Wir Zürcher sind wunderschön, unnahbar und haben jede Menge dreckige Gedanken.
Zu den einzelnen Rubriken
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– FEIERN
– WIE SIEHT’S AUS MIT DROGEN?
– POLITIK, DEMOS UND WIE RASSISTISCH SIND DIE LEUTE HIER?
– ESSEN
– WAS ESSEN DIE EINHEIMISCHEN?
– LGBT ZÜRICH
– TRINKEN
– ÜBERNACHTEN
– ORTE, DIE AUCH NÜCHTERN SPASS MACHEN
– WIE DU NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN UND AUSGERAUBT WIRST
– WIE DU DICH NICHT WIE EIN BESCHISSENER TOURIST VERHÄLTST
– LEUTE UND ORTE, DIE DU VERMEIDEN SOLLTEST
– TRINKGELD UND SÄTZE, DIE DU KENNEN SOLLTEST
– EINE YOUTUBE PLAYLIST MIT FRAGWÜRDIGER EINHEIMISCHER MUSIK
– DER VICE-STADTPLAN
Zürich langweilt dich jetzt schon? Hier haben wir noch 15 andere Städte-Guides!
Foto von Nadja Stäubli
FEIERN
Um dir einen Eindruck zu vermitteln, wie es um das Zürcher Nachtleben so steht, genügt eine kleine Anekdote: Es war Samstagnacht und ein paar Typen quatschten uns wegen ein paar Bier an. Sie waren aus St. Gallen und erzählten uns, wie ihr bisheriger Abend verlaufen sei. Zuerst wollten sie ins Xtra. Standen eine Stunde an, der Club war voll. Sie nahmen ein Taxi ins Kaufleuten: Kein Einlass ohne weibliche Begleitung. Sie nahmen ein zweites Taxi ins Hive: Eine Stunde anstehen. Kein Einlass ohne weibliche Begleitung. Dann fragten sie zwei Frauen, ob sie mit ihnen zusammen hinein könnten. Die antworteten: Na klar, macht hundert Franken für jeden.
Ohne den ganzen Agglo-Eiter im Radius von 200 Kilometern um die Stadt gäbe es so etwas wie das Zürcher Nachtleben zwar wahrscheinlich gar nicht erst, trotzdem bilden sich die Zürcher derbe etwas auf ihre Clubkultur ein.
An den drei Ausgangsmeilen; der Langstrasse, der Hardbrücke und dem Niederdorf, ereignet sich am meisten—aber auch immer etwa dasselbe. Vermeide um Himmels Willen das Niederdorf. Versuch dir von irgendwoher ein Fahrrad, Einrad oder wenigstens irgendeine Art von Reittier aufzutreiben, damit du spontan den Ort wechseln kannst. Den Alkohol kaufst du dir am besten in einem 24 Stunden Shop in Clubnähe. In Zürich verbringen die Leute eh die meiste Zeit an der frischen Luft, also dort, wo man sie am besten sehen kann. Und Rauchen noch erlaubt ist. Illegale/Resp. Outdoor- Partys lohnen sich tendenziell noch am meisten, obwohl diese „Jugendbewilligung” der Stadt und die Kommerzialisierung das Ökosystem in dem Bereich etwas verwirrt hat.
Wenn du in Zürich Clubben gehst, landest du früher oder später in der Zukunft, Friedas Büxe,im Café Gold oder im Hive.(Meistens nachdem du Sachen wie das Klubi oder die Schneiderei, gesucht aber nicht gefunden hast). Diese elektronischen Läden legen dir bestimmt ein gutes Line up hin, auch früh Morgens. Allerdings sind sie besser später als früher aufzusuchen (derweil ZU spät unbedingt zu vermeiden ist) und niemals vor drei Uhr morgens. Jemanden abschleppen (gilt für beide Geschlechter) kannst du am leichtesten und dankbarsten im Gonzo, auch wenn du die Türsteher in deinen Touri-Augen wohl schnell zu Vollpfosten mit dem Ego eines Pfaus und dem Aussehen eines texanischen Viehtreibers werden. Sie sind sonst sehr nette Typen und machen einen hervorragenden Job, der dir überhaupt erst eine gute Party ermöglicht. Das alles wirst du heute Nacht nicht persönlich herausfinden oder denken, aber es ist so. Generell dürftest du deine Freude an den Zürcher Türstehern gewinnen; ein Wort zur Aufmunterung: Je egaler dem Selekteur ist, ob du auch noch reinkommst, umso besser die Party, umso mehr lohnt sich die ganze Warterei überhaupt. Wenn du eine Chance haben willst (egal wo in Zürich), sei freundlich, enorm freundlich und berühre keinesfalls jemals die Kordel. Stehst du eher auf Konzerte und ausgelassene, günstige Livemusik, gibt es das Helsinki oder das La Catrina. Wenn du gerne etwas weniger durchgeknallt aber sauberer feierst, geh ins Mascotte oder ins Plaza.
Foto von Nadja Stäubli
WIE SIEHT’S AUS MIT DROGEN?
Zürich ist ein Drogenparadies, du bekommst hier alles ausser Pilzen. Die Stadt liefert von den Upper Class-Drogenstorys bis zu den wirklich grausigen Randständigen-Bildern das ganze Spektrum, wenn es um synthetische Freude geht: In den 90ern hatte die Stadt mit Letten und Platzspitz eine der grössten Heroinszenen der Welt. Die Schweizer führten Fixerstübli, Spritzen- und Methadonabgabestellen ein. Heute gehört immerhin ein Viertel der Heroinabhängigen zur erwerbstätigen Bevölkerung. Crystal Meth, Crack, Badesalz und ähnliches billiges Zeug bekommst du hier zwar auch, aber die sind weit weniger verbreitet als des Zürchers heilige Dreifaltigkeit der Stimmungsmache: Koks, Gras und MDMA.
