Wir haben Leute gefragt, wann ihre Eltern sie so richtig blamiert haben

Eltern haben ein großes Talent darin, ähnliche Gefühle in einem auszulösen wie die langsam zurückkehrende Erinnerung am Morgen – nach einer Nacht voller Tequila und Sekt auf Eis. Während man das alles aber spätestens am nächsten Wochenende wieder vergessen hat, hält die Erinnerung an peinliche Auftritte der eigenen Eltern ewig. Wir haben die schlimmsten Geschichten gesammelt.

Jirka, 26

Bei meiner Abiparty wurde viel getrunken. Auch ich hatte das ein oder andere Bier zu viel. Irgendwann war ich so gut dabei, dass einer meiner Freunde sich Sorgen machte. Er hielt es für eine gute Idee, meine Mutter anzurufen, damit sie mich abholen kommt. Sie setzte sich also nachts ins Auto und holte mich mitten aus dem Geschehen. Sie fragte so ziemlich jeden der Anwesenden, wer mir etwas ins Getränk getan habe. Dass ich freiwillig so viel getrunken hatte, konnte sie sich nicht vorstellen. Die Frage “Wer hat Jirka etwas ins Getränk getan?” wurde zum Running-Gag und schaffte es auch in die Abizeitung.

Videos by VICE

Steffi*, 26

Als ich in München Werkstudentin bei einem großen Stromanbieter war, habe ich mich aus Zeitgründen mehrere Tage nicht bei meiner Oma gemeldet und die ist vor Sorge fast wahnsinnig geworden. Irgendwie hat sie dann auch meine Mutter, die grundsätzlich eher unbesorgt ist, genauso wahnsinnig gemacht. Die hat dann in der Zentrale meines Arbeitgebers angerufen, weil sie mich auf dem Handy nicht erreichen konnte und auch meine Büronummer nicht hatte. Der Suchruf nach ihrer Tochter wurde erst weiter nach Berlin in die Personalabteilung geleitet und endete nach mehreren Umwegen schließlich beim Sicherheitsbeauftragten der Münchner Filiale. Der ließ es sich nicht nehmen, persönlich fünf Etagen tiefer zu mir an den Schreibtisch zu kommen, um dann vor dem kompletten Großraumbüro zu verkünden, ich solle mal meine Mutter anrufen. Die würde sich Sorgen machen.

Sabrina, 30

Foto: Hakki Topcu

Meine Mama guckt gerne Berlin – Tag & Nacht, was schon an sich schlimm ist. Als sie mich mal in Berlin besucht hat, sind wir an einem Samstag nach Steglitz zum Shoppen gefahren. Als wir über einen Zebrastreifen gingen, kam uns ein Darsteller der Serie entgegen. Meine Mutter riss ihre Arme auseinander und schrie in voller Lautstärke: “Fabrizio!” Das war sein Serienname. Er hat nur kurz abgenickt, gequält gelächelt und ist weitergelaufen. Jetzt wusste nicht nur ich, dass meine Mama Berlin – Tag & Nacht guckt, sondern auch hundert andere Menschen.


Auch bei VICE: ´Locked Off`– Ein Film über die wiederbelebte, illegale Rave-Szene Großbritanniens


Felix, 26

Meine Schwester hatte eine Tanzaufführung in einer Kirche. Ich saß mit meiner Mutter und meiner anderen Schwester im Publikum. Als sie auf die Bühne kam und mit ihrem Tamburin herummarschierte – was schon etwas lächerlich aussah –, gab es für meine Mutter kein Halten mehr: Sie lachte laut los. Sofort unterbrachen sie die Aufführung und schlagartig wurde es mucksmäuschenstill. Nur das Lachen meiner Mutter hallte weiterhin durch die Kirche. Ich wollte damals im Boden versinken. Heute finde ich die Geschichte selbst sehr witzig.

Mona, 26

Mein Vater, der Polizist ist, hat mal die Party von einer Freundin gecrasht, weil er am Telefon mitbekommen hat, dass wir gekifft haben. Er ist dann vorbeigekommen und hat meinen Freunden eine Predigt über Drogen und Alkohol gehalten, während ich heulend und zutiefst beschämt daneben saß.

Peter*, 39

Bei meiner Hochzeit erzählte meine Mutter von meiner Kindheit. Als ich etwa vier war – ich konnte gerade so zählen – fragte ich, warum und wann Mädchen Brüste bekommen. Die Antwort meiner Mutter war: “Die kriegen Mädchen, wenn sie brav sind.” Meine Reaktion damals war: “Dann warst du ja nicht brav. Du hast ja auch bloß zwei bekommen.” Meine Hochzeitsgäste haben gelacht, mir war das sehr peinlich.

*Name geändert

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.