Sheryl Sharkie alias “ShElvis” ist Autraliens einziger weiblicher Vollzeit-Elvis. Die 58-Jährige lebt in Sydney und reist als Tribute-Künstlerin quer über den Kontinent, um auf Festivals und Konzerten aufzutreten.
Wir haben Sharkie einen Tag lang auf dem einwöchigen Parkes Elvis Festival besucht, um uns anzusehen, wie ihr Alltag als Frau und als King so aussieht.
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Broadly: Kannst du uns erzählen, wann du deine Liebe zu Elvis entdeckt hast?
ShElvis: Als ich 14 geworden bin, haben meine Mutter und mein Vater endlich nachgegeben und haben mir zum Geburtstag einen Plattenspieler gekauft. Meine allererste Platte war Memphis to Las Vegas, die ich mir immer und immer wieder angehört habe. Die Leute sagen immer, dass die Musik zu ihnen gesprochen hat. Ich würde sagen, dass mir seine Songs etwas bedeutet haben. Ich weiß aber auch nicht genau, warum.
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Was bringst du als Frau in deine Rolle mit ein, was männliche Darstellern vielleicht nicht haben?
Ich verleihe seiner Musik eine femininere Seite. Elvis hat Balladen gesungen. Er wollte Geschichten erzählen. Die Jungs veranstalten immer eine riesige Show und versuchen, seine tiefe Stimme nachzumachen. Das kann ich zwar auch, aber ich konzentriere mich lieber auf das, was er mit seiner Musik erzählen wollte.
Ich versuche nicht zu verstecken, dass ich eine Frau bin. Ich kann diese ganzen Karate-Tritte und was die Jungs sonst noch so machen nicht. Dafür kann ich meine Hüften schwingen. Ich versuche einfach, die Songs einwandfrei abzuliefern.
Um ehrlich zu sein, war Elvis in meinen Augen nie besonders feminin.
Tatsächlich hat seine Sexualität ziemlich viele Fragen aufgeworfen. In jungen Jahren hat Elvis Make-up getragen und auch seine Musik hat sehr viele feminine Seiten. Allein seine Anzüge haben etwas sehr feminines – diese ganzen Glitzersteine und die Bauschärmel.
Hattest du schon mal eine seltsame Begegnung mit anderen Elvis-Fans?
Nein, aber ich höre von Frauen oft: “Warum tritt eine Frau als Elvis auf?” Ich antworte darauf meistens nur: “Und warum singt ein Mann Dusty Springfield? Hallo?” Ich betrachte mich selbst nicht als Drag King oder so etwas in der Art – meine Sexualität hat damit nichts zu tun.
Erzähl uns, von dem schönsten Moment mit deinen Fans.
Der schönste Augenblick ist eigentlich, wenn sich die Leute von mir mitreißen lassen. Sobald ich anfange zu singen, bekommen sie so ein Glänzen in den Augen. Am Anfang denken sich noch die meisten: “Ein weiblicher Elvis? Warum glaubt sie, dass sie Elvis nachmachen kann?” Doch sobald ich auf der Bühne stehe und singe, kann man es in ihren Augen sehen.
Worin liegt der Unterschied zwischen einem Elvis-Imitator und einem “Tribute-Künstler”?
Zum einen nennen wir uns selbst nicht Imitatoren. Imitatoren versuchen, tatsächlich so zu sein wie Elvis. Wir als Tribute-Künstler hingegen versuchen, ihm mit unseren Auftritten Tribut zu zollen. Es gibt schließlich nur einen King.
Wir müssen auch nicht genauso klingen wie er. Nicht alle von uns haben eine Stimme wie Elvis oder können sich so bewegen wie er. Der Mann ist immerhin eine echte Legende! Die Auftritte sind unsere Art, ihm zu danken. Es ist unser Kompliment an ihn und sein musikalisches Vermächtnis.