Die billigsten Drogen bekommst du an der Langstrasse. Bei Werkzeugen, Klettervorrichtungen, Verhütungsmitteln und Drogen solltest du allerdings nicht sparen. An der Langstrasse bekommst du alle paar Meter was zu rauchen, zu schlucken oder zu schnupfen, es ist aber immer irgendeine gestreckte Scheisse. Sie bekommen es sogar hin, Gras zu strecken—mit Blei.
Auch an der Langstrasse (respektive um die Langstrasse herum) leben die echten Dealer in Wohnungen. Solltest du irgendwie herausfinden, wo sich eine solche Wohnung befindet, sei dir als Tourist geraten, nicht direkt zum Dealer zu gehen, sondern zu Leuten, die du kennst und die wen kennen. Drogenbroker ist quasi jeder zehnte Zürcher unter dreissig nebenbei.
Kokain
Zürich ist eine Finanzstadt und weist eine der grössten Kokain pro Kopf Konsum-Raten der Welt auf. Das viele Koks tötet den vorderen Hirnlappen und somit die Empathie ab. Frag dich nochmal, warum dir die Leute in der Stadt so arrogant reinkommen. Das schlimme am Kokainhandel in Zürich ist, dass du eigentlich mehr bezahlen willst.
Das Kokain, welches man dir für 60-100 Franken pro Gramm verjubelt, sind meistens zerdrückte Fisherman’s Friend-Pastillen mit einem circa achtprozentigen Kokaingehalt. Gut wird es erst, wenn du deinem treuherzigen, aus tiefen Kulleraugen die Qualität des Stoffes beteuerendem Dealer 150 Franken in die Hand gedrückt hast. Sei also vorsichtig bei denen, die dir einen guten Preis machen wollen, am nächsten Tag hast du Kopfweh und musst bis dahin so oft auf die Toilette, dass du vom Clubabend eh nichts mitbekommst.
Übrigens, es gibt wahrscheinlich ungefähr eine, vielleicht zwei Quellen, die Zürich mit Kokain versorgen. Alle von diesen „Aus der Wohnung”-Dealern haben jeweils denselben Stoff, auch wenn sie so tun, als hätte die Qualität irgendetwas mit ihrer Hingabe zum Kundenstamm zu tun.
MDMA
MDMA ist recht verbreitet und du bekommst es relativ einfach auf Partys. In Zürich wächst der Anteil der Gäste elektronischer Läden, die irgendwas drin haben, ab ein Uhr um gefühlte 10% pro Stunde. Schau dir die Feiergemeinde einfach an und such dir einen Zustand aus, der dir passt, dann frag nach Hilfe. Trotz Präventionspolitik der Clubs, gibt es in jedem elektronisch ausgerichteten Laden mindestens eine Person, die das Zeug verkauft. Die Geschichte mit dem Hausdealer ist aber ein Mythos.
Wenn du Glück hast, bekommst du eine Kapsel, in der nur MDMA drin ist, sonst Pillen. Dir sei angeraten, erst mal die Hälfte von dem zu nehmen, was du bekommst. Die Menge MDMA in einer Kapsel oder Pille variiert in Zürich zwischen 90 und 140 Milligramm; mit Betonung auf variiert. Eine solche Dosis wird dich als Tourist 20 Franken kosten, Einheimische zahlen normalerweise 10 oder 15.
An privaten und Untergrund-Partys kann es gut vorkommen, dass irgendwo eine MDMA-Bowle steht. Beschränk dich besser erstmal auf ein Glas und schütte frühestens eine Stunde später nach.
Gras und Haschisch
Früher war es in Zürich ungefähr gleich schwierig, eine Fahrradpumpe aufzutreiben wie ein Säckchen Gras. Damals hatten wir Läden, in denen sogenannte „Duftsäckchen” verkauft wurden. Das waren noch Zeiten. Heute bekommst du dein Weed ähnlich wie dein Kokain: Von einem Typen, zu dem du nach Hause gehst und den du nur kennst, weil du jemanden kennst. Gutes Indoor-Gras sollte in Zürich nicht mehr als 15 Franken aufs Gramm kosten. Outdoor-Weed wechselt für maximal 6 Franken den Jutesack.
In extremen Notfällen kannst du auch Weed von den Jamaikanern an der Chinawiese (die du eigentlich meiden solltest, die Wiese, nicht die Jamaikaner) kaufen. Allerdings bekommst du dort recht übles Zeug zu einem enormen Preis.
Eine weitere Notfallstelle ist die sogenannten Haschgasse gleich hinter dem Hauptbahnhof. Dort hat es allerdings extrem viele Bullen, die ihren Tag damit zubringen, zu zehnt irgendwelche Junkies zu filzen. Wenn du dir an der Haschgasse effektiv Haschisch kaufst, bist du ein Trottel, der gerne Muskat raucht.
GHB
GHB ist eine ziemlich schreckliche Droge, die aus Lacklösemittel besteht. Da die Droge extrem schwierig zu dosieren ist, bist du ein waghalsiger Vollidiot, wenn du dir das selber reinziehst, weil du danach ausschaust, als wärst du besessen.
