Denn auch bei mehr als 500 Leuten, weiß er in der Regel noch, wer ein braver und wer ein böser Kunde ist. Man kann übrigens fehlendes Trinkgeld mit Freundlichkeit gut machen, aber nicht umgekehrt! Den ganzen Abend scheiße sein und am Ende einen Fünfer herschenken, hilft euch nicht weiter: Erstens habt ihr dann den ganzen Abend sinnlos auf eure Getränke gewartet und zweitens kann sich auch der reumütigste Bartender die Spucke aus eurem zweiten bereits getrunkenem Bier nicht mehr herauswünschen.

Stupst ja nicht

Stupser sind in der Regel Menschen, die der Meinung sind, einem im größten Getümmel und im stressigsten Moment auf die Schulter oder auf den Kopf tippen zu müssen. Die haben noch nie in der Gastronomie gearbeitet. Manchmal stoßen sie dir auch den Ellbogen in die Rippen. Waah. Das ist eine verfluchte Todsünde! Stupser sind die extremste Ausprägung einer ganz üblen Sorte Mensch, die man auch als ,Vor-deinem-Gesicht-mit-nem-Geldschein-rumwedel-Typen’ oder ,Second-Row-Waver’ kennt. Letztere sind die, die aus der zweiten Reihe drüberwinken. Der Fehler dabei: Deren Verhalten kommt von dem Glauben, nicht gehört zu werden. Dabei versucht der Bartender gerade drei Bier gleichzeitig zu zapfen, zehn Bestellungen zusammenzurechnen und bei alle dem auch möglichst lässig auszusehen. Nichts bereitet dem Bartender mehr Freude, als abzuwarten, wie weit du Rindvieh gewillt bist zu gehen. Ich habe auch schon Ohrfeigen oder Beleidigungen als Reaktion erlebt, üblicherweise wird aber eine angemessenen Wartezeit verhängt. Einmal habe ich erlebt, wie jemand verdurstet ist. Nur noch schlimmer sind Leute die hinter die Bar kommen, aber denen kann und will ich nicht mehr helfen.

Entscheidet euch!

Es gibt fast nichts Schlimmeres, als hysterisch an einen Tisch gerufen zu werden, nur um herauszufinden, dass die Leute nicht wissen, was sie wollen. Das Dümmste, was du dann noch tun kannst, ist zu beschließen, dass der Kellner aussuchen soll. Das ist so unsympathisch. Es ist allerdings erstaunlich, wie oft so etwas vorkommt. Die möglichen Folgen:

Du kriegst das, was am Schnellsten geht.

Du kriegst aus Prinzip etwas Grausiges.

Du wirst in der Folge auch bei noch so lautem Rufen ignoriert.

Alle oben genannten Punkte.

Be careful what you’re wishing for

Liedwünsche, Getränke nach Sperrstunde und sonstige Extrawürste sind, genau wie dein Trinkgeld, freiwillige Gesten. Versuch also nicht mit deinem Trinkgeld den Kellner zu bestechen, denn der Mixologe will sich auf keinen Fall wie ein Nutte vorkommen. Bei viel (ich meine wirklich scheiß viel) Trinkgeld funktioniert das natürlich trotzdem. Der Barkeeper sieht sich wahrscheinlich eh schon als Gastroschlampe und ist stolz darauf. Er will nur keine billige sein.

Auch wenn ihr in Bartendern nur eine verschwörerische Gilde von überbezahlten, arroganten und faulen Hochschulversagern mit Bart seht, und auch wenn ihr oft damit Recht habt, denkt daran: Wir sitzen an der Quelle. Wir sind unter Umständen um sieben in der Früh das einzige Bindeglied zwischen euch und dem Alkohol, den ihr so dringend braucht.