Zürich: The Future is Over

Zappte man im Dezember 1999 zwischen den TV Kanälen herum, konnte man meinen, die ganze Welt sei völlig durchgedreht. Irgendwie hatte die westliche Gesellschaft – die selbsternannte Krone der modernen Aufklärung – es geschafft, das kollektive Unwissen über die sonderbare Welt der Informatik zu einem komödiantischen Wahn des drohenden Weltuntergangs zu mystifizieren.

Irgendjemand hatte die Idee, dass beim Ziffernschlag 00.00 Uhr sämtliche Computer weltweit nicht etwa das neue Jahr, sondern das Jahr Null anzeigen würden, was zur Folge hätte (warum auch immer..), dass die virtuellen Billiarden aller Konten dieser Erde auf ein kosmisches Null hinunter gerissen werden müssten.

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Scharenweise zogen Paranoiker los um die Regale leer zu plündern und selbsternannte Heimwerker machten sich daran ihre Hundehütten in Raketensilos oder Luftschutzbunker umzubauen. Plötzlich erzählte man sich Geschichten von Paraplegikern die sich mit letzter Kraft um eine Dose Thunfisch prügelten und es kursierten kuriose Anleitungen der NASA, wie man den eigenen Urin trinkbar mache. Es war eine herrliche Zeit! Man konnte zusehen wie der Irrsinn auf Flugblättern die Strassen hinab geblasen wurde.                 .

Spätestens seit 9 Monate danach die Krankenhäuser mit schwangeren Teenagerinnen überflutet wurden, ist eines klar: Der Weltuntergang rockt! Oder gibt es eine bessere Ausrede, um mit irgendwelchen wildfremden Hinterwäldlerinnen zu hemmungslosen Sex an Ort und Stelle zu kommen? Der Weltuntergang war noch nie out. Und er wir es niemals sein. Jedes Jahr gibt es mindestens ein halbes Dutzend neue hirnverbrannte Sekten wie die Sonnentempler, die sich massenweise hinrichten, kaum will jemand das Wort Weltuntergang in den Mund genommen haben.

Umso mehr dürfen wir uns dieses Jahr wieder auf eine neue abgedrehte Apokalypsenvision freuen. Nicht etwa diejenige von Nostradamus, der für 2012 angeblich den dritten Weltkrieg vorausgesagt haben will. Nein. Wir sprechen von einem Armageddonkult, dem es spielerisch gelingt dem gegenwärtigen Hipster Zeitgeist voll und ganz gerecht zu werden. Importiert aus mittelamerikanischen Breitengraden und veredelt mit einem bestechlich indigenen Flair offenbart der Mayakalender des Monuments von Tortuguero das Ende jedes Datums. Am 21. Dezember 2012 soll es endlich so weit sein. Der Kalender, der seit dem 11. August 3114 v.Chr. nahtlos datiert, endet abrupt. Äusserst verdächtig.

Da kratzt es auch niemanden wenn der deutsche Archäoastronom Andreas Fuls stichhaltig nachweisen konnte, dass die bisherigen westlichen Berechnungen sich um 208 Jahre verkalkuliert haben; wir uns also bis zum Jahr 2200 gedulden müssen. Shit happens. Die wandelnde Jesushalbleiche »Uriella« verkaufte deswegen ihr erlösendes Badewasser aus Pisse und Schweiss auf jeden Fall schon zu Lebzeiten zu horrenden Preisen.

Wer den Rest dieses Jahres also mit etwas kreativerem verbringen will, als völlig pleite in Uriellas menschlichem Bakteriensaft herum zu schwimmen, dem empfehlen wir die Urban Art Ausstellung The End Is Near in der Galerie BlamBlamBlam vom 19.10.12 bis zum 21.10.12 an der Hönggerstrasse 45 in Zürich! Man kann also das kulturelle Leben vor dem grossen Untergang noch einmal richtig geniessen und sich mit der Energie der fantastischen Werke von zehn Künstlern aus der ganzen Schweiz volltanken. Mit dabei sind unter anderem FAFA, Rips1, Akyo, Rosyone, Alex Schauwecker oder NumberOne Action Gear mit ihren freshen Shirts! Visuelle Orgasmen garantiert! Und wer weiss, vielleicht lässt sich ja auch die eine oder andere heisse Hinterwäldlerin vor Ort blicken.