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Wir haben Raver gefragt, wie die Festivals der Zukunft aussehen werden

Dieser Artikel ist Teil des VICE Guides für Festivals, alle Texte findet ihr hier.

Houghton ist ein relativ neues Festival für elektronische Musik. Es beschreibt sich selbst als durch und durch “boutique”. Statt großer Marken gibt es kleine: Statt Smirnoff heißt der Wodka Sauvelle, schicke Taco-Restaurants stehen an den Plätzen, den eigentlich fettverkrusteten Bratwurstbuden vorbehalten sind. Das Line-up wartet mit großen Namen wie Ricardo Villalobos, Craig Richards und Hunee auf, daneben treten aber auch weniger bekannte Acts wie DJ Sotofett oder Nicholas Lutz auf.

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Da elektronische Musik noch verhältnismäßig jung ist, lässt sich nur mutmaßen, wie so ein Festival in der Zukunft aussehen wird. Viele Faktoren spielen eine Rolle: Welche Technologie werden noch entwickelt? Wie inklusiv wird die Branche? Welche Drogen nehmen Menschen in 32 Jahren? Was auch passiert, du wirst garantiert auch in den nächsten 50 Jahren noch auf irgendeinem Acker deine Gehirnzellen dezimieren, bunte Pillen in Socken verstecken und 150 Euro für eine super authentische Techno-Erfahrung hinblättern – also so ziemlich genau das, was ich vergangenes Wochenende beim Houghton getrieben habe.

Was gäbe es also für einen besseren Weg, sich über die Zukunft elektronischer Musikfestivals Gedanken zu machen, als Menschen zu fragen, was sie daran am liebsten mögen? Reden wollten viele, aber nur die Wenigsten bekamen auch einen geraden Satz raus – noch weniger, sprich niemand, wollte fotografiert werden. Wie auch immer. So stellen sich Raver elektronische Musikfestivals anno 2050 vor:


Video: British Columbia: Shambhala Music Festival


Max, 23

Noisey: Wie stellst du dir ein elektronisches Musikfestival 2050 vor?
Max [kichernd]: Hallo, ich heiße Max. 2050? Bis dahin haben wir hoffentlich alle Implantate in unseren Ohren, die uns ermöglichen, Musik nur noch in uns und nicht mit anderen Menschen zu hören. Dann können wir Partys feiern, ohne für Ruhestörungen zu sorgen. Dann gibt es vielleicht Festivals überall. So eine stumme Disco in deinem Kopf. Oder es gibt irgendein kleines mechanisches Gerät. Vielleicht ist das alles auch etwas optimistisch. 2050 ist schließlich auch nicht mehr so weit weg.

Hannah, 24

Noisey: Wie werden elektronische Musikfestivals in 32 Jahren aussehen?
Hannah: Da muss ich mal kurz überlegen [überlegt]. Es ist ein Wolkenrave, bei dem alle in Raumkapseln sind und schweben. Alle haben ihre eigene Kapsel und schweben um die Bühnen, die sie sehen wollen.

Susan, 27

Noisey: Glaubst du, dass 2050 Drogen bei Festivals entkriminalisiert sein werden?
Susan: Drogen werden zum Bruttoinlandsprodukt beitragen [lacht].

Timothy, 27

Noisey: Hi! Wie wird das elektronische Musikfestival der Zukunft aussehen?
Timothy: Wir haben gerade MDMA und LSD genommen. Moment, ich muss mal kurz darüber nachdenken. Oh, ich weiß genau, wie es in 50 Jahren aussehen wird.

Ja, dann sag mal.
Niemand spricht miteinander, wir sitzen einfach in unseren Zimmern und tragen Virtual Reality Headsets. Wir können jemandem in der Ecke vorsichtig zuwinken und hoffentlich winkt die Person dann zurück. Das war’s dann. Alles ist Open Source. Das ist die Zukunft, in der Menschen die Welt beherrschen. Das Konzept einer Währung wird es nicht mehr geben.

Was ist mit Musik?
Aus einer Techno-Perspektive hoffe ich, dass es wie jetzt ist. Ausschließlich Vinyl darf es sein. Ausschließlich. Ich bin mir nicht sicher, ob ich oft genug ausschließlich gesagt habe. Analog. Ein Vintage-Synthesizer … Ich glaube, die Festivals der Zukunft werden einfach die aufgewärmten Festivals der Vergangenheit sein.

Charlie, 30, und Josh, 26

Noisey: Was glaubst du, wie Dance-Music-Festivals in 32 Jahren aussehen werden?
Charlie: Festivals werden viel mehr mit Lifestyle-Marketing zu tun haben als mit eigentlichem Musik-Marketing. Es wird immer weniger um die Musik gehen und mehr darum, ein kleines Mikro-Universum zu erschaffen – ein eigenes kleines Dorf. Ich glaube, dass Festivals einen viel größeren Fokus auf interaktive und visuelle Aktivitäten legen werden. Die Leute wollen eine Erfahrung, in die sie eintauchen können. Es hat bereits einen großen Anstieg immersiv-erfahrbarer Veranstaltungen gegeben.

Menschen werden mehr Gruppenaktivitäten wollen, Menschen wollen interagieren. Je mehr wir uns als Gesellschaft voneinander entkoppeln, desto größer ist unser Bedarf nach einem Zusammenschluss. Diese ganzen immersiv-erfahrbaren Events werden den Menschen die Möglichkeit geben, für eine Minute aus sich herauszukommen und …

Und eine Gemeinschaft zu bieten?
Ja, und eine Gemeinschaft zu haben. Eskapismus wird einen komplett neuen Trend auf elektronischen Musikfestivals etablieren. Sie werden immersive Ganzkörpererfahrungen für Menschen erschaffen, damit sie wieder zu sich selbst finden. Das ist einer der Hauptgründe, warum Menschen Festivals lieben. Weil sie einfach alles gehen lassen können. Es gibt einfach diesen immensen Bedarf an Verbindung.
Josh: Stell dir vor, Ecstasy würde legal werden. Und alle nippen nur noch an ihren Ecstasy-Mojitos.
Charlie: Ich glaube, das ist gar nicht so abwegig. Wenn wir eine zweite globale Finanzkrise haben, wird es bestimmt einen Haufen Länder geben, die sich alternative Methoden ausdenken, Geld zu machen. Es gibt viele Länder, die Drogen entkriminalisiert haben, es ist also nicht so abwegig, sich das vorzustellen – so wie Griechenland in einer heftigen Krise war. Wenn das einigen ärmeren Ländern in Europa geschieht, halte ich es für nicht abwegig sich vorzustellen, dass sie eine Droge wählen und anfangen, sie in staatlicher Massenproduktion herzustellen.

Simon, 28

Simon: Ich glaube, elektronische Musikfestivals 2050 werden wahrscheinlich so aussehen, dass 3.000 Menschen mit ihren Handys rumstehen und sich gegenseitig auf der Tanzfläche Nachrichten schreiben.
Echt? Warum?
Weil das fast schon so ist.

Ich habe das Gefühl, Festivals schaffen es eigentlich ganz gut, die Handys außen vor zu lassen?
Ich glaube, das liegt nur daran, dass Festivals mitten im Nirgendwo sind und es kein Netz gibt. Ich glaube nicht, dass das eine bewusste Entscheidung ist.

Glaubst du, wir werden 2050 noch Handys haben? Vielleicht kommunizieren wir da schon ganz anders?
Ich meine … Ich habe keine Ahnung … Verdammt, ich bin doch nicht H.G. Wells.

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