GHB ist zudem DIE Vergewaltigungsdroge in Zürich, es kommt also vor, dass das Zeug einer (vornehmlich) hübschen Dame von irgendeinem degenerierten Wichser in den Drink geleert wird, bis die vollkommen dizzy den Club verlässt, dort ohnmächtig zusammenbricht und ihrem vermeintlichen Peiniger ausgeliefert ist. Also, schau dass du deine Drinks im Auge behältst. Solltest du dich urplötzlich komisch fühlen und den Club verlassen wollen—tu es um Himmels Willen nicht alleine!
Und nein, wir sagen dir nicht, wo du das Zeug herbekommst.
LSD und Pilze
Pilze bekommst du in der Stadt eigentlich nicht, höchstens manchmal auf Goa-Raves im Hinterland. LSD ist da schon einfacher und wird von vielen Grasdealern ab und zu bestellt. Allgemein bekommst du LSD aber nur auf Bestellung und nicht einfach so. Auf ganz argen Raves kann es gut sein, dass irgendjemand eine Flasche dabei hat, das bekommst du dann meistens gratis, wenn du dich gut mit der betreffenden Person verstehst. In Zürich werden psychodelische Drogen im Club oder auf der Strasse weniger gedealt.
Es gibt allerdings eine lustige Geschichte von einem Abschiedsfest irgendwo im Kreis 4; dort soll einer nicht geglaubt haben, dass es wirklich LSD-Zuckerwürfel sind und aus Trotz die halbe Schale gefuttert haben. Das war vor ein paar Monaten —soweit wir wissen, ist er zwischenzeitlich wieder zu sich gekommen.
Kombi-Zange
Die Kombi-Zange ist eine legendenumwitterte Zürcher Spezialität, die hauptsächlich aus Kokain und Ketamin besteht. Solltest du dir bewusst so eine reinziehen, schau, dass du sitzst oder weich fallen kannst. Gerüchten zufolge soll sogar Ricardo Villalobos schon von der Kombi-Zange gefällt worden sein.
Polizei
Gefilzt wirst du bei den ehemaligen Heroinszenen am Platzspitz und am oberen Letten, am Hauptbahnhof, am Bahnhof Stadelhofen, bei der Bäckeranlage und dem ehemaligen Kiffer-Utopia rund um die Chinawiese. Wenn du gefilzt wirst, kannst du auf helvetische Freundlichkeit hoffen. Manche Cops sind easy. Manche Cops haben Mitleid mit flennenden Mädchen und Kulleraugen.
Kiffen kostet aber eh nur noch 100 Franken und hat keine weiteren Folgen. Andere Touristen kriegen Bussen für’s Falschparken, so what?
Dumm ist es, in die Ausnüchterungszelle zu geraten, dort hast du eine Pritsche, ein Klo und sonst nichts. Nein, du bekommst dort auch kein Wasser und der Spass wird dir mit durchschnittlich 700 Franken verrechnet. Diesen Betrag zahlst du für eine Nacht in der Vorhölle.
Also wenn du drauf bist, versuch den Bullen auf möglichst unauffällige Weise aus dem Weg zu gehen.
Foto von Evan Ruetsch
POLITIK, DEMOS UND WIE RASSISTISCH SIND DIE LEUTE HIER?
Wenn die Schweiz auf etwas stolz ist, dann ist es—direkt nach ihrem Lieblingsschwiegersohn Roger Federer— ihre direkte Demokratie. Diese ist durchaus praktisch, hat aber auch eine Schattenseite: Die Mehrheit der Schweizer stimmten in den vergangenen Jahren für feuchte Clash-of-Civilizations-Träume, wie das Verbot, Minarette zu bauen, kriminelle Ausländer in ihr Herkunftsland zurückzuschicken oder einfach einmal kurz dafür, die europaweite Personenfreizügigkeit einseitig aufzukünden.
Diesen Paragrafenrassismus wirst du aber nicht spüren: Die Schweizer lächeln dich nett an, selbst wenn sie dich am liebsten ins nächste Taxi zum Flughafen schmeissen würden. In Zürich hast du ausserdem das Glück, in der urbanen Hochburg der Schweiz zu sein. Hier sind linksalternative Kulturbürger en vogue. Jede noch so beschissene Party wird als politisches Happening inszeniert und die Revoluzzer-Kiddies der Revolutionären Jugend taggen und stickern die ganze Stadt voll.
Die grösste Ausländergruppe aus Ex-Jugoslawien stereotypisieren sie trotzdem gerne als M3-fahrende Schippis, obwohl sie doch wieder ganz froh sind, dass diese Schippis die Schweiz ins Achtelfinale der Fussball-WM kicken. Richtige Minderwertigkeitskomplexe bekommt der gemeine Schweizer ausserdem beim pseudo-überlegenen “deutschen Filz”. Deutsche Chefärzte, deutsche Manager, deutsche Professoren. In ihrer Abwehrreaktion finden die wahren Eidgenossen auch den Billiglohn-Busfahrer scheisse, der sie auf hochdeutsch anquatscht—und alle noch beschissener, die in den nächstbesten Schweizerdeutsch-Sprachkurs rennen.
Der Politik in Zürich ist meistens zu langweilig. Wirklich wichtige Probleme gibt es kaum—dafür ist die Stadt schlicht zu wohlhabend. Streiten tun sich die Parteien natürlich trotzdem. Etwa über den Hafenkran, ein 600’000 Franken teures, befristetes Kunstobjekt an der Limmat und wohl Zürichs beliebtester Selfie-Hintergrund. Die einen motzen, der hätte gar nie aufgestellt werden sollen. Die anderen wollen ihn für immer behalten.
In Zürich lebt seit den Achtzigerjahren eine recht starke alternative Kultur. Mit dem besetzten Koch-Areal befindet sich eine der grössten und kreativsten Besetzungen Europas in Zürich, allerdings ist das nicht die einzige. Von den meisten Demos wirst du aber nichts mitkriegen, wenn du kein Indymedia-Groupie bist. Richtig auf die Barrikaden gehen Zürcher vorwiegend wegen Mietpreisen oder der Squat-Räumungen. Am ersten Mai steht alles zwischen links, alternativ und sozial am offiziellen Umzug auf den Strassen. Die illegale Nachdemo, die auch schon in 24h-Riots endete, konnte die Polizei unter dem linksalternativen Stadtrat Wolff 2014 unterbinden.
Foto von Nadja Stäubli
ESSEN
Maison Manesse
Hier kriegst du alles, was du Zuhause niemals essen würdest oder zubereiten könntest, mit Zutaten, von denen du noch nie gehörst hast, aus Ländern, deren Namen du nicht aussprechen kannst. Vertrau einfach dem Kellner, er wird dich sicher durch dieses kulinarische Wunderland hindurchführen. Danach bist du zwar arm, aber glücklich.
Palestine Grill
Der Palestine Grill ist das orientalisch würzig duftende Herz der Langstrasse. Dort triffst du dieselben Vögel, die eigentlich nur nachts rauskommen, auch mittags beim Tee. Die Speisekarte ist palästinensisch gehalten und bei jeder sich bietenden Gelegenheit entsteht irgendeine Strassenparty am Grillstand unserer Zuneigung.
Kronenhalle
Wenn es dir nichts ausmacht, einen halben Monatslohn für Abendessen auszugeben, ist die Kronenhalle der beste total kaputte Ort, um sich den Bauch vollzuschlagen. Wo sonst kannst du einen Innereieneintopf verputzen, vor einem original Matisse sitzen und kläffenden Bonzen dabei zusehen, wie sie Marcel Ospel fauchend aus dem Saal mobben.
Petit Saigon
Tolle vietnamesische Küche, serviert von der zickigsten, lustigsten und herzerwärmendsten Thai-Tunte westlich von Phuket.
Gaul
Veganer Burger klingt als wäre er für Vollidioten. Aber so eine geniale Komposition einer fleischlosen, saftigen Gottheit, getränkt in Fett, selbstgemachter Tartaresauce und orgiastisch gewürzten Fritten gibt es sonst nirgends in der ganzen Stadt.
Sternen Grill
Bratwurst. Scharfer Senf. Knuspriges Büürli. Geil. Lass dich von der kilometerlangen Schlange nicht täuschen, geh durch den Haupteingang rund um die Take Away-Zone und stell dich einfach auf der rechten Seite ganz vorne an. Klappt immer.
Miracle
Ein kleines, unscheinbares, aber immer volles Grotto, das seit über 20 Jahren die optische Aufwertung des Zürcher Seefelds überlebt. Hier gibt es die beste Pizza der Stadt, basta!
Foto von Yves Suter
WAS ESSEN DIE EINHEIMISCHEN?
Fondue
Keine Sau isst Fondue, so lange das Thermometer im positiven Bereich ist. Für Fondue braucht es einen Scheesturm, eine Käsemischung aus der Molkerei, Minus 30 Grad, ordentlich Schnaps und richtige Freunde. Und wenn diese Komponenten gegeben sind, gehen wir ins Fribourger Stübli am Helvetiaplatz oder bleiben daheim, denn jeder Schweizer besitzt ein Fondue-Caquelon. Also geh diesen mit Käse, Kuhglocken und Alpenbildern dekorierten Schuppen, die asiatische Touristen 24/7 mit ihrem Instant-Fondue quälen, einfach grundsätzlich aus dem Weg.
Bratwurst & Cervelat
Es gibt kaum etwas, was schweizerischer ist, als an irgendeinem Fleck Grün am Wasser auf einem 15 Franken Billiggrill ein paar XXL-Bratwürste oder Cervelats mit Brot und Bier herunterzudrücken. Die Würste bestehen hauptsächlich aus Fett und Fleischresten.
Gschwellti
Du nimmst die fettesten Kartoffeln mit 15 Zentimeter Durchmesser, die du finden kannst, schneidest sie auf und füllst sie mit so viel Crème Fraiche, Quark oder Naturjoghurt, Schnittlauch, Muskat, Salz und Pfeffer, bis sie überquillen, umwickelst sie mit Alufolie und schmeisst sie auf den Grill oder in einen Ofen. Porno.
Schoggibananen
Du nimmst ein paar Bananen, schneidest sie der Länge nach auf, stofpst sie mit der besten Schweizer Alpenbitterschokki, die du finden kannst, umwickelst sie mit Alufolie und ab auf den Grill damit.
Zürigschnätzletzes
Kocht eigentlich fast keiner, kennen aber alle und jedes zweite Restaurant hat es auf der Karte. Kalbsgeschnetzeltes, im Original mit Kalbsleber, an einer Pilzrahmsauce mit Muskat, Pfeffer, Paprika und den geilsten gerösteten röstigen Rösti, die du kriegen kannst.
Luxemburgerli
Die beste Adresse für diese in Zürich tonnenweise hinuntergedrückte süsse Leckerei ist der Sprüngli. Dort kannst du Gerüchten zufolge auch dein Taschengeld aufbessern, indem du reifen Damen als Lustsklave zur Verfügung stehst. Die Legende besagt, wer im Sprüngli ein Glas Milch bestellt und dann seinen Kaffeelöffel quer auf den oberen Glasrand legt, wird von lüsternen alten Frauen angesprochen. Das verlangt einigen Mut und einen eisernen Magen aber könnte unter Umständen auch die Übernachtungsproblematik lösen.
Wiädikärli
Die lächerlich deliziösen Schweinswürste stehen hinter unserem müden Lächeln, das wir auf den Lippen haben, wenn St. Galler was sagen wie: „Aber wir haben wenigstens die besten Bratwürste”. Diese Säulen des kulinarischen Selbstbewusstseins der Zürcher kannst du unter anderem im Geroldsgarten bekommen oder gleich an der Quelle—in der Metzgerei Keller am Manesseplatz.
Foto von Nadja Stäubli
TRINKEN
Langstrasse
Wo sich vor einigen Jahren noch Nutten und Junkies prügelten, umarmen sich heute Yuppies und Polizisten. Die Gentrifizierung macht aber nicht bloss alles langweiliger und teurer, sondern breitet auch Bars wie dem Dante den roten Teppich aus. Damit sorgt sie für top Drinks aus Gin und allem, was sich irgendwie mit Gin mischen lässt.
In der Mars Bar kommt der Hobby-Ultra in dir auch rauchend auf seine Kosten und in den Assi-Schuppen Strauss kannst du flüchten, wenn dir die Nightlife-Turtelei zu viel wird—oder wenn dir Enrique Iglesias „I can be your hero baby” in dein Ohr seufzen soll.
Was sich normalerweise durch die Nacht zum Club mausert, aber jeweils als Bar anfängt, ist das Longstreet. Der Laden ist mittlerweile eine Institution, die durch ein (an der Grösse des Ladens angepasstes) ausnehmend solides Booking besticht.
Sihlpost
Die Hafenkneipe lässt dich bei Matrosenatmosphäre und den grössten Punk-Hits der letzten drei Dekaden in Sentimentalitäten schwelgen, die du gleich wieder im breiten Biersortiment oder einem Whisky ertränken kannst. Auch ganz nett: Konzerte mit maximal hundert Besuchern.
Hardbrücke
Das Les Halles ist alles. Velogeschäft, Delikatessenmarkt, Restaurant, Bar—Hauptsache irgendwie Französisch. Hier treffen Banker aus dem benachbarten Prime Tower auf Freischaffende und das linke Establishment. Und alle trinken sie zusammen Pastis.
Zuviel der französischen Romanze? Gleich nebenan ist das Steinfels. Öffnest du die Tür, wähnst du dich erstmal auf einem netten Trip—dem Innendekorateur mit Neon-Faible sei Dank. Vergiss trotzdem nicht, das beste Bier der Schweiz zu bestellen, das sie im Hinterraum selber brauen.
Niederdorf
Zwischen all den Polterabenden und Erstsemestern auf Pub Crawl verstecken sich einige Perlen für dein Been-There-Done-That-Stickerheft. Im Cabaret Voltaire setzten vor bald hundert Jahren die Gründereltern des Dadaismus ihr Kind in die Welt und inEdi’s Weinstube gibts Porno und Wein. Letzteres in bekannter Form, ersteres als Kunst an den Wänden und als Hintereingang zum ehemaligen Sexkino Stüssihof.
Foto von Evan Ruetsch
ÜBERNACHTEN
Scheissteuer ist in Zürich eh alles, daher solltest du couchsurfen oder gar nicht erst in Zürich übernachten. Respektive wenn du niemanden in der Stadt kennst (oder kennenlernst), schlicht schlaflos bleiben. Das funktioniert in Zürich nicht zuletzt dank dem Meyers recht gut.
Alternativ gibt es ja Pillen und After-Hour-Löcher. Oder du willst es wirklich wissen, bist eh nur wegen einem fetten Kokaindeal in der Stadt und möchtest stilvoll klotzen. Dann gehst du ins Dolder Grand, Bar au Lac oder Eden au Lac.
Wer auf Kasernenstimmung und Kajütenbetten steht, bekommt direkt an der Langstrasse ein bezahlbares Bett im Langstars. Auch in der Langstrasse ist das Hotel Rothaus. Stets verzweifelt bemüht um ein seriöses Image, ist und bleibt es ein asozialer Ort.
Ob es an den Gästen oder den Dealern im Hauseingang nebenan liegt—jeder Gentrifizierungsversuch ist an dieser Kreuzung gescheitert. Auch halbwegs flüssig davon kommst du im Guesthouse zum guten Glück, gleichzeitig ist das noch relativ zentral gelegen. Unter 50 Franken die Nacht wird es langsam düster, also privat vermietetes Einzelzimmer in Schlieren.
Foto von Nadja Stäubli
LGBT ZURICH
Dass Zürich keine Weltmetropole ist, merkt Mann daran, dass es in der Stadt nur einen einzigen Club für Schwule gibt. Und Frau merkt es daran, dass es überhaupt kein Tanzlokal für junge Lesben gibt.
Wer also dick ausgehen will, muss sich an den Labelpartys orientieren, von denen es dafür einige gibt. Falls Mittwoch ist, lohnt sich ein Besuch bei den Helden im Provi-Treff an der Limmat. Besonders im Sommer ist das ein gemütlicher Ort für billige Drinks und nette Männer. Bis Mitternacht. Dann verschwinden die Provinzler mit dem letzten Zug und die Party wird wilder.
Einzige Oase in der Schwulenclub-Wüste ist der Heaven Club mitten in der Stadt und erst noch an der Spitalgasse: Eine nette Location, besonders seit sie eine Klimaanlage eingebaut haben und der Schweiss nicht mehr von der Decke tropft.
Leider werden darum aber auch die T-Shirts nicht schon um 23 Uhr ausgezogen. Da im Heaven Club die Musikstile schamlos gemischt werden, musst du unbedingt vorher abklären, was läuft. Der billige Tuntenpop hat ebenso wie Techhouse oder Balkanbeats seinen eigenen Abend.
Die Spitalgasse ist generell so etwas wie die Castro Street von Zürich. Das knapp 200 Meter lange Gässchen ist mit dem Heaven, der Platzhirsch-Bar und dem Barfüsser die seriösere Variante der schwulen Zürcher Welt—wobei sich im Fall des Barfüsser die LGBT-Welt im hinteren Teil der Sushi-Bar versteckt. Einfach an den überteuerten Röllchen vorbei gehen.
Hier findest du auch junge Lesben. Übrigens sitzen die jüngeren Queers, die sich die überteuerten Drinks nicht leisten können, am oberen Ende der Gasse vor der Kirche, wo es bunten Alkohol aus grossen Flaschen gibt. Einfach dazusetzen.
Aber der Ausgang für Gays beginnt ja nicht in einer Bar, sondern in einem Café, wo trotzdem schon Alkohol getrunken wird. Wer es älter und teuer mag, besucht das Rathaus-Café und kann dabei noch den Hafenkran bewundern.
Aber genug vom Niederdörfli. Auf der anderen Seite der Limmat ist es zwar auch nicht billiger, aber jünger. Hier beginnt der Tag im Café Lang am Limmatplatz und damit am Anfang der legendären Langstrasse. Von hier ist es nur ein Katzensprung an die Kernstrasse, die andere schwule Ecke der Stadt. Auf der einen Seite die wunderbare Bar Les Garçons, die am Wochenende auch Sound mit Live-DJs bietet.
Direkt vis-à-vis die Männerzone, eine Sauna für bärige Gesellen und ihre Freunde, die auch eine überraschend sympathische und lockere Bar bietet, wo man ohne Eintritt zur Sauna trinken kann. Tagsüber ist die Männerzone übrigens ein gut sortierter Fetisch-Shop.
Wenn nichts mehr hilft, du nur noch Alkohol brauchst und ebenso verlorene Seelen, eine laute Ostschweizer Bedienung mit viel Charme und die schlechteste Musik der Welt suchst, ist die finale Empfehlung Petras Tiptop-Bar am Seilergraben. An diesem Tresen musst du nicht einsam sein.
Foto von Evan Ruetsch
ORTE, DIE AUCH NÜCHTERN SPASS MACHEN
Das Seeufer
Zürich hat einen sehr geilen See, dort kannst du dich im Sommer eigentlich an einen beliebigen Fleck setzen. Ausser der Chinawiese. nebst den ganzen Wiesen sind sicher das Seebad Enge und das Quai 61 eine gute Wahl.
Der obere/untere Letten
Viele hübsche und tätowierte Menschen findest du am Letten, allerdings liegen die recht dicht gedrängt dort. Zudem handelt es sich um ein Flussbad, was dazu einlädt, sich mit einer Kiste Bier in ein Schlauchboot zu setzen und sich den Fluss hinunter treiben zu lassen.
Dachterrassen
Zürich hat über der Hektik des ganz normalen Geschäfts-Horrors eine kleine heile Welt errichtet: Die Dachterrassen. Die Dachterrassen bilden eine verwinkelte und recht trashige eigene Stadtebene, auf der noch nie jemand was anderes getan hat, als abzuhängen. Der Vorhof des Himmels und Sozialplattform. Jedes ältere Mietshaus in der Stadt hat so eine. Du solltest dich mit Leuten bekannt machen die Zugang zu einer Dachterrasse haben, Partys und Dinners vorziehen, in welche eine involviert ist oder zumindest aus dem 17. Stock eines Bankmonolithen neidisch auf eine gestarrt haben.
Niederdorf
Im Winter nüchtern zu sein ist in Zürich weniger spassig. Du gehst am besten ins Kaffee Schober—gleich dahinter hat es einen netten Secondhand-Laden, ein paar Gässchen weiter einen der wenigen Comic-Shops der Stadt.
Im Kultursektor sei dir übrigens auch der Analph empfohlen. Wenn du Spiele brauchst, um die Nüchternheit totzuschlagen, gehst du in den Rien ne va plus. Wenn du Lust auf Kunst hast, schaust du idealerweise beim Musée Visionnaire am Zähringerplatz vorbei. Wenn dir das zu anspruchslos ist, weil du einer dieser Degree of Fine Arts-Fuzzis bist, verkriech dich einfach im Löwenbräu-Areal.
Alter Botanischer Garten
Zwischen dem See und dem Hauptbahnhof stösst du mit etwas Glück auf den alten botanischen Garten, ein idealer Ort, um den Rest des Tages mit flanieren zu verbringen.
Gerolds Garten
Gerolds Garten befindet sich zwischen dem Supermarket dem Gaul an der Geroldstrasse. Frau Gerolds Garten ist eine recht grosse Anlage mit verschiedenen Sonnendecks und den berüchtigten Wiädikerli im Angebot. Dort kannst du zumindest mal nüchtern hingehen. Ab dem 18. Juli findet gleich neben an der grandiose Rundfunk.fm statt und dauert einen Monat. Das ist der einzige Monat im Jahr, in dem Zürich ein vernünftiges Radio besitzt.
Photobastei
Wer es nicht lassen konnte und doch durch die Bahnhofstrasse zum Paradeplatz lief, sollte schnellsmöglichst um die Ecke die Photobastei besuchen. Auf sieben Stockwerken kann man sich hier zeitgenössische Fotografie ansehen, man sollte das umgehend tun, denn Ende August wird die Kunst rausgeschmissen, so das wieder in Büros gearbeitet werden kann. So rollt der Rubel.
Oepfelchammer
Ihr konntet es nicht lassen und seid trotzdem ins Niederdorf, stimmts? Was habt ihr euch nur dabei gedacht. Bahnt euch schnell einen Weg durch pöbelnde Pubertierende, geht in die Oepfelchammer und erlebt das schweizerischste Erlebnis aller Zeiten: In der kleinen Stube oberhalb des Restaurants werden „whacky” Regeln befolgt und man kann so richtig schön seine Männlichkeit in der Balkenprobe zur Schau stellen. Wenn ihr es tatsächlich schafft über den Balken zu klettern dürft ihr euch im Holz verewigen.
Kanzleiareal
Wenn ihr es durch den Sumpf der Langstrasse geschafft habt, wartet dort am Ende die kleine Erholungsoase des Kanzleiareals. Das kleine Shangri-La wird von einem robusten Stahl-Zaun umringt und bietet genügend Schutz vor aargauischen Jugendlichen die sich in den Kreis 4 verirrt haben. Die Rentner spielen Boccia, die Kinder spielen auf dem Spielplatz, die Erwachsenen gehen ins Kino Xenix, Samstags spazieren alle gemeinsam durch den Flohmarkt. Hallelujah!
Foto von Nadja Stäubli
WIE DU NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN, AUSGETRICKST UND/ODER AUSGERAUBT WIRST
In Zürich ist es relativ einfach nicht verprügelt zu werden. Es gelten erstmal dieselben Grundregeln wie überall sonst: Halt die Fresse, wenn du betrunken bist und halte dich von grösseren Männergruppen in dunklen Gassen fern.
Schau, dass du nach vier Uhr nicht mehr alleine an der Langstrasse oder irgendwo im Kreis Fünf rumhängst. Wenn du von einer Gruppe Algerier vor einem Club freundlich angesprochen wirst, bist du wahrscheinlich schon bestohlen worden.
Du solltest (ausserhalb der WM) nachts besser keine Fussballtrikots tragen—nur Idioten tun sowas. Ab und an wirst du in Zürich von einem verzweifelten Familienvater aus Indien (dem gerade sein ganzes Geld und die Flugtickets geklaut wurden) oder einem tibetanischen Mönch (der einen Taschenspieler-Trick mit dir macht) oder ähnlichen kleinen Trickbetrügern angehalten und um Geld gebeten.
Der Familienvater wird auf die Tränendrüse drücken, der Mönch dir das Gefühl vermitteln, die auserwählte Neuinkarnation Buddhas zu sein. Beide wollen nur deine Kohle. Falls dir jemand in der Stadt der Banken anbietet, dein Geld unter der Hand zu wechseln, tu es nicht.
Foto von Evan Ruetsch
WIE DU DICH NICHT WIE EIN BESCHISSENER TOURIST VERHÄLTST
Die Zürcher haben an und für sich kein Problem mit Fremden, wir stimmen beispielsweise regelmässig gegen diese ganzen rechtsradikalen Vorlagen. Der oder vor allem die Zürcherin findet alle Menschen, die sie nicht kennt, ziemlich ähnlich scheisse.
Die Zürcher lächeln dich nicht an, vermeiden Blickkontakt und denken ungute Sachen über dich, vor allem wenn du denselben Verkehrsweg wie sie benutzt.
Unter diesem generellen Misstrauen kommen Touristen aus fremden Ländern noch am besten weg; jenen wird gerne der Weg gewiesen und auch mal der Fotoapparat gehalten. Wenn du in Zürich gehasst werden willst, gib dich als Aargauer zu erkennen.
Die meisten tun das, indem sie ein entsprechendes Nummernschild am Auto haben, bei der kleinsten automobilen Herausforderung versagen und den Verkehr lahm legen. Zudem kleiden sie sich geschmacklos und überfüllen am Wochenende die Nachtclubs, was sie allerdings mit so ziemlich allen anderen deutschsprachigen Kantonen gemeinsam haben.
Astreines, möglichst hochgestochenes Norddeutsch kann auch dazu führen, dass du in der Schweiz eher abgelehnt wirst. Zürich ist da noch verhältnismässig tolerant, aber eben auch nicht vollständig. Wenn du als Zürcher durchgehen willst, bereise die Stadt nur per Fahrrad, lästere über alles und jeden ab und mach billige Witze über alles in der Schweiz, was ausserhalb von Zürich liegt.
Sag auf keinen Fall „Zür-icher”! Es heisst „Zürcher” und wenn wir Zürcher „Züricher” hören stehen uns die Haare zu Berge als ob du eine Tafel entlang kratzt.
Es gibt ausserdem keine Gelegenheit, zu der sich ein Zürcher verkleidet, abgesehen vom Sechseläuten und dem ersten Mai. Nein, auch Fasnacht machen wir nicht und an der Streetparade erkennen wir Touristen anhand der dämlichen Kostüme.
Um einer erst aufkeimenden Geschmacklosigkeit gleich einen Riegel zu schieben: Mach keine Segway Tour. Ich wiederhole, mach keine Segway Tour! Das ist Zürich-unabhängig und gillt als allgemeiner Lebenstipp! Macht das einfach nicht, fertig. Zwingli unser Stadtreformator wurde für weitaus weniger gevierteilt und verbrannt.
Foto von Evan Ruetsch
LEUTE UND ORTE, DIE DU MEIDEN SOLLTEST
Bahnhofstrasse
Besuchst du die Bahnhofstrasse, wirst du deinen persönlichen Oprah Winfrey-Moment erleben. Aber im Gegensatz zu dir erhielt Oprah immerhin ordentlich Publicity, als man ihr keine 35 000 Franken-Tasche verkaufen wollte.
Mausefalle
Es ist die Hölle, Hölle, Hölle—du verstehst.
Bellevue am Sechseläuten
Tausende Typen in komischen Kostümen, die durch die Strassen ziehen, ein Schneemann, der verbrannt wird, um den Sommer vorherzusagen, ein Umzugsverbot für Frauen. Was nach einer Menge Spass bei folkloristischem Irrsinn klingt, entpuppt sich eingequetscht zwischen tausenden Familien als klaustrophobischer Alptraum.
Zürifäscht/Streetparade
Die Grossanlässe (wie auch das Sechseläuten) sind grundsätzlich eine Herausforderung; meide die Hauptstrassen um jeden Preis. Neben den grossen Veranstaltungen gibt es immer schöne kleine Off-Partys am Fluss oder im Niederdorf. Geh dort hin und warte, bis sich die Zombiehorden gelichtet haben.
Niederdorf
Wo gehen Leute hin, die keine Ahnung von einer Stadt haben? In die Altstadt. Zürich legt beim Standard-Einheitsbrei aber noch einen drauf: Retorten-Imbiss reiht sich an Retorten-Bar reiht sich an Retorten-Imbiss reiht sich an Retorten-Bar. Besonders bei Nacht zu vemeiden.
Stairs Club
Wenn du dich im Stairs Club wiederfindest, ist die Sonne schon draussen, du bist an jeder anderen Tür abgewiesen worden und auch wenn die Drogen was anderes sagen, ist es langsam Zeit heim zu gehen.
X-Tra
Du bist 14 und möchtest deine Clubbing-Karriere starten—du bist im X-Tra genau richtig. Feiert deine Club-Entjungferung aber ihr zehnjähriges Jubiläum und du möchtest nicht im Knast landen, weil du im Suff vergessen hast, nach dem Ausweis deiner Bettgespielin zu fragen—lass es.
Foto von Nadja Stäubli
TRINKGELD UND SÄTZE, DIE DU KENNEN SOLLTEST
Trinkgeld
In der Schweiz wird man mehr oder minder ordentlich bezahlt und das Bildungswesen ist so gut wie gratis für alle und die Gesundheitsversorgung ist Pflicht; sowohl solide als auch bezahlbar. Man gibt fünf bis zehn Prozent Trinkgeld. Gibst du 20 Prozent, wird die Kellnerin davon ausgehen, dass du ihr an die Wäsche willst.
Sätze und Begriffe, die du kennen solltest
Figgdi—Fick Dich!
Hschmer e Zigi?—Würdest du mir bitte eine Zigarette geben?
Dini Mueter..—geht als Antwort auf ziemlich alles. Meistens mit dem entsprechenden Zusatz, der ein Element der Frage übernimmt, z.B. Wartest du auf den Bus?—”Dini Mueter wartet uf dä Bus”.
Vrpiss di—Verschwinde!
Dubel—Idiot
Banane—Unerfahrener Trottel mit zu grossem Mundwerk
Chicks—Frauen im Alter von 18-ca 23 Jahren
Büsi—Hübsche Frau
Keie mer dure/ Gömmer steil/ Gömmer chli go dumm tue—gehen wir uns betrinken und/oder Drogen nehmen bei lauter Musik
Messi—Danke
Schnägg— 5 Franken oder eine Vagina
E Stange—3,3 Deziliter Bier vom Hahn
Es grosses—0,5 Liter Bier vom Hahn
Huere—heisst Prostituierte und ist ein Universal-Adjektiv, das alles besser oder extremer macht: Geil—Huere Geil; Arschloch—Huere Arschloch usw.
Schnurri—Nennt man jemanden mit grosser Schnauze und nichts dahinter
EINE YOUTUBE PLAYLIST MIT FRAGWÜRDIGER EINHEIMISCHER MUSIK
Die Zürcher haben keine wirklich starke Musikindustrie, aber viele Rapper, die Zürich sind und mögen und den Vibe gut rüberbringen. Dazu kommen natürlich ein paar lokale Legenden wie Ian Constable oder Kalabrese.
DER VICE-STADTPLAN
So, hier bitte sehr. Komm uns doch besuchen, denn bis dahin hast du eh nichts erlebt—du huere Banane!
En Schöne und bis dänn,
—VICE Schweiz